Belämmerte Preise
Die Produzenten von Schweizer Lamm kriegen weniger fürs Fleisch. Coop und Migros geben die Einsparung aber nicht an die Kunden weiter - abgesehen von kurzfristigen und undurchsichtigen Verkaufsaktionen.
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K-Tipp 17/2003
15.10.2003
Urs Fitze - redaktion@ktipp.ch
Peppino Beffa, Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbandes, ist sauer auf Coop und Migros: «Die Grossverteiler spielen ihre Marktmacht voll aus. Sie haben die Preise für Schlachtlämmer in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent gedrückt. Das trifft uns Schafhalter hart. Und die Konsumenten haben auch nichts davon, weil die tieferen Preise nicht weitergegeben werden.» Jürg Schletti, Direktor von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, bestätigt den Preiszerfall...
Peppino Beffa, Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbandes, ist sauer auf Coop und Migros: «Die Grossverteiler spielen ihre Marktmacht voll aus. Sie haben die Preise für Schlachtlämmer in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent gedrückt. Das trifft uns Schafhalter hart. Und die Konsumenten haben auch nichts davon, weil die tieferen Preise nicht weitergegeben werden.» Jürg Schletti, Direktor von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, bestätigt den Preiszerfall. «Wir haben derzeit ein Überangebot auf dem Markt. Da ist es klar, dass die Preise zurückgehen».
Kein Gedanke an generelle Preissenkung
Doch in welchem Ausmass profitieren Konsumentinnen und Konsumenten von dieser Preisentwicklung? «Wir geben die tieferen Einkaufspreise in Form von speziellen Verkaufsaktionen weiter. Das gilt auch für Schweizer Lamm. Rund 40 Prozent des Lammfleisches wird bei Coop zu Aktionspreisen verkauft», behauptet Sybil Anwander, bei Coop verantwortlich für die Wirtschaftspolitik. Dass mit den Aktionen tatsächlich ebenso viel an die Konsumenten weitergegeben wird, wie Coop beim Einkauf sparen konnte, kann Anwander nicht belegen: «Das hängt natürlich von der Zahl Konsumenten ab, die von einer Aktion Gebrauch machen.»
Auch bei der Migros hält man nichts von dauernden Tiefpreisen anstelle von zeitlich befristeten Preisreduktionen: «Der Verkauf von Schweizer Lammfleisch ist über alles gesehen nicht rentabel. Wir müssen jedoch eine gewisse Menge abnehmen, damit wir die Importkontingente für ausländisches Lammfleisch erhalten. Die Migros hat Mitte September eine Verkaufsaktion für Lammfleisch durchgeführt. An eine generelle Preissenkung denken wir aber nicht», sagt Migros-Pressesprecherin Monika Weibel.
Eine intransparente Margenpolitik
Seltsam ist in diesem Zusammenhang nur, dass laut dem monatlich aktualisierten «Marktbericht Fleisch» des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) die Preise für Lammfleisch im Endverkauf gestiegen sind - bei gleichzeitig sinkenden Einkaufspreisen. Die Bruttomarge der Händler habe im Juli um ein Drittel höher gelegen als vor vier Jahren, heisst es im Bericht. Das treffe für Coop nicht zu, erklärt Anwander. Das BLW berücksichtige die Verkaufsaktionen bei seinen Berechnungen nicht. Tatsächlich seien die Margen nur leicht angestiegen.
Mit der Argumentation der beiden Grossverteiler kann Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, rein gar nichts anfangen: «Dank intransparenter Margenpolitik werden die Produzenten und Konsumenten zu Verlierern, Gewinner bleiben die Grossverteiler: Die Produzentenpreise werden gedrückt, aber die tieferen Preise werden nicht konsequent an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben.»
SKS kritisiert Lockvogelmethoden
Vielmehr würden die Konsumenten mit «Aktionitis und anderen Lockvogelmethoden» regelrecht erzogen, was sie wann einzukaufen hätten. Bachmann weiter: «Wenn es sich die beiden Grossverteiler leisten können, tiefere Produzentenpreise nicht eins zu eins an die Kunden weiterzugeben, dann ist es kein Wunder, dass kartellrechtliche Bedenken bestehen bleiben.»