Bakterienbombe Softice
In 6 von 16 Softice-Proben fand der K-Tipp viel zu viele Bakterien. Besonders schlimm ist die Situation in Zürich.
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K-Tipp 12/2005
15.06.2005
Stephan Dietrich - sdietrich@ktipp.ch
Softice, der cremigluftige Glacetyp, hat zwar manche Liebhaber, geniesst aber punkto Hygiene nicht den besten Ruf.
Zu Recht. In einer Stichprobe wurden in 6 von 16 Proben die zulässigen Toleranzwerte für die Gesamtkeimzahl und die Enterobakterien zum Teil massiv überschritten. Ende Mai hatte der K-Tipp bei 16 Verkaufspunkten Softice eingekauft, in sterile Behälter gefüllt und gekühlt zur Analyse ins Labor Veritas nach Zürich gebracht.
Mit grossem Abstand am s...
Softice, der cremigluftige Glacetyp, hat zwar manche Liebhaber, geniesst aber punkto Hygiene nicht den besten Ruf.
Zu Recht. In einer Stichprobe wurden in 6 von 16 Proben die zulässigen Toleranzwerte für die Gesamtkeimzahl und die Enterobakterien zum Teil massiv überschritten. Ende Mai hatte der K-Tipp bei 16 Verkaufspunkten Softice eingekauft, in sterile Behälter gefüllt und gekühlt zur Analyse ins Labor Veritas nach Zürich gebracht.
Mit grossem Abstand am schlechtesten abgeschnitten hat das Softice aus der Haupthalle des HB Zürich. Die Gesamtkeimzahl lag mit 45 Millionen Keimen pro Gramm 450-mal höher als der Toleranzwert von 100 000.
Bei den Enterobakterien (Toleranzwert 100) ergab die Analyse der gleichen Probe 133 000 Keime, 1300-mal mehr, als von der Hygieneverordnung toleriert. «Interne Recherchen haben ergeben, dass ein Mitarbeiter die Maschine abends nicht wie vorgeschrieben gereinigt und auch die Kontrolle versagt hat», erklärt Thomas Keller von der auch für das Bahnhofbuffet zuständigen Candrian Catering AG. Regelmässige Analysen sollten in Zukunft solche Fehlleistungen vermeiden helfen, sagt er.
In Zürich wird einfach nicht kontrolliert
Mit Ausnahme von McDonald's wiesen auch sämtliche anderen Zürcher Softice-Proben zu hohe Bakterienzahlen auf.
Trotzdem will der Zürcher Kantonschemiker Rolf Etter zur K-Tipp-Stichprobe keine Stellung nehmen. Pikant: Von Amtes wegen hat man in Zürich schon seit mehreren Jahren keine Softice-Kontrolle mehr durchgeführt.
Anders im Kanton Bern: Das dortige Kantonslabor untersucht die mikrobiologische Qualität von Softice regelmässig. Im letzten Sommer haben 7 von 16 Berner Softice-Proben die hygienischen Anforderungen nicht erfüllt. «Der Grund für die schlechten Ergebnisse liegt nicht nur bei zum Teil veralteten Automaten, sondern auch bei deren mangelhaften Reinigung und Desinfektion», erklärt Erhard Walter, stellvertretender Berner Kantonschemiker. Bei Wiederholungstätern wurden auch schon Verkaufsverbote ausgesprochen.
Die Resultate im Einzelnen
Ob soft oder hart: Um die Qualität von Glace zu garantieren, legt die Hygieneverordnung Toleranzwerte fest. Als Messeinheit gelten so genannte Kolonien bildende Einheiten pro Gramm (KBE/g). Werden diese Werte überschritten, gilt die Ware «als im Wert vermindert». Bei Glace liegt die tolerierte Gesamtkeimzahl bei 100000 KBE/g, für Enterobakterien (Darmbakterien) und Staphylokokken bei 100 KBE/g. Keine der 16 Proben hatte zu viele Staphylokokken drin. Zu hohe Werte bei der Gesamtkeimzahl (G) und bei den Enterobakterien (E) wiesen 6 Proben auf. Die Ergebnisse im Einzelnen:
- Basel: Das Softice von McDonald's am Bahnhof SBB war einwandfrei (G: 20).
- Luzern: Über dem Toleranzwert lagen: Bahnhofunterführung (G: 250 000, E: 100), Schwanenplatz (G: 133 000, E: 80). In Ordnung waren die Proben der Bäckerei Kurmann, vom Bistro Schifflände und vom Stand Hertensteinstrasse/Museggrain.
- St. Gallen: Alle drei Proben (Coop City, Bahnhofimbiss und McDonald's St. Leonhard-Strasse) waren einwandfrei.
- Zürich: Massiv über dem Toleranzwert war die Probe vom HB Haupthalle (G: 45 Millionen, E: 133 000). Ebenfalls schlecht schnitten ab: «Victoria Bretzel» vor dem Coop City Sihlporte (G: 297 700, E: 11 100), Bahnhof Stadelhofen (G: 2600, E: 520), HB Nebenausgang Sihlpost (G: 33 000, E: 150).
Einwandfrei war in Zürich nur das Softice aus der McDonald's-Filiale im Niederdorf.
Nichts zu beanstanden gab es bei den Proben aus den IKEA-Filialen Pratteln BL und Dietlikon ZH.