Winzer in der italienischsprachigen Schweiz bauen hauptsächlich die rote Rebsorte Merlot an. Doch immer häufiger verarbeiten sie die Traube auch zu Bianco di Merlot: Für die Herstellung des weissen Merlot pressen die Produzenten die Traubenbeeren nach der Ernte nur sanft und trennen die Schalen bereits nach kurzer Zeit vom Saft, damit sich keine rote Farbe aus den Schalen löst. Inzwischen entsteht aus rund 30 Prozent der Merloternte Weisswein.
Die K-Tipp-Fachjury degustierte zwölf Flaschen mit dieser Tessiner Spezialität. Für acht Flaschen gab es eine gute Bewertung. Auf dem ersten Platz landete der «Capriasca» der Cantina Pelossi, eingekauft für Fr. 17.50 bei Divo.ch. Der Wein war laut Jury intensiv und fruchtig und zeigte vielfältige Aromen, etwa von Pfirsich und Melone, dazu zeigte sich eine angenehme Säure. Die Reben für den «Capriasca» wachsen in Cagiallo, nördlich von Lugano.
Zwei Merlots von Coop und Denner fallen ab
Auch die beiden günstigsten Weine im Vergleich erhielten ein gutes Urteil: der «Bianco di Merlot» von Angelo Delea aus dem Lidl für Fr. 9.89 und der «Roccolo» von Coop für Fr. 9.95. Beide Flaschen sind laut Jury frische, harmonische und leichte Apéroweine.
Zwei Merlots schnitten ungenügend ab: «L’Ariete» von Coop und «Goccia Bianca» von Denner. Bei diesen Weinen kritisierte die Jury die fehlende Ausgewogenheit, schwache Fruchtaromen und unangenehm krautige Noten. Denner sagt, man habe den «Goccia Bianca» ebenfalls degustiert und teile die Einschätzung der Experten. Das Produkt entspreche nicht den eigenen Anforderungen. Bei Nichtgefallen könnten Käufer den Wein umtauschen oder erhielten den Kaufpreis zurückerstattet. Coop schreibt, zum «L’Ariete» gebe es keine negativen Rückmeldungen.
Die Merlottraube zählt weltweit zu den bedeutendsten roten Rebsorten. Den Weg ins Tessin fand sie vor etwas mehr als 100 Jahren. Sie ersetzte dort einheimische Reben, die durch die Reblaus vernichtet worden waren. Die Weinberge befinden sich sowohl im Sopra- als auch im Sottoceneri, einige wenige auch im Misox. Die Parzellen sind meist klein und liegen verstreut an steilen Hängen.
Die Fachjury des K-Tipp
Die Jury hat die Weine blind verkostet und anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen Punkte-Skala bewertet. Für den K-Tipp urteilten folgende Experten:
- Theres Bachmann, Sommelière
- Benjamin Fisch, Winzer
- Sybille Geiser, Sommelière und Weinberaterin
- Nicole Harreisser, Weinjournalistin