Laut Berechnungen des Schweizer Versandhandels und der Post kamen im vergangenen Jahr über 20 Millionen Kleinpakete aus Asien in der Schweiz an. Ein grosser Teil stammte aus Bestellungen auf den chinesischen Verkaufsplattformen Aliexpress und Wish. Auf einen Aufruf in der letzten Ausgabe hin (K-Tipp 19/2019) schilderten über 60 K-Tipp-Leser ihre Erfahrungen mit den beiden Shops.
Dabei zeigte sich: Wer bei den beiden Internethändlern bestellte und im Voraus mit Kreditkarte zahlte, erhielt die Ware meistens – wenn auch teilweise erst nach mehreren Wochen. Kunden, welche die Ware nicht erhalten hatten, bekamen ihr Geld in der Regel zurück. Auch für defekte oder beschädigte Produkte wurde der Betrag meistens zurückerstattet. Die Waren mussten nicht nach China retourniert werden.
Ladegerät ging sofort kaputt
Punkto Qualität gehen die Meinungen auseinander. Roland Amstutz aus Niederscherli BE zum Beispiel bestellte bei Aliexpress einen GPS-Empfänger für seine Nikon-Kamera und ist begeistert: «Er funktioniert einwandfrei und ist von sehr guter Qualität.» In der Schweiz koste das Gerät um die 250 Franken, bei Aliexpress hingegen nur 49 Franken. Weitere Zubehörteile wie Handyhüllen und USB-Kabel seien ebenfalls einwandfrei und kosteten nur einen Bruchteil des Schweizer Preises.
Andere Leser machten hingegen schlechte Erfahrungen. So berichtet Hansruedi Duelli aus Hirzel ZH von einem bei Aliexpress gekauften Laptop-Ladegerät, das beim ersten Einstecken mit einem «Chlapf» den Geist aufgegeben habe.
Enttäuscht wurde eine Leserin bei einem Kleiderkauf. Elisabeth Robertson aus Mellingen AG bestellte bei Wish Hosen, Schuhe und Winterjacken – insgesamt 15 Kleidungsstücke. Sie ist unzufrieden: «Die Qualität ist durchgehend miserabel, die Stoffe sind dünn und unprofessionell zusammengenäht, überall hängen Fäden raus.» Die erhaltenen Modelle entsprächen zudem weder von der Länge noch der Breite her der Beschreibung auf der Website.
Andere Leser berichten, dass Textilien penetrant nach Chemie riechen und die angegebenen Grössen nicht stimmen. Roger und Birgit Mäder aus Unterseen BE hingegen sagen: «Wir waren mit den Kleidern, den Schuhen und Taschen sehr zufrieden.»
«Schnäppchen und Enttäuschungen»
Einige Leser warnen vor Problemen mit dem Zoll. Patrick Borer aus Langendorf SO zum Beispiel bestellte über Aliexpress einen Miniverstärker für knapp 30 Franken. «Der Verkäufer hatte das Paket als Geschenk mit einem Wert von 10 Franken deklariert. Es wurde von der Post zurückgehalten, und ich musste ein Formular mit korrekter Deklaration einschicken.» Er habe zwar keine Abgabe zahlen müssen, aber die Zustellung sei verzögert worden.
Fazit: Die Erfahrungen von Schweizer Kunden mit den beiden chinesischen Verkaufsplattformen sind durchzogen. Thomas Meyer aus Zürich bilanziert: «Es gibt viele Schnäppchen – aber auch immer wieder Enttäuschungen.» Letztlich sei der Kauf bei diesen Händlern ein Glücksspiel.