Computerprogramme bestehen aus Hunderttausenden Zeilen Code. Dieser Code bestimmt, was passiert, wenn man beispielsweise bei einem Brief im Word-Programm auf «Drucken» oder bei einem E-Mail auf «Senden» klickt.
Das Problem: Geheimdienste wie die US-amerikanische Überwachungsbehörde NSA zwingen Programmhersteller dazu, sogenannte Hintertüren in den Programmcode einzubauen. Damit kann der Geheimdienst auf die persönlichen Daten der Bürger zugreifen. Das machte der ehemalige NSA-Techniker Edward Snowden publik.
Einige Hersteller verstecken sogar von sich aus Spione im Code, um an Kundendaten zu kommen – wie etwa Microsoft mit Windows 10 (K-Tipp 13/2015). Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bezeichnete Windows 10 deshalb als «Abhörmaschine».
«Offene Programme sind sicherer»
Eine Alternative dazu sind freie Programme, auch Open Source genannt. Bei diesen sind versteckte Hintertüren oder Spione fast unmöglich. Grund: Der Programmcode ist für alle einsehbar. Jedermann kann ihn also überprüfen – was Freiwillige auch tun. Bei Software wie Microsoft Office ist dies nicht der Fall. Dort muss man Microsoft vertrauen.
Sicherheitsexperte Hernani Marques vom Chaos Computer Club Schweiz sagt: «Durch öffentlich einsehbaren Code wird ein Programm sicherer. Denn ist der Code geheim, kann man nur hoffen, dass er keine Fehler enthält. Bei offenem Code kann man es dagegen selbst überprüfen.» Dazu kommt: Geheimer Code schützt nicht vor Hackern. Das zeigen Hunderte Beispiele aus der Vergangenheit.
Allerdings: Einen absoluten Schutz vor Gaunern und Hackern bieten beide Arten von Programmen nicht. Eine Analyse derUS-amerikanischen Firma Synopsys von 10 Milliarden Zeilen Quellcode der meistbenutzten Programme zeigte jedoch: Freie Programme haben weniger Fehler, und Lücken werden schneller geschlossen. Weiterer Vorteil: Diese Programme sind kostenlos.
Der K-Tipp stellt einige freie Programme vor: Diese haben sich im Alltag bewährt und sind empfehlenswert.
Internetbrowser
Um Internetseiten anzuzeigen, benötigt man einen Browser. Bei Windows ist beispielsweise der Browser «Edge» und bei Apple «Safari» vorinstalliert. Diese Programme können das Benutzerverhalten an die Hersteller senden. Daher empfiehlt es sich, den Browser «Mozilla Firefox» zu benutzen. Noch sicherer ist der «Tor Browser». Bei diesem werden jedoch nicht alle Seiten korrekt angezeigt.
Firefox herunterladen:
Mozilla.org/de
Tor Browser herunterladen:
Torproject.org/projects/torbrowser.html.en
Mailprogramm
Wer Mailprogramme nutzt, sollte die Produkte grosser Hersteller wie «Outlook» von Microsoft und «Mail» von Apple meiden. Besser ist das freie Programm «Thunderbird». Einer seiner vielen Vorteile: Es lässt sich mit zahlreichen Zusatzprogrammen absichern, erweitern und anpassen.
Thunderbird herunterladen:
Mozilla.org/de/thunderbird/
Büroprogramm
Eine gute, einfache und freie Alternative zum weitverbreiteten «Microsoft Office» ist «Libreoffice». Es umfasst unter anderem Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation. Praktisch: Damit kann man fast alle «Microsoft Office»-Dokumente öffnen und auch wieder als solche abspeichern.
Libreoffice herunterladen:
De.libreoffice.org
Mediaplayer
Bei Windows-Computern ist standardmässig der «Windows Media Player» fürs Abspielen von Musik und Filmen vorinstalliert. Das Programm kann aber zur Datenschleuder werden. Ein falscher Klick – und Microsoft weiss, wann man welche Musik hört oder welche Filme auf dem Computer gespeichert sind. Das Gleiche gilt für «iTunes» von Apple. Eine gute Alternative ist der bewährte Player «VLC». Er kann zudem mehr Dateien öffnen als der «Windows Media Player» und «iTunes».
VLC herunterladen: Videolan.org/vlc/index.de.html
Tipp: Weitere Open-Source-Programme gibts auf Prism-break.org/de/ und Gnu.org/software/for-windows.de.html
Betriebssystem
Auch in Betriebssystemen wie beispielsweise Windows von Microsoft und MacOS von Apple können Geheimdienste und Hersteller Spionageprogramme im Code verstecken.
Eine gute Alternative ist das Open-Source-Betriebssystem GNU/Linux. Es ist allerdings nicht mit allen Computern und Geräten wie etwa Druckern und Kameras kompatibel. Teilweise benötigt man Fachkenntnisse. Wer nicht auf Windows verzichten will, kann mit dem Spezialprogramm «W10privacy» den Computer einigermassen absichern. Das Programm gibts unter Winprivacy.de.
GNU/Linux herunterladen:
Gnu.org/home.de.html
Handyprogramme
Es ist fast unmöglich, das Handy ausschliesslich mit freien Programmen zu betreiben. Es gibt aber einige relativ sichere Handyprogramme. Beispiele:
Mail:
«K-9 Mail», Android, K9mail.github.io
Browser:
«Orbot», guardianproject.info/apps/orbot/, oder «Firefox», Mozilla.org/de
Mediaplayer:
«VLC», Videolan.org
SMS:
«Chatsecure», Chatsecure.org