Dimitri König (Name geändert) aus Bern war nicht zu Hause, als ihm der Pöstler ein Paket übergeben wollte. Deshalb fand er am Abend im Briefkasten eine Abholungseinladung. Dort stand nicht wie gewohnt, dass er das Paket in der Poststelle abholen könne, sondern am «My Post 24»-Automaten – und zwar rund um die Uhr.
Automat gab kein Paket her
Doch als König das Paket noch am gleichen Abend am Automaten hinter der Post in der Länggasse abholen wollte, gab dieser nichts her. Stattdessen stand auf dem Bildschirm: «Die Sendung wurde weitergeleitet. Kein geeignetes Fach verfügbar. Neuer Abholort: Filiale Bern 9 Länggasse.» Folge: Dimitri König musste tags darauf nochmals zur Post. Während der normalen Öffnungszeiten.
«My Post 24»-Automaten stehen bei immer mehr Post-Filialen. Die Kunden können dort ihre «Pakete und eingeschriebenen Briefe rund um die Uhr und unabhängig von den Öffnungszeiten der Filiale abholen oder aufgeben», schreibt die Post. Doch offensichtlich klappt das nicht immer. Nicht einmal in der Berner Länggasse, wo seit Ende August der grösste Automat der Schweiz steht – mit 221 Fächern in fünf Grössen.
Grundsätzlich funktioniert das System so: Die Post registriert beim Sortieren die Masse der Pakete. Kann der Pöstler ein Paket nicht zustellen, weil der Adressat nicht anwesend ist, reserviert er ein entsprechend grosses Fach im Automaten. Nach seiner Tour räumt er dann die nicht zugestellten Pakete in die reservierten Fächer.
Die Post kann sich den Fehler im Fall von Dimitri König nicht erklären. Sie findet den Fall aber «effektiv ärgerlich» und bedauert, dass der Kunde die Post zwei Mal aufsuchen musste.
Ein Paket aufgeben kann teuer werden
Probleme gibt es übrigens nicht nur beim Abholen, sondern auch beim Aufgeben: Wenn der «My Post 24»-Automat voll ist, können die Kunden keine Pakete aufgeben. Und wenn keine kleinen Fächer vorhanden sind, müssen die Kunden auf grössere Fächer ausweichen. Das kann teuer werden: Geht ein Kunde beispielsweise mit einem Paket der Grösse M an den Automaten und sind in diesem Moment die M- und die L-Fächer voll, dann muss er auf ein XL-Fach ausweichen – und muss dann 22 statt 7 Franken zahlen. Oder das Paket wieder mit nach Hause nehmen.
«Dies passiert erfahrungsgemäss nur in Ausnahmefällen», behauptet die Post. Doch so selten dürften die «Ausnahmen» nicht sein. Denn die 221 Fächer in der Berner Länggasse müssen für 20 000 Einwohner reichen. Und Pakete aus dem Ausland können bis zu 15 Tage in den Fächern liegen bleiben. Zudem bewirbt die Post die Fächer auch als Schliessfächer für bis zu 7 Tage.