Ich erhalte immer wieder Anrufe von Meinungsforschungs-Instituten. Immer stören sie. Denn meistens bin ich am Kochen. Manchmal am Essen. Deshalb freute ich mich unbändig auf die Ferien in Norwegen: zehn Tage Ruhe vor Umfragen!
Am Genfer Flughafen passierte ich die Sicherheitskontrolle. Zuerst musste ich die Schuhe ausziehen. Dann tastete mich ein Angestellter ab. Und schliesslich untersuchte mich einer auf Sprengstoff. Kurz darauf kam ich an einem Bildschirm vorbei. Was da aufleuchtete? Natürlich eine Umfrage. Ich war ratlos. Hätte ich den weinenden Smiley anklicken sollen,
weil die Kontrolle so mühsam gewesen war? Oder den lachenden, weil sie einen sehr seriösen Eindruck gemacht hatte? Ich liess es bleiben.
Nach den Ferien bearbeitete ich meine E-Mails. Das erste stammte von einem Hotel, in dem wir übernachtet hatten. Geschrieben auf Norwegisch. Ich solle doch an der «undersøkelsen» (Umfrage) teilnehmen. Ich hatte weder Zeit noch Lust. Doch bald stiess ich auf das nächste E-Mail des Hotels. In leicht vorwurfsvollem Ton hiess es, dass ich es versäumt hätte, die Fragen zu beantworten. Wäre doch schön, wenn ich das nachholen könnte.
Dann folgte ein E-Mail von den SBB, in dem sie mich fragten: «Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Sparbillette zukünftig weiterempfehlen, wenn Sie um eine Empfehlung gebeten werden?» Kann ich nicht beantworten. Ich werde eher selten um Billett-Empfehlungen gebeten.
Im Anschluss ein E-Mail von Hertz. Wir hatten in den Ferien ein Auto gemietet. «Wie sehr sind Sie bereit, Hertz einem Freund zu empfehlen?», wollte der Autovermieter wissen.
Am Ende fragte ich mich: Warum soll ich alle möglichen Firmen empfehlen? Habe ich etwa einen Werbevertrag? Bin ich eigentlich Roger Federer?