Für die Qualität von Blumenerden (Substrate) kennt die Schweiz keine Anforderungen. Die Hersteller dürfen verkaufen, was sie wollen. Wie gut sind die Produkte der Grossverteiler? Der K-Tipp schickte 15 Blumenerden ins Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG (FiBL). Dort füllten die Experten 180 Töpfe mit den Erden und pflanzten Setzlinge der empfindlichen Balkonpflanze «Zauberglöckchen». Sie düngten die Hälfte der Töpfe und prüften die Pflanzen und die Substrate nach acht Wochen. Ein Labor analysierte die chemische Zusammensetzung der Erden (siehe «So wurde getestet»).
Viele Händler verkaufen torfhaltige Erden, obwohl der Torfabbau grosse Umweltschäden verursacht. Der K-Tipp schickte auch fünf torfhaltige Produkte ins Rennen. Das Testergebnis: Torf ist keine Garantie für besonders prächtige Pflanzen. Vier der fünf torfhaltigen Blumenerden schwächelten beim Wachstumstest. Die beiden Substrate von Jumbo und Hornbach waren gesamthaft ungenügend. Das eher teure Torfsubstrat von Compo Sana erhielt die Note «sehr gut», ist aber mittlerweile nicht mehr erhältlich.
Auch mit der torffreien «Schweizer Erde» von Ricoter wuchsen die Zauberglöckchen teils schön heran. Das Produkt aus Schweizer Recycling-Erde schnitt ungedüngt sogar besser ab. Mit Dünger wuchsen die Wurzeln weniger gut. Laut den Experten können salzhaltige Dünger das Wurzelwachstum «vorübergehend stressen». Das Ricoter-Substrat war auch nach acht Wochen gut erhalten.
Ein trauriges Bild bei sechs von zehn Erden
Weniger rosig sah es bei den anderen torffreien Erden aus: Ohne zusätzlichen Dünger gaben die Zauberglöckchen in sechs der zehn Erden ein trauriges Bild ab. Nach acht Wochen waren die meisten Pflänzchen kümmerlich klein und entwickelten kaum Blüten. Vier der Substrate erzielten nicht mal mit Dünger gute Ergebnisse. Deutlich versagt hat die torffreie Landi-Erde (siehe Tabelle im PDF).
Interessant: Im Test duellierten sich drei Migros- und drei Coop-Erden. Die günstigsten Produkte («Prix Garantie Blumenerde», «Best Price Blumenerde») schnitten besser ab als die rund sechsmal so teuren «Universalerde Premium» und «Mioplant Leichte Blumenerde».
Die Migros sagt, ihre Erden müssten laut Verpackung möglichst früh nachgedüngt werden. Landi schreibt, dass die Erden bei internen Tests ein «gesundes und gutes Pflanzenwachstum» gezeigt hätten. Compo Sana hält fest, dass die getestete torffreie Erde im April 2017 produziert worden war: «Hätte der K-Tipp frische Ware bezogen, wäre das Testurteil anders ausgefallen.» Laut Hornbach ist die Gartenerde nicht für Töpfe geeignet.
Die FiBL-Experten sagen: «Torffreie Erden brauchen Dünger.» Leider fehlten auf den meisten Verpackungen klare Hinweise, wie gedüngt werden müsse.
Tipp: Hobbygärtner sollten nur Erde kaufen, die vor Sonne und Regen geschützt war. Schlechte Lagerung kann die Qualität von Blumenerden stark beeinträchtigen. In vielen Läden liegen die Substrate aber unter freiem Himmel.
So wurde getestet
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG testete für den K-Tipp 15 Blumenerden – nach folgenden Kriterien.
Wachstum: Wie gedeihen Pflanzen mit und ohne Dünger in den Erden? Die Experten füllten mit jeder Erde je zwölf Töpfe. Davon wurde die Hälfte mit natürlichem Stickstoffdünger (Hornspäne) gedüngt. Anschliessend kamen Setzlinge der empfindlichen Zierpflanze Calibrachoa («Zauberglöckchen») hinein. Die gedüngten Erden wurden nach vier Wochen mit Eisen nachgedüngt. Acht Wochen nach dem Setzen prüften die Experten das Pflanzen- und Wurzelwachstum, die Blattfarbe und die Blüten.
Struktur: Nach dem Wachstumstest untersuchten die Fachleute die Substrate in den Töpfen. Waren sie gleichmässig feucht? Wie war die Struktur? Waren die Substrate geschrumpft? Bewertet wurde auch, wie gut die Erden Wasser aufnehmen und speichern können.
Pflanzenverträglichkeit: Wie verträglich sind die Erden für Pflanzen? Für den Härtetest füllten die Experten transparente 1-Liter-Plastikdosen mit 500 Milliliter Erde und bestreuten sie mit Kressesamen. Die Substrate wurden befeuchtet, die Behälter luftdicht abgeschlossen. Nach einer Woche massen die Fachleute das Wurzelwachstum der Kresse.
Stickstoff-Freisetzung: Wie viel Stickstoff liefern die Erden? Pflanzen brauchen Stickstoff, um zu wachsen. Davon ist in Substraten nur ein kleiner Teil für Pflanzen verfügbar (Ammonium, Nitrat). Der restliche Stickstoff kann durch Mikroorganismen in Nitrat und Ammonium umgewandelt werden. Optimal sind stickstoffreiche Erden, die Stickstoff regelmässig umwandeln und verfügbar machen. Für den Test wurde jedes Substrat vier Wochen lang erwärmt: Wie viel Ammonium und Nitrat war zu Beginn vorhanden, wie viel am Ende? Bestmögliches Resultat: eine Zunahme des verfügbaren Stickstoffs.
Das SGS Institut Fresenius in Wörgl (A) prüfte die chemische Zusammensetzung der Erden.
pH-Wert: Leicht saure Erden machen Nährstoffe besser löslich. Ideal ist meist ein pH-Wert von 5,0 bis 6,5.
Lösliche Nährstoffe: Auch Phosphor und Kalium sind wichtig. Zu wenig Phosphor führt beispielsweise zu ausbleibender Blüte. Ein Mangel an Kalium macht Pflanzen krankheitsanfällig. Eine Überversorgung der beiden Stoffe dagegen kann die Aufnahme weiterer Nährstoffe hemmen.
Salzgehalt, Natrium, Chlorid: Ein erhöhter Salzgehalt erschwert die Wasseraufnahme der Pflanze oder kann ihr sogar Wasser entziehen. Natrium und Chlorid können auch Wachstumsstörungen verursachen.
Die Schweiz kennt keine Bestimmungen für die chemische Zusammensetzung von Blumenerden. In Deutschland kennzeichnet das RAL-Gütesiegel «Substrate für Pflanzen» gute Blumenerde. Für das Siegel müssen Substrate bestimmte Analysewerte aufweisen. Der K-Tipp beurteilte die Laborwerte der Testprodukte nach diesen Anforderungen.
Torf wird schlecht deklariert
Torf ist in Mooren über Jahrhunderte gewachsen. Der Abbau zerstört auch den Lebensraum von Tieren und Pflanzen.
In der Schweiz sind Moore seit 30 Jahren geschützt. Gemäss Bundesamt für Umwelt werden aber jedes Jahr über 500 000 Kubikmeter Torf importiert. Laut Herstellern stammt der meiste Torf für Blumenerden aus Lettland.
Der K-Tipp testete fünf torfhaltige Produkte: Bei keinem Substrat war die Höhe des Torfgehalts auf der Verpackung ersichtlich. Obi bewirbt seine Blumenerde mit «torfreduziert». Laut Kleingedrucktem besteht das Produkt jedoch vorwiegend aus Torf – genau wie die Landi-Erde.
Auch Jumbo schreibt nichts zum Torf-Gehalt. Bei Compo Sana liest man im Internet: Die Erde besteht zu 95 Prozent aus Torf.
Hornbach-Kunden erfahren nicht einmal, dass die «Universal Gartenerde» überhaupt Torf enthält. Ein Hinweis auf der Verpackung fehlt. Für die Deklaration von Blumenerden gibt es in der Schweiz keine Vorschriften.