Videos und Musik lassen sich via Streaming jederzeit im Internet abrufen. Bekannte Anbieter sind etwa Netflix (Filme und Serien) und Spotify (Musik und Hörbücher). Abonnemente sind bei Streamingportalen weit verbreitet. Gegen eine monatliche Gebühr erhalten Kunden Zugriff auf Hunderttausende Musikstücke, Filme und Bücher. Diese können sie per Smartphone oder Computer unbegrenzt anhören, ansehen oder lesen.
Doch solche Angebote haben ihren Preis: So kostet etwa das teuerste Filmabo bei Netflix pro Jahr knapp 300 Franken, das teuerste Musikabo bei Spotify rund 250 Franken und das Hörbuchabo bei Audible 120 Franken.
Einige Bibliotheken sind sogar gratis
Bedeutend günstiger sind da Bibliotheken: Die meisten bieten für jährlich zwischen 30 und 88 Franken ebenfalls Zugriff auf Hunderttausende Musikstücke, Filme und Bücher. Bei einigen Bibliotheken ist der Service für Einwohner der jeweiligen Gemeinde sogar gratis.
Doch können die Bibliotheken bekannte Streamingportale wie Amazon, Netflix, Spotify und Co. ersetzen? Der K-Tipp nahm das digitale Angebot von
16 Deutschschweizer Bibliotheken unter die Lupe (siehe Tabelle im PDF). Im Vergleich vertreten waren: Aarau, Altdorf UR, Basel, Bern, Biel BE, Brig VS, Chur GR, Freiburg, Luzern, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Thun BE, Winterthur ZH, Zug, Zürich.
Ergebnis: Bei der Aktualität muss man Abstriche machen. So ist beispielsweise keine der aktuellen Serien wie «The Book of Boba Fett» oder «The Witcher» verfügbar. Das Gleiche bei der Musik: Aus den aktuellen Hitparaden gibt es nur Alben von Adele und Matthias Reim. Eine sehr grosse Auswahl gibts dafür bei Dokumentationen, klassischer Musik und Medien für Kinder. Wer sich also nicht die neusten Serien und Filme anschauen will, kann gut auf die teuren Streamingabos verzichten.
Das Musikangebot ist höchst unterschiedlich. So bietet beispielsweise die Bibliothek Freiburg gar kein Musikstreaming an. In Thun dagegen können Einwohner auf 18 Millionen Musikstücke zugreifen. Es lohnt sich also, das Abo nicht einfach bei der nächstbesten Bibliothek zu lösen. In den grossen Städten ist das Angebot meist am grössten.
Abos für Familien oft günstiger
Die Abos berechtigen nur zum Ausleihen von elektronischen Medien. Wer auch normale Bücher ausleihen will, muss eine Zusatzgebühr zahlen. In Winterthur etwa kostet ein solches Kombi-Abo 65 statt 30 Franken. Alle Bibliotheken bieten vergünstigte Abos für Familien an.
Mit den Abos haben Kunden nicht nur Zugriff auf E-Books, Musik, Filme und Hörbücher, sondern auch auf die digitale Version von Zeitungen und Zeitschriften. Tageszeitungen gibt es wenige. Dafür ist das Angebot an Zeitschriften gross: Vom «Beobachter» über «Cosmopolitan» bis zu Fachmagazinen wie «Selbst ist der Mann», «Colorfoto» oder «Auto Zeitung» gibt es fast zu jedem Thema etwas. Es gibt auch viele fremdsprachige Titel wie den englischen «Guardian», die französische «Vogue» und die italienische «Gazetta dello Sport».
«Onleihe», «Freegal», «Pressreader» – die wichtigsten Apps im Überblick
Wer Bibliotheken online nutzen will, muss erst einen Bibliotheksausweis und ein Abo lösen. Mit dem Passwort und der Ausweisnummer kann man sich in den folgenden Apps oder auf den Bibliothek-Websites anmelden.
- E-Book und Hörbuch: In der App «Onleihe» lässt sich die eigene Bibliothek auswählen. Nun Ausweisnummer und Passwort eingeben, übers Lupensymbol oben nach dem gewünschten Buch oder Hörbuch suchen und auf «Ausleihen» tippen. Die Leihdauer auswählen.
- Musik: Bei Musik gibt es zwei Apps: «Freegal» und «NML». Einige wenige Bibliotheken bieten auch Musik über «Onleihe» an, dort ist das Angebot jedoch dürftig. Auf der Website der Bibliothek steht, welche App man herunterladen muss. Am weitesten verbreitet ist «Freegal»: Dort muss man zuerst die eigene Stadt eingeben, die Bibliothek auswählen und dann Ausweisnummer und Passwort eintippen. Anschliessend die gewünschte Musik suchen, streamen oder herunterladen. Kunden können nur drei Stunden pro Tag Musik streamen und wöchentlich drei Musikstücke herunterladen. Die NML-App ist komplizierter. Darum am besten direkt in der Bibliothek aktivieren lassen.
- Film: Teilweise kann man Filme direkt über «Onleihe» ausleihen. Meist muss man dafür aber die App «Filmfriend Schweiz» herunterladen. Dann oben rechts auf die drei horizontalen Linien und dann «Anmelden» tippen. Anschliessend die eigene Bibliothek auswählen. Nun Identifikationsnummer und Passwort eingeben.
- Zeitungen und Zeitschriften: Zeitungen und Zeitschriften lassen sich via «Onleihe» oder die App «Pressreader» laden. Bei letzterer unten auf «Anmelden» und dann «Bibliotheken & Gruppen» tippen. Bibliothek wählen und einloggen. Nun ein Benutzerkonto einrichten. So kann man Lesezeichen erstellen und Lieblingszeitschriften festlegen. Am oberen Bildschirmrand können Kunden nun die Titel nach Land, Sprache und Thema eingrenzen. Etwas mühsam: Man muss sich alle 30 Tage neu in der App einloggen.