Der Boiler ist Wassererhitzer und Warmwasserspeicher in einem. Es gibt ihn in unterschiedlichen Grössen – vom Kleingerät mit 10 bis 15 Litern Inhalt in mancher Küche bis zum über 1000 Liter fassenden «Warmwasserreservoir» im Keller von Mehrfamilienhäusern. Viele Geräte erhitzen das Wasser mit Strom über einen Heizstab. Bei anderen sorgen die Gebäudeheizung, ein Gasbrenner, eine Wärmepumpe oder eine Solaranlage für die nötige Energie, die via Heizschlange das Wasser erwärmt.
Eins ist allen Boilertypen gemein: Sie sind anfällig für Kalk. Er bildet sich, weil die im kalten Wasser gelösten Mineralien Kalzium und Magnesium beim Erwärmen auskristallisieren. Dabei gilt: Je härter das Wasser und je höher die Erwärmung, desto stärker die Kalkbildung.
Mehr Energie – und Gefahr von Keimen
In einem verkalkten Boiler erwärmt sich das Wasser viel langsamer, weil eine dicke Kalkschicht das Heizelement umschliesst. Das steigert den Energieverbrauch. Gemäss der Informationsplattform www.energie-umwelt.ch erhöht ein Millimeter Kalk auf der Heizschlange den Energieverbrauch um rund 8 Prozent. Bei einer Kalkschicht von 1 Zentimeter wächst der Verbrauch um rund 50 Prozent. Hinter der Plattform stehen die Fachstellen für Energie und Umwelt der Kantone Bern, Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Wallis und Waadt.
Kalkablagerungen an Boden und Wänden des Boilers schmälern zudem das Speichervolumen. Und sie können Schäden am Gehäuse, am Heizelement sowie an Dichtungen und Ventilen verursachen.
Besonders heikel: Schichten aus Kalk und Rost begünstigen die Vermehrung von Keimen – besonders, wenn das Wasser ein paar Tage unbenutzt im Boiler bleibt. Zu den gefährlichsten Bakterien gehören die Legionellen, welche die Legionärskrankheit verursachen können. Sie beginnt meist mit Fieber, Husten, Kopf- und Muskelschmerzen und kann eine schwere Lungenentzündung nach sich ziehen. Anstecken kann man sich etwa beim Duschen, indem man zerstäubte legionellenhaltige Wassertröpfchen einatmet.
Immerhin: Ab einer Wassertemperatur von 50 Grad Celsius vermehren sich Legionellen kaum mehr, ab 60 Grad sterben sie ab. Markus Rasper, Fachbereichsleiter Sanitär beim Gebäudetechnikverband Suissetec, empfiehlt in Übereinstimmung mit den Bundesamt für Gesundheit: Beim Boileraustritt sollte die Wassertemperatur stets 60 Grad betragen und an den Wasserhahnen nach kurzem Vorlauf nie weniger als 50 Grad.
Nicht ideal ist es aber, den Boiler dauerhaft auf über 60 Grad einzustellen. Denn höhere Temperaturen führen zu mehr Kalkablagerungen. «Bei hartem Wasser bildet sich zweimal weniger Kalk, wenn es nur auf 55 statt auf 65 Grad erhitzt wird», hält Energie-umwelt.ch fest.
Fällt der Wasserdruck in den Leitungen ab oder steht immer weniger Warmwasser zur Verfügung, deutet das laut Rasper auf zu viel Kalk im Boiler hin. Es gibt aber keine allgemeine Faustregel, wie oft Entkalken und Reinigen nötig sind. Rasper: «Suissetec empfiehlt, drei bis fünf Jahre nach der Installation eines Boilers eine Kontrolle durchführen zu lassen. Danach lässt sich das richtige Wartungsintervall festlegen.» Je nach Härte, Temperatur und Durchflussmenge des Wassers sollte man den Boiler jährlich, vielleicht aber auch nur alle fünf Jahre entkalken.
Die Kosten für die professionelle Entkalkung inklusive Reinigung und Kontrolle variieren mit der Grösse: Für 50 bis 150 Liter fassende Geräte betragen sie in der Regel um die 300 Franken, für 800- bis 1000-Liter-Boiler gegen 900 Franken.
Hinzu kommen Weg- und Ersatzteilkosten. Die Preise der Sanitär- und Heizungsinstallationsfirmen sind nicht einheitlich. Es kann sich deshalb lohnen, mehr als eine Offerte einzuholen.
Eine Sache für Fachleute
Doch könnte man den Boiler nicht auch selber entkalken? Im Internet findet man zahlreiche Schritt-für- Schritt Anleitungen – etwa auf www.hausinfo.ch, einer Ratgeberseite der Gebäudeversicherung Bern und des Hauseigentümerverbands Schweiz. Wer diese Anleitung studiert, stellt aber schnell fest: Es braucht neben dem richtigen Werkzeug und spezifischem Material wie Dichtungen und Schutzanoden gegen Rost auch viel handwerkliches Geschick und sanitär- und elektrotechnische Fachkenntnisse, um Entkalkung und Reinigung selbst in die Hand nehmen zu können.
Auch Suissetec-Experte Rasper warnt, die Sache zu unterschätzen: Ein Boiler sei ins Trinkwassersystem eingebaut und habe den entsprechenden Qualitätsanforderungen zu genügen. Bei der Wartung müsse man in der Lage sein, Elektroarbeiten gesetzeskonform auszuführen sowie technische Bestandteile (Sicherheitsarmaturen, Temperaturregler) zu überprüfen. «Wir raten Laien davon ab, die Entkalkung und die zugehörigen Arbeiten selbst durchzuführen», sagt Markus Rasper.
Vermieter oder Mieter – wer trägt die Kosten?
Sind im Mietvertrag Heizungs- und Warmwasserkosten ausdrücklich als vom Mieter zu tragende Nebenkosten erwähnt, darf der Vermieter die Kosten für die Boilerentkalkung mit der Nebenkostenabrechnung auf die Mieter überwälzen.
Hat es in jeder Wohnung einen Boiler, der nur diese mit Warmwasser versorgt, muss laut Mieterverband der Vermieter die Kosten fürs Entkalken übernehmen. Das gelte als Unterhaltsarbeit, die nicht mehr zum Kleinunterhalt zähle.
Weitere Informationen im Ratgeber Das Mietrecht im Überblick. Zu bestellen per Tel. 044 253 90 70 oder online unter www.ktipp.ch
So ermittelt man die Wasserhärte
Die Wasserhärte wird meist in französischen Härtegraden (°fH) beziffert.
0–7°fH: Sehr weiches Wasser
7–15°fH: Weiches Wasser
15–25°fH: Mittelhartes Wasser
25–32°fH: Ziemlich hartes Wasser
32–42°fH: Hartes Wasser
Über 42°fH: Sehr hartes Wasser
Die Wasserhärte erfährt man auf der Gemeindeverwaltung oder beim örtlichen Wasserversorger.