Feinstaub ist eine Gefahr für die Gesundheit. Wer dauerhaft viele Kleinstpartikel einatmet, ist anfälliger für Herzinfarkte und Atemwegserkrankungen. Das belegt eine aktuelle Studie von verschiedenen europäischen und US-Universitäten. Feinstaub entsteht meist durch Verbrennungsprozesse, zum Beispiel von Dieselmotoren.
Aber auch Züge sind Feinstaubschleudern. So verursacht zum Beispiel der Abrieb von Zugbremsen, Schienen oder Schotter viele Feinstaubpartikel. Durchfahrende Züge wirbeln den Staub an Bahnhöfen zudem stark auf. Das führt zu einer höheren Belastung in der Luft.
Höchste Werte in Zürcher Bahnhöfen
Der K-Tipp wollte wissen, wie hoch die Feinstaubbelastung an Bahnhöfen ist. Er hat die Werte an acht oberirdischen und vier unterirdischen Bahnhöfen gemessen.
Das Resultat: Besonders hohe Werte erreichten die unterirdischen Bahnhöfe in Zürich:
HB Zürich: Auf dem Perron der Gleise 43/44 mass der K-Tipp morgens eine Gesamtbelastung von 212 Mikrogramm Feinstaubpartikel pro Kubikmeter Luft (µg/m3), abends sogar 221 µg/m3 (siehe Tabelle im PDF, Spalte Gesamtbelastung).
Bahnhof Zürich Flughafen: Hier mass der K-Tipp am Morgen 212 µg/m3 und am Abend 176 µg/m3.
Bahnhof Zürich Stettbach: Auch in diesem unterirdischen Bahnhof war die Feinstaubbelastung mit 123 resp. 102 µg/m3 sehr hoch.
Alle diese gemessenen Werte liegen deutlich über dem Grenzwert für Aussenluft: Für Partikel bis 10 Mikrometer Durchmesser liegt er gemäss der Luftreinhalteverordnung bei 50 µg/m3. Derselbe Grenzwert gilt in der EU. Deutlich darüber lag die Belastung auch am oberirdischen Zürcher Bahnhof Stadelhofen.
Zum Vergleich mass der K-Tipp auch die Feinstaubwerte auf dem Trottoir der Rosengartenstrasse in Zürich. Sie gilt laut Untersuchungen des Bundesamts für Umwelt und des Kantons Zürich als eine der am meisten mit Feinstaub belasteten Strassen der Schweiz. Dort mass der K-Tipp aber nur um die 35 µg/m3.
Unter dem Grenzwert lagen die Werte in den oberirdischen Bahnhofshallen von Basel, Bern, Luzern, Olten, Winterthur, St. Gallen und am HB Zürich. Die Belastung dort war vergleichbar mit der Belastung an der Rosengartenstrasse.
Viele riskante Kleinstpartikel
Als gesundheitlich besonders heikel gelten kleine Partikel bis 2,5 Mikrometer Durchmesser. Denn sie können bis in die Lungenbläschen eindringen. Für diese kleinen Partikel gibt es seit 2018 deshalb einen eigenen Grenzwert von 10µg/m3. Auch er wurde unter anderem an vier Zürcher Bahnhöfen deutlich überschritten.
Das Bundesamt für Umwelt sagt, die Werte liessen keine Schlüsse über die Einhaltung der Grenzwerte zu: «Für offizielle Messungen müssen Verfahren angewendet werden, die genauer sind.» Ausserdem würden sich die Grenzwerte auf 24-Stunden-Mittelwerte oder Jahresmittel beziehen. Das heisst: Auch Nachtstunden müssten mitgerechnet werden, in denen kaum Züge und somit auch keine Passagiere unterwegs sind.
Doch diese Mittelwertmethode sagt nichts darüber aus, welchen Feinstaubbelastungen Bahnreisende tatsächlich ausgeliefert sind. Das Bundesamt und die SBB stellen sich auf den Standpunkt, dass die Gesundheitsgefährdung auch an stark belasteten Bahnhöfen gering ist: «Für Kunden besteht keine Gesundheitsgefahr, da sie nur wenige Minuten auf dem Gleis verbringen.»
Tatsächlich ist es unklar, wie gefährlich eine kurze, aber hohe Belastung ist. Dazu gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien. Es gibt jedoch Untersuchungen, die zeigen, welche möglichen Folgen eine mehrstündige hohe Feinstaubbelastung hat: Sie kann vor allem bei Asthmatikern und empfindlichen Personen zu vorübergehenden Atemproblemen führen.
Stuttgart (D) zeigt, wie sich Feinstaub reduzieren lässt: Am Neckartor installierte das Umweltamt zusammen mit dem Filterhersteller Mann + Hummel auf rund 300 Meter Länge Filtersäulen, die Feinstaub aus der Luft filtern. An diesem Verkehrsknotenpunkt messen die Behörden regelmässig die höchste Feinstaubkonzentration in Deutschland. Dem K-Tipp liegen erste Untersuchungsergebnisse des Filterherstellers vor: Die Filter reduzierten die Feinstaubbelastung am Neckartor um 20 bis 30 Prozent. Solche Systeme sind laut Hersteller auch an Untergrundbahnhöfen denkbar.
So wurde gemessen
Der K-Tipp wollte wissen, wie stark die Feinstaubbelastung zu den Hauptverkehrszeiten an Deutschschweizer Bahnhöfen ist. Mit einem optischen Partikelmonitor mass der K-Tipp die Werte an acht oberirdischen und vier unterirdischen Bahnhöfen jeweils am Morgen zwischen 7.30 und 9.30 Uhr sowie am Abend zwischen 16 und 18 Uhr während 20 Minuten. Der Partikelmonitor zählt die Anzahl Feinstaubpartikel in der Luft und schätzt deren Grösse mit Hilfe eines Lasers ein. In den 20 Minuten mass er alle sechs Sekunden, also insgesamt 200 Mal. Danach wurde der Durchschnittswert berechnet. Zum Vergleich wurde ausserdem die Belastung auf dem Trottoir der Rosengartenstrasse in Zürich gemessen.