Eine Schlagzeile auf Blick.ch lautet etwa: «Herbstmüdigkeit? Dahinter könnte Schlafapnoe stecken.» Im angeblich redaktionellen Beitrag auf dem Newsportal heisst es dann: «Viele wissen nicht, dass sie an einer Schlafapnoe leiden, was gefährliche Folgen für die Gesundheit haben kann.» Von Schlafapnoe spricht man, wenn es beim Schlafen zu Atemaussetzern kommt.
Das Portal Blick.ch, das zum Verlag Ringier gehört, empfiehlt im Beitrag ein Gerät, mit dem Leserinnen und Leser testen können, ob sie an Schlafapnoe leiden. Interessierte könnten das Gerät über einen Direktlink auf der Website mieten, «für 84 statt 149 Franken».
Der Schlafapnoe-Artikel ist kein Einzelfall. Auf Blick.ch findet sich zum Beispiel ein Beitrag mit dem Titel «So kochst du mit der Bialetti-Kanne richtig Kaffee». Auch dort führt ein Link zum Internetshop, der diese Kannen verkauft.
Wer solche Artikel anklickt, wird unauffällig auf das Werbeportal Box umgeleitet (Box.blick.ch). Seit einem Jahr verfasst dort ein dreiköpfiges Team fast täglich Werbetexte – inzwischen sind es rund 300 Beiträge. Nur wer ganz genau hinschaut, bemerkt oben an der Seite den Hinweis in kleiner Schrift: «Box hat Partnerschaften, sodass wir einen Anteil an den Einnahmen aus deinem Kauf erhalten.»
Wer dort auf «Mehr Infos» klickt, erfährt, dass alle Artikel «kommerzielle Inhalte» sind. Der «Blick» erhält Geld für die Werbung sowie eine Provision pro verkauften Artikel. Auf dem Portal Blick.ch fehlt bei den meisten von Box verfassten Artikeln ein Hinweis auf Werbung. Laut einem Ringier-Mitarbeiter gelangen mehr als drei Viertel der Box-Besucher via Blick.ch auf das Werbeportal.
«Leser werden in die Irre geführt»
Die versteckte Werbung auf Blick.ch stösst auf Kritik.Ursina Wey ist Geschäftsführerin beim Presserat, einem Selbstkontrollgremium der Schweizer Journalisten. Sie sagt: «Wenn sich bezahlte Beiträge gestalterisch nicht klar von redaktionellen Beiträgen abheben, müssen sie explizit als Werbung deklariert werden.» Angaben wie «Paid Post» oder «Sponsored Content» würden die Leser bewusst in die Irre führen. Eine Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften von 2021 belegt, dass ein Grossteil der Leserschaft derart gekennzeichnete Texte nicht als Werbung erkennt.
Ringier hält auf dem Portal Box fest, die beworbenen Produkte und Dienstleistungen seien intern getestet worden. Man «prüfe die Produkte auf Herz und Nieren». Die Auftraggeber der Texte «hätten keinen Einfluss auf die Empfehlungen». Fakt ist: Die angeblich getesteten Produkte sind auf Box.blick.ch allesamt positiv bewertet.
Der K-Tipp gab sich bei einer Anfrage bei Box als möglicher Werbekunde aus. Dabei räumte ein Mitarbeiter ein: «Es sind bezahlte Artikel, natürlich zerreissen wir die Produkte nicht in der Luft.»
Auf Anfrage des K-Tipp legt der Verlag nicht offen, wie viel er mit den Werbeartikeln verdient. Laut dem Mitarbeiter kostet ein solcher Artikel den Auftraggeber mindestens 7500 Franken. Hinzu komme eine Provision für Produktverkäufe, die 10 bis 20 Prozent des Preises betrage.
Noch lukrativer als die Werbung für einzelne Produkte ist für Ringier die langfristige Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Brack oder Disney Plus. Dabei fliessen laut dem Box-Mitarbeiter pro Jahr bis zu sechsstellige Beträge an den Verlag. Im Gegenzug erhält zum Beispiel Brack fast täglich Anzeigen für spezielle Werbedeals auf Blick.ch und auf dem Box-Portal sowie pro Woche mehrere Werbeartikel.