Viele Kunden achten darauf, dass sie gesunde Lebensmittel kaufen. Sind dabei Light- und Bio-Lebensmittel eine gute Wahl? Ein K-Tipp-Vergleich der Nährwerte zeigt: nicht unbedingt. Häufig sind die gesünderen Lebensmittel nämlich ausgerechnet bei den Billiglinien von Coop und Migros oder bei Denner, Aldi und Lidl zu finden.
- Bio-Produkte: Häufig fettiger als Billiglinien
Bio-Produkte mögen zwar umweltfreundlicher hergestellt sein als andere. Aber deshalb sind sie nicht a priori wertvoller für die Gesundheit, wie die K-Tipp-Recherche zeigt. Drei Beispiele:
Rösti: Die Bio-Rösti der Migros hat 143 Kilokalorien pro 100 Gramm, die M-Budget-Rösti nur deren 126. Der Grund: Die M-Budget-Rösti enthält weniger Fett – und mehr Kartoffeln. Keine Spur von minderwertig.
Kuchenteig: Auch der Bio-Kuchenteig der Migros enthält mehr Fett als der M-Budget-Teig. Und zwar satte 25 Prozent mehr.
Fettiger als die entsprechenden M-Budget-Produkte sind auch der Bio-Blätterteig und der Bio-Pizzateig der Migros.
Paprika-Chips: Die M-Budget-Chips enthalten 0,8 g Salz pro 100 g. Die Bio-Chips 1,4 g – also fast doppelt so viel. Die Budget-Chips (Fr. 1.–/100 g) sind nur halb so teuer wie die Bio-Chips (Fr. 2.–/100 g).
- Light-Produkte: Nicht viel kalorienärmer
Auch die teuren Light-Produkte kann sich der Kunde oft sparen. Denn sie sind nicht wesentlich kalorienärmer:
Magerquark: Der teure Weight-Watchers-Magerquark von Coop stammt aus dem Emmi-Werk in Emmen LU, der billige Prix-Garantie-Magerquark aus dem Emmi-Werk in Ostermundigen BE. Das ist auch schon der Hauptunterschied. Denn das Diät-Produkt hat pro 100 Gramm gerade mal 2 Kilokalorien weniger.
Ofen-Frites: Die Kalorienzahlen der M-Budget- und der Léger-Frites sind praktisch identisch. Aber die Léger-Frites sind fast doppelt so teuer.
Kuchenteig: Der Léger-Kuchenteig der Migros hat zwar 15 Prozent weniger Kalorien als der M-Budget-Kuchenteig. Aber er enthält anderthalbmal so viel Salz. Angesichts der Tatsache, dass in der Schweiz ohnehin zu salzreich gegessen wird, ist das nicht gerade ideal.
Brot: Irreführend ist das Léger-Brot der Migros. Es enthält derart viel Fett, dass es sogar kalorienreicher ist als das Ruchbrot. Und es kostet erst noch gut das Vierfache.
- Ballaststoffe: Auch in Billigprodukten
Die Migros bewirbt manche Produkte als «Ballaststoffquelle». Dies ist erlaubt, wenn ein Produkt mindestens 3 Prozent Ballaststoffe enthält.
Getreideriegel: Der Farmer-Getreideriegel mit Joghurtgeschmack erreicht diese gesetzliche Vorgabe gerade. Auf dem M-Budget-Getreideriegel ist der Schriftzug «Ballaststoffquelle» nicht aufgedruckt. Dabei enthält er mehr Ballaststoffe. Und kostet nur die Hälfte. Das M-Budget-Müesli enthält gar 12 Prozent Ballaststoffe, was viel ist, aber bloss im Kleingedruckten steht.
- Markenprodukte: Nur der Preis ist höher
Auch gegenüber Markenprodukten kann man Lebensmittel aus den Billiglinien nicht als minderwertig bezeichnen. Beispiele:
Fertig-Salatsauce: Die French-Sauce von Prix Garantie hat einen hohen Anteil an gesundem Fett und keine ungesunden Zusätze. Sie schlug deshalb in einem Test der Konsumentenzeitschrift «Mieux choisir» sogar die Light-French-Sauce von Thomy. Diese kostet mehr als das Dreifache.
Knäckebrot: Das billige Knäckebrot von Denner erzielte bei einer Nährwertanalyse des «Gesundheitstipp» die beste Gesamtnote: 5,0. Das Marken-Knäckebrot von Wasa erhielt die Note 4,8, jenes von Roland gar nur eine 3,9.
Blätterteig-Flûtes: Die Mini-Flûtes von Prix Garantie haben gut 20 Prozent weniger Fett und kosten nicht einmal einen Drittel der Mini-Twist von Kambly.
Frisch-Pizza: Die eckige Pizza Margherita von M-Budget hat mehr Mozzarella und trotzdem weniger Kalorien und weniger Fett als das teure Edelprodukt, das die Migros unter der Marke La Pizza führt. Dazu kommt: Mit Letzterer hat man schon 93 Prozent des täglichen Salzbedarfs gedeckt! Mit einer Portion Budget-Pizza immerhin nur 60 Prozent.
Cornflakes: Auch die teuren Original-Kelloggs-Cornflakes müssen sich vom günstigen Prix-Garantie-Produkt schlagen lassen. Sie enthalten doppelt so viel Zucker und weniger Ballaststoffe. Und: Die Billig-Cornflakes sind nicht einmal halb so teuer.
- Zuckerarme Produkte: Billiglinien halten mit
Oft verlangen Grossverteiler hohe Preise für ungezuckerte oder möglichst wenig gesüsste Produkte. Dabei sind die Billiglinien oft weniger zuckrig.
Müesli: Das M-Budget-Müesli ist ungezuckert – und kostet bloss einen Drittel des ungezuckerten Reddy-Fit-Müesli.
Zwieback: Original-Zwieback der Migros enthält 16 Prozent Zucker, M-Budget-Zwieback nur 9 Prozent – und kostet nicht einmal einen Drittel.
Auch andere Produkte, die angeblich besonders gesund sind, kann man sich sparen. Beispiele:
Pflanzenöl: Das M-Budget-Öl ist zum grössten Teil aus Raps gepresst, der besonders viel Omega-3-Fettsäuren enthält – mehr als das teurere Sonnenblumenöl.
Toast: Der dunkle und der helle M-Budget-Toast enthalten kein Konservierungsmittel. Teure Sorten wie der Urdinkel-Toast und die Oliver’s Toasts enthalten Alkohol, damit sie länger haltbar sind.
Fachleute sind nicht überrascht von diesen Ergebnissen. Steffi Schlüchter von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sagt: «Besonders bei Bio-Lebensmitteln darf man nicht davon ausgehen, dass sie gesünder sind. In der Regel sind sie für die Gesundheit nicht wertvoller als das entsprechende konventionelle Produkt.»
Zum höheren Salzgehalt der Light-Produkte sagt Schlüchter: «Wegen des tieferen Fettgehalts verlieren manche dieser Produkte an Geschmack. Salz trägt dazu bei, diese Einbusse wettzumachen.»
Die Migros entgegnet auf die Erkenntnisse des K-Tipp, dass eine allgemeingültige Aussage dazu nicht möglich sei. Auch bei Coop heisst es, dass man die Erkenntnisse «in dieser Allgemeinheit nicht bestätigen» könne.