Bettwanzen waren in der Schweiz lange Zeit fast ausgestorben. Seit einigen Jahren kommen sie aber wieder häufiger vor. Christian Zehnder von der Zürcher Schädlingsbekämpfungsfirma Ratex AG geht von rund 50'000 Fällen in der Schweiz zwischen 2014 und 2023 aus.
Die Firma Rentokil in Dübendorf ZH berichtet von einer Zunahme der Einsätze von 2022 auf 2023 um 27 Prozent. Gründe für die steigende Verbreitung: Die Schädlinge werden zunehmend resistent gegen Insektizide, und die Leute reisen mehr als früher. Die Parasiten nisten sich im Reisegepäck von Touristen ein und verbreiten sich mit dessen Transport.
Erwachsene Bettwanzen sind rostbraun, flach, oval und etwa 5 bis 6 Millimeter lang. Jedes Weibchen legt bis zu 150 milchig weisse Eier. Die flugunfähigen Insekten bevorzugen das Schlafzimmer, wo sie nachts aus ihren Verstecken kommen und sich an unbedeckten Körperstellen von menschlichem Blut ernähren.
Die Beissversuche hinterlassen oft typische Wanzenstrassen. Viele Leute reagieren darauf mit mehr oder weniger starken Hautreaktionen. Bettwanzen übertragen zwar keine Krankheiten. Aber die juckenden Bissstellen können sich durch Kratzen entzünden.
Vorsicht bei süsslichem Geruch im Raum
Reisende sollten in Hotels auf Spuren von Bettwanzen achten: Schwarze, punktförmige Kotflecken auf dem Bettgestell und Häutungshüllen unter dem Bett sind typische Spuren der Schädlinge. Wer beim Betreten des Zimmers einen süsslichen Geruch ähnlich dem von Marzipan wahrnimmt, sollte gewarnt sein: Bettwanzen sondern ein Sekret mit diesem charakteristischen Duft ab.
Koffer und Taschen sollte man in den Ferien verschlossen, nicht am Boden und möglichst weit weg vom Bett lagern – zum Beispiel in einem Schrank, in der Dusche oder in der Badewanne. Getragene Kleider sollte man nicht auf dem Boden liegen lassen, da sie die Tiere anziehen.
Besteht der Verdacht auf Bettwanzen, sollte man die Unterkunft wechseln. Wer befürchtet, auf Reisen Bettwanzen eingefangen zu haben, sollte das Gepäck nicht in der Wohnung auspacken, sondern zum Beispiel auf dem Balkon. Oder allenfalls in der Badewanne, in der man die fliehenden Tiere recht gut erkennt.
Getragene und ungetragene Wäsche sollte man bei 60 Grad waschen. Alternativ kann man sie im Tumbler 30 Minuten bei 50 Grad erhitzen oder über mehrere Tage bei minus 18 Grad tiefkühlen. Das Gepäckstück sollte man mit einem Insektenvernichtungsspray behandeln.
Es ist ratsam, gebrauchte Möbel auf Wanzenspuren zu untersuchen, bevor man sie in die Wohnung zügelt. Und Secondhandkleider sollte man vorsorglich bei 60 Grad waschen.
Bei Befall hilft nur der Kammerjäger
Wer Bettwanzen feststellt, kommt nicht um die Beauftragung einer Schädingsbekämpfungsfirma herum. Unbedingt darauf achten, dass man an ein seriöses Unternehmen gelangt, denn es gibt in dieser Branche auch Betrüger (K-Tipp 15/2020). Es gibt zwar im Handel Sprays und Pulver, die Wanzen direkt abtöten, sowie solche mit langanhaltender Wirkung, die man auf Oberflächen aufträgt. Es empfiehlt sich aber nicht, die Tiere aushungern oder mit chemischen Mitteln loswerden zu wollen.
Die Schädlinge können bis zu einem halben Jahr ohne Nahrung überleben. Werden sie durch Hunger oder Chemie vertrieben, können sie zum Beispiel durch Leitungsschächte die ganze Wohnung oder auch Nachbarwohnungen verseuchen.
Seriöse Kammerjäger stellen zuerst den Befall fest, oft mit Wanzenspürhunden. Die konventionelle Bekämpfung mit Insektengiften erfordert mehrere Durchgänge.
60 Grad Hitze statt Insektengift
Daneben setzen Kammerjäger immer öfter auf thermische Behandlungen: Der befallene Raum samt allen potenziell verseuchten Gegenständen wird abgedichtet und für 48 Stunden mit Umluftöfen auf 50 bis 60 Grad erhitzt. Das kostet rund 1500 Franken pro Raum.
Hat man als Mieter die Schädlinge in die Wohnung eingeschleppt, so muss man auch für die Bekämpfungskosten aufkommen. Der Vermieter muss aber in der Regel die Kosten übernehmen, wenn die Ursache des Befalls unklar ist oder wenn weitere Parteien im Haus betroffen sind.
Erste Hilfe, bevor der Kammerjäger kommt
- Türrahmen rundum, auch am Boden, mit Malerklebeband abkleben und in den Ecken gut andrücken. Danach über dem Band ein doppelseitig klebendes Klebeband als Wanzenfalle anbringen. So gelangen die Wanzen nicht in andere Räume.
- Bei Holztürrahmen auch den Übergang zwischen Rahmen und Mauer mit Malerklebeband und doppelseitigem Klebeband abdichten.
- Auch Klebefallen helfen – etwa «Nattaro Safe» von Andermatt Biogarten zum Anbringen an der Unterseite des Betts (Hornbach, Fr. 71.95).
- Tragen Sie keine Gegenstände aus dem befallenen Raum hinaus.
- Das Schlafzimmer nicht wechseln, bevor der Kammerjäger kommt. Denn Wanzen folgen dem Menschen.