Bloss Schall und Rauch
In Deutschland werden tausende von schlecht funktionierenden Rauchmeldern zurückgerufen. In der Schweiz sind technisch identische Geräte jedoch weiterhin im Verkauf.
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K-Tipp 3/2005
09.02.2005
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Die Firma heisst Eyston und hat ihren Hauptsitz in Hongkong. Jeden Monat stellt sie rund eine Million Rauchmelder her und liefert diese an die verschiedensten Verteiler.
Das Produkt mit dem unverwechselbaren Design ist immer dasselbe, nur der Name wechselt je nach Anbieter. Nebst der Bezeichnung Eyston SD-191H ist der Melder unter über 20 weiteren Namen auf dem Markt und gehört in Europa und der Schweiz zu den meistverkauften.
Aber: Viele dieser Melder, die Ende 2...
Die Firma heisst Eyston und hat ihren Hauptsitz in Hongkong. Jeden Monat stellt sie rund eine Million Rauchmelder her und liefert diese an die verschiedensten Verteiler.
Das Produkt mit dem unverwechselbaren Design ist immer dasselbe, nur der Name wechselt je nach Anbieter. Nebst der Bezeichnung Eyston SD-191H ist der Melder unter über 20 weiteren Namen auf dem Markt und gehört in Europa und der Schweiz zu den meistverkauften.
Aber: Viele dieser Melder, die Ende 2004 in den Verkauf gelangten, sind nicht zuverlässig. Der deutsche Discounter Aldi, der ihn nur unter der Bezeichnung SD-191H anbot, hat darum eine Rückruf-Aktion gestartet und zudem die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Denn: Laut eidesstattlicher Erklärung von Eyston handelt es sich bei den mangelhaften Rauchmeldern von Aldi um Fälschungen, die nicht aus eigener Produktion stammten.
Aufgeschreckt von einer Meldung der deutschen Kollegen, dass möglicherweise hunderttausende dieser gefälschten Geräte nach Europa geliefert worden sind, hat der Schweizerische Feuerwehrverband (SFV) durch ein Elektroniklabor das Innenleben von acht in der Schweiz erhältlichen Rauchmeldern überprüfen lassen.
«Rauchmelder sind ein hervorragendes Mittel, um bei einem Brandausbruch die Bewohner eines Hauses frühzeitig zu warnen», sagt SFV-Geschäftsführer Robert Schmidli. «Dazu müssen sie aber zuverlässig funktionieren, denn Rauch kann innert weniger Minuten zu tödlichen Vergiftungen führen.»
Eventuell gefälschter Melder ist baugleich
Untersucht wurden im Labor von Elektronik-Ingenieuren die Qualität und die Verarbeitung der für das Funktionieren eines Rauchmelders massgeblichen elektrischen Bauteile sowie der Stand der Technik. Die Resultate:
- «Sehr gut» schneidet einzig der für 55 Franken im Fachhandel und beim SFV erhältliche Rauchmelder FlammEx 22 ab.
- «Gut» wird der ebenfalls im Fachhandel für 55 Franken vertriebene EI Home 105-D beurteilt.
- Ein «genügend» bekommen die bei Grossverteilern erhältlichen Melder Abus RM 203 (Fr. 18.-) und FireAlarm (Fr. 45.-).
- «Mangelhaft» wurden der BR 102 (Fr. 9.90 bei Obi), der Eyston SD-191H (Fr. 19.90 bei Coop), der SRM 001 (Fr. 75.- bei Obi) und der RM 121 (Fr. 9.90 bei Hornbach) bewertet. Die Prüfer beanstandeten die zu Fehlalarmen neigende Elektronik sowie die Verarbeitung, die zu Totalausfällen führen könne. Die drei letztgenannten Melder sind trotz unterschiedlicher Bezeichnungen und Preise technisch und äusserlich praktisch identisch und stammen aus den Eyston-Werken.
Besonders pikant aber ist, dass das Labor zum Vergleich auch den von Aldi verkauften und laut Eyston gefälschten Melder unter die Lupe genommen und festgestellt hat: Er ist absolut baugleich.
Stiftung Warentest rät vom Kauf ab
Trotz der laufenden Untersuchung in Deutschland und der alarmierenden Testresultate des Feuerwehrverbandes verkaufen Coop, Hornbach und Obi weiterhin die nicht über alle Zweifel erhabenen Rauchmelder aus Hongkong. Alle drei Anbieter berufen sich dabei auf Echtheitsurkunden und verschiedene Prüfsiegel, die auf ihren Produkten prangen. Nur: Der möglicherweise gefälschte Rauchmelder von Aldi hatte all das auch.
Nicht mit dem Feuer respektive dem Leben von Konsumenten spielen will die Stiftung Warentest. Noch vor zwei Jahren beurteilte sie Rauchmelder des Typs Eyston als «gut». Nun aber rät sie, solche Geräte «derzeit besser nicht zu kaufen».
Das hilft gegen Rauch und Feuer
- Rauchmelder für jedes Zimmer. Kosten pro Stück ca. Fr. 50.-.
- Eine Löschdecke für die Küche. Kosten ab Fr. 2.-.
- Ein Feuerlöscher mit mindestens 6 Liter Inhalt. Kosten ab 300 Franken.
- Achtung: Baumärkte und Garagen-Shops verkaufen auch Feuerlösch-Sprays (um Fr. 20.-). Sie sind, wie der Deutsche Feuerwehrverband mit Tests belegt hat, meist völlig wirkungslos.
- Brandschutzmittel sind bei der Feuerwehr und bei Gebäudeversicherungen sowie im Fachhandel und in Hobbymärkten erhältlich.
- Lassen Sie sich von der örtlichen Feuerwehr oder der Beratungsstelle für Brandverhütung, BfB, in Bern beraten. Internet: www.bfb-cipi.ch.