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Ein Paket aufgeben und mit einer Festgeldanlage heimkommen? Schalterangestellte werben für alles Mögliche - auch für Anlagen, die für Kunden unvorteilhaft sind.
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K-Tipp 12/2005
15.06.2005
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Gummibärli gibts, Arztromane, Landkarten und und und: Kunden und Kundinnen haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass es in Schweizer Poststellen aussieht wie in Gemischtwarenläden. Und dass sie vor lauter herumstehender Gestelle die Schalter kaum mehr finden. Neuerdings müssen sie auch noch aufpassen, dass sie sich nichts aufschwatzen lassen.
Das zeigt das Beispiel von Jan Walder (Name geändert). Nichts ahnend gab er in der Poststelle Rämistrasse in Zürich ein Paket auf und...
Gummibärli gibts, Arztromane, Landkarten und und und: Kunden und Kundinnen haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass es in Schweizer Poststellen aussieht wie in Gemischtwarenläden. Und dass sie vor lauter herumstehender Gestelle die Schalter kaum mehr finden. Neuerdings müssen sie auch noch aufpassen, dass sie sich nichts aufschwatzen lassen.
Das zeigt das Beispiel von Jan Walder (Name geändert). Nichts ahnend gab er in der Poststelle Rämistrasse in Zürich ein Paket auf und zahlte mit seiner Postcard. Unvermittelt und ungefragt sagte die eifrige Schalterangestellte: «Sie haben ja ein Gelbes Konto. Zusätzlich kann ich Ihnen unser Festgeld empfehlen. Das gibt mehr Zins.»
Jan Walder war überrascht, aber auch genervt. Von einem geschwätzigen Versicherungsvertreter hätte er so etwas erwartet. Aber doch nicht von einer Schalterangestellten in der Post. «Ich fühle mich belästigt, wenn ich ein Paket aufgeben möchte und dann über Geldanlagen diskutieren muss», sagt er.
Das könnte ihm in Zukunft allerdings hin und wieder passieren. Denn im vorliegenden Fall handelt es sich laut Post-Sprecher Dario Ballanti nicht um eine Einzelaktion einer übereifrigen Angestellten. «Die Mitarbeiter haben den Auftrag, die Kunden auf die Produkte der Post aufmerksam zu machen», erklärt Ballanti (siehe auch Interview).
Das ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit: Die Post wirbt auch für postfremde Produkte und Firmen. Zum Beispiel für Müesli, Zeitschriften, Velozubehör und Hilfswerke. Und lässt sich dafür natürlich bezahlen.
WIR-Bank: Dreimal so viel Zins
Doch zurück zum Festgeld: Dieses ist für Anleger derzeit überhaupt nicht attraktiv. So zahlt die Post fürs einjährige Festgeld gerade mal ein halbes Prozent Zins. Die Migros-Bank bietet auf dem Anlagesparkonto das Doppelte, die WIR-Bank sogar das Dreifache. Und die Kunden sind beim Geldbezug erst noch flexibler als beim Festgeld der Post.
Was halten Sie davon, dass Post-Angestellte den Kunden Festgelder andrehen sollen? Diskutieren Sie mit unter www.ktipp.ch.
Interview mit post-sprecher dario ballanti
«Müssen die Kunden jetzt wieder länger warten?»
K-Tipp: Herr Ballanti, Kunden beklagen sich beim K-Tipp, dass ihnen Schalterangestellte ein Festgeld aufschwatzen wollen - ein vergleichsweise schlechtes Angebot. Fahren Sie damit trotzdem weiter?
Dario Ballanti: Ja. Bis jetzt haben wir noch keine negativen Reaktionen von Kunden erhalten. Wir machen nur auf unsere Angebote aufmerksam. Am Ende entscheidet der Kunde.
Sie lassen die Kunden wieder länger Schlange stehen. Ausgerechnet jetzt, wo Sie doch die Wartezeiten an den Schaltern reduziert haben.
Unsere Angebote verursachen keine oder nur eine geringe Verlängerung der Wartezeiten. Denn wir sprechen die Kunden nur dann an, wenn sie zum Beispiel wegen der Datenverarbeitung sowieso warten müssen. Hat es lange Warteschlangen, empfehlen wir keine beratungsintensiven Produkte.
Das Festgeld ist keine vorteilhafte Anlage. Denn das Geld ist gebunden und es wird schlecht verzinst. Kann die Post diese Anlage guten Gewissens empfehlen?
Das Festgeld lässt sich am besten mit den Kassenobligationen der Banken vergleichen. Unsere Vorteile sind, dass der Bund für die Sicherheit des Geldes garantiert und dass der Kunde keine Depotgebühren zahlen muss.
Ist es fair, den Kunden das Festgeld am Schalter zu verkaufen, wo sie keinen Vergleich anstellen können?
Das Schalterpersonal macht dem Kunden nur ein Angebot. Entscheiden kann er in aller Ruhe.
Aber für Kassenobligationen bieten viele Banken höhere Zinsen.
Dafür verlangen sie Depotgebühren. Wir sind von der ausgezeichneten Qualität und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis der Produkte von Postfinance überzeugt.
Interview: Marco Diener