Beim Internet -Einkauf zahlen Kunden massiv drauf
Gleiches Produkt, anderer Preis: Der Vergleich der Preise in Laden und Internet sei nicht statthaft, finden die Sprecher von Migros und Coop. Der K-Tipp machts trotzdem.
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K-Tipp 20/2004
01.12.2004
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Wer glaubt, der Einkauf im Internet koste gleich viel wie der Einkauf im Laden, der täuscht sich. Und zwar gewaltig. Bei Coop zahlt der Kunde im Internet fast 17 Prozent mehr als im Laden, bei der Migros sogar über 35 Prozent mehr. Das zeigt der K-Tipp-Preisvergleich (siehe Tabelle).
Dabei klingt die Werbung der Migros verheissungsvoll: «Migros-Qualität zu Migros-Preisen», lautet der Slogan auf der Empfangsseite im Internet. Das stimmt - aber nur für jene Produkte, die mit e...
Wer glaubt, der Einkauf im Internet koste gleich viel wie der Einkauf im Laden, der täuscht sich. Und zwar gewaltig. Bei Coop zahlt der Kunde im Internet fast 17 Prozent mehr als im Laden, bei der Migros sogar über 35 Prozent mehr. Das zeigt der K-Tipp-Preisvergleich (siehe Tabelle).
Dabei klingt die Werbung der Migros verheissungsvoll: «Migros-Qualität zu Migros-Preisen», lautet der Slogan auf der Empfangsseite im Internet. Das stimmt - aber nur für jene Produkte, die mit einem orangen M bezeichnet sind. Andere Artikel sind horrend teuer:
- Beispiel Backwaren: Im Internet kosten sie 52 Prozent mehr als in der Migros.
- Beispiel Gemüse: ebenfalls 52 Prozent teurer.
- Beispiel Früchte: sogar 73 Prozent teurer.
Frischprodukte im Internet stammten nicht von der Migros, sondern «von kleinen lokalen Lieferanten», erklärt Migros-Sprecher Urs-Peter Naef - etwa von einer Dorfbäckerei oder einem Käsehändler, der sonst nur Fünf-Sterne-Hotels, Restaurants und die Delicatessa-Abteilung von Globus beliefere.
Aktionen gibts meist nur in den Geschäften
Dass der Internet-Einkauf bei der Migros teuer ist, hat noch weitere Gründe. Von den insgesamt 200 Budget-Artikeln sind online nur 81 erhältlich. Deshalb müssen Kunden zuweilen auf teurere Produkte ausweichen.
Preistreibend wirkt auch, dass Aktionen meist nur im Laden gelten. So sind 500 Gramm Butter im K-Tipp-Vergleich in der Migros Fr. 1.40 billiger als im Internet. Naef betont zwar, dass es auch im Internet Aktionen gebe. Doch diese sind selten.
Coop macht im Laden noch mehr Aktionen als die Migros. Deshalb sind bei Coop viele identische Produkte im Internet teurer als im Laden. Hinzu kommt, dass Früchte, Gemüse und Salat im Online-Laden vielfach nur in Bio-Qualität erhältlich sind. So kosten die Trauben mehr als doppelt so viel wie im Laden, die Zwiebeln sogar viermal so viel. «Unsere Online-Shop-Kunden wünschen das so», sagt Coop-Sprecher Jörg Birnstiel.
Resultat des Vergleichs: Wer sich den Weg in die Migros spart, bezahlt für seine Bequemlichkeit bei einem Wocheneinkauf 60 Franken zusätzlich. Bei Coop sind es 30 Franken (siehe Tabelle).
Die Sprecher der beiden Grossverteiler sehen den K-Tipp-Preisvergleich nicht gerne. Ein Vergleich der Laden- und Internet-Preise sei «unzulässig», sagt Migros-Sprecher Naef. Denn der Internet-Shop sei kein Migros-Laden.
Die Migros liefere lediglich eine gewisse Anzahl Artikel an den Internet-Laden Le-Shop. «LeShop ist eine eigenständige Firma», sagt Naef. Die Migros sei daran nicht beteiligt.
Wer allerdings www.migros-shop.ch eintippt, wähnt sich in einer virtuellen Migros: Mitten auf der Empfangsseite leuchtet neben dem LeShop-Logo der Migros-Schriftzug. Zu lesen ist auch der bereits erwähnte Slogan. Und die Einkäufer werden mit Migros-Cumulus-Punkten belohnt.
Günstiges muss nicht schlechter sein
Coop-Sprecher Jörg Birnstiel kritisiert, dass der K-Tipp Qualitätsunterschiede nicht berücksichtige. Für viele Konsumenten ist jedoch der Preis beim Einkauf das entscheidende Kriterium. Deshalb hat der K-Tipp nur die Preise verglichen. Und: Qualitätstests zeigen immer wieder, dass günstige Produkte nicht unbedingt schlechter sein müssen.
Birnstiel rechtfertigt die Preise im Internet auch mit dem Komfort: «Der Kunde muss nichts anderes tun, als seinen Einkaufszettel zu schreiben. Den Rest erledigt der Coop-Online-Shop.»
Immerhin: Im Web ist Coop beim Wocheneinkauf insgesamt etwas billiger als die Migros. Dies, weil ab einem Bestellwert von 150 Franken die Versandkostenpauschale entfällt. Durchschnittlich kaufen Internet-Kunden übrigens für fast 200 Franken ein.
Finden Sie es in Ordnung, dass die gleichen Waren in Online-Shops so viel mehr kosten als im Laden? Antworten Sie bitte auf www.ktipp.ch.