Noch vor wenigen Jahren kosteten selbst Elektrokleinwagen 30 000 Franken und mehr. Vergleichbare Benzin- oder Dieselfahrzeuge waren klar günstiger. Wegen geringer Nachfrage bauten die Hersteller nur kleine Serien von E-Autos – mit entsprechenden Mehrkosten. Zudem war die Batterie lange Zeit der grösste Kostenfaktor. Das ist heute anders: Es gibt inzwischen mehr Batteriehersteller, und dank neuen Technologien sanken die Kosten für Akkus.
Je mehr Reichweite, desto teurer
Heute sind Elektroautos mit Reichweiten von über 200 Kilometer schon für unter 20 000 Franken erhältlich. Auch die Differenz zu vergleichbaren Benzinern ist erheblich geschrumpft. So kostet etwa die Elektroversion des Mini Cooper gemäss Daten des Vergleichsportals des Touring Clubs Schweiz (TCS) nur noch 20 Prozent mehr als die Benzinerversion (Stand: Ende 2021). Bei VW beträgt die Preisdifferenz zwischen einem VW Golf und dem elektrischen Pendant ID3 sogar nur rund 10 Prozent. Grund dafür ist die zunehmende Konkurrenz unter den Anbietern.
Bei Elektroautos ist die Reichweite der grösste Kostentreiber: Sie macht rund 30 Prozent des Kaufpreises aus. Bei klassischen Autos gehen dagegen vor allem eine stärkere Motorisierung und diverse Extras ins Geld. Grundsätzlich gilt bei Elektroautos: Je weiter eine Fahrt ohne Nachladung gehen soll, desto grösser und teurer ist die dafür notwendige Batterie. Das zeigt sich bei den Preisen von Autos, die in der gleichen Modellreihe mit unterschiedlich grosser Reichweite angeboten werden.
Beim Kostenvergleich ist der Preis pro Kilometer Reichweite ein aussagekräftiges Kriterium – unabhängig von der Fahrzeug-kategorie. Er zeigt, wie gut das Preis-Leistungs-Verhältnis ist. So kostet zum Beispiel der Dacia Spring laut TCS-Vergleich gerade mal 18 990 Franken – hat aber nur eine Reichweite von maximal 225 Kilometern. Das ergibt 84 Franken pro Kilometer Reichweite.
Das Tesla-Modell 3 Long Range hingegen schlägt mit gut 50 990 Franken zu Buche und fährt 614 Kilometer weit. Damit ist sein Preis pro Kilometer Reichweite mit 83 Franken fast gleich wie jener des Dacia. Beide Fahrzeuge bieten punkto Reichweite also ein ähnlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Objektiv betrachtet rechnet sich der wesentlich höhere Preis des Tesla aber nur, wenn man diese Reichweite tatsächlich benötigt.
Längst nicht alle Modelle erreichen so tiefe Reichweitenpreise wie die genannten Beispiele. Werte bis 200 Franken sind keine Seltenheit. Grund dafür sind meist eine luxuriöse Ausstattung oder eine starke Motorisierung. Fazit: Da die Batteriegrösse ein Preistreiber ist, sollte man vor dem Kauf prüfen, wie viel Reichweite man wirklich benötigt.
Gesamtkosten im Internet berechnen
Wer herausfinden will, ob sich der Kauf eines Elektroautos im Vergleich mit einem Benziner lohnt, macht vor dem Kauf eine Gesamtkostenrechnung. Diese umfasst den ganzen finanziellen Aufwand, der während der Besitzdauer eines Fahrzeugs anfällt. Dazu zählen Abschreibung (Amortisation und Wertminderung), Kapitalzinsen, eventuelle Leasinggebühren, eventuelle Mietkosten für den Akku, Service und Unterhalt, Energiekosten, Fahrzeugpflege, Versicherungen und Steuern.
Gut zu wissen: Auf der TCS-Website gibt es eine Anwendung, die nach Eingabe weniger Daten alle finanziellen Eckwerte liefert. Der K-Tipp hat dies am Beispiel des E-Modells VW ID 3 Pro und des Benziners VW Gold 1.5 TSI OPF Life durchgespielt (siehe Tabelle im PDF). Dabei zeigt sich: Die Fixkosten sind beim Elektroauto aufgrund des Kaufpreises höher als beim Benziner. Die variablen Kosten wiederum hängen von der totalen Kilometerleistung ab. Hier zeigt sich: Bei einer typischen Fahrstrecke von 15 000 Kilometern pro Jahr fallen die Kilometerkosten beim E-Fahrzeug tiefer aus als beim Benziner. Es lohnt sich aber, mit der Anwendung zu prüfen, wie die Werte für das eigene Anforderungsprofil und den gewünschten Fahrzeugtyp aussehen.
Elektromotoren sind wesentlich effizienter als benzin- oder dieselbetriebene Motoren. So benötigt etwa ein durchschnittlicher Benziner rund 5,5 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer. Das entspricht rund 50 Kilowattstunden (kWh) Energie. Bei einem Elektroauto beträgt dieser Wert für die gleiche Strecke dagegen nur 15 kWh. Das macht den im Vergleich leicht höheren Strompreis mehr als wett. Die Rechnung sieht –bei einem Energiekostenstand Ende 2021 – wie folgt aus: Strom kostet in den hiesigen Haushalten rund 20 Rappen pro Kilowattstunde (kWh). Ein Liter Benzin hat einen Energiegehalt von 9 kWh. Geht man von einem Benzinpreis von Fr. 1.80 aus, ergibt dies pro Kilowattstunde 20 Rappen. Die Energiekosten pro 100 Kilometer betragen beim Benziner also 10 Franken, beim Elektroauto 3 Franken. Bei einer Fahrleistung von 10 000 Kilometern pro Jahr ergibt das eine Differenz von 700 Franken. Im Durchschnitt – so die Erfahrung von Fachleuten – sind die Energiekosten bei einem E-Auto rund 60 Prozent tiefer als bei einem Benziner.
Wichtig: Wer sein Auto oft an öffentlich zugänglichen Säulen lädt, bezahlt einen wesentlich höheren Preis für den Strom als jemand, der dies zu Hause tut.
Servicekosten sind bei E-Autos tiefer
Zu bedenken ist auch: Der Antrieb von Elektroautos ist wesentlich einfacher konzipiert als derjenige eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs. Er besteht in erster Linie aus einem oder mehreren Elektromotoren und der Batterie. Das reduziert die Servicekosten erheblich. Hinzu kommt: Elektroautos bremsen beim Abwärtsfahren mit Hilfe des Motors, um Energie zu gewinnen. So fällt auch der Verschleiss der Bremsen und der Aufwand für deren Unterhalt tiefer aus.