Buchen im Reisebüro: Es geht auch ohne Gebühren
Viele Reisebüros knöpfen den Kunden noch Gebühren ab, obwohl sie von den Reiseveranstaltern schon Provisionen enthalten. Doch eine saldo-Stichprobe zeigt: Es gibt auch Reisebüros, die darauf verzichten.
Inhalt
saldo 18/2010
08.11.2010
Letzte Aktualisierung:
09.11.2010
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Buchungsgebühr, Beratungsgebühr, Beratungspauschale oder Auftragspauschale: Unter diversen Namen berechnen Reisebüros ihren Kunden zusätzlich zum Reisepreis noch Gebühren. Das erstaunt, weil sie für Hotelbuchungen, Pauschalreisen und Kreuzfahrten bereits Kommissionen der Reiseveranstalter erhalten.
Und zwar nicht wenig: Laut Informationen einer Reiseexpertin liegen sie zwischen 8 und 14 Prozent. Das heisst: Von einer 2000 Franken teuren Badeferienreis...
Buchungsgebühr, Beratungsgebühr, Beratungspauschale oder Auftragspauschale: Unter diversen Namen berechnen Reisebüros ihren Kunden zusätzlich zum Reisepreis noch Gebühren. Das erstaunt, weil sie für Hotelbuchungen, Pauschalreisen und Kreuzfahrten bereits Kommissionen der Reiseveranstalter erhalten.
Und zwar nicht wenig: Laut Informationen einer Reiseexpertin liegen sie zwischen 8 und 14 Prozent. Das heisst: Von einer 2000 Franken teuren Badeferienreise bleiben zwischen 160 und 280 Franken beim Reisebüro hängen. Wer Familienferien für 5000 Franken bucht, zahlt indirekt 500 bis 700 Franken an das Reisebüro.
Stichprobe: Nur 4 von 50 Reisebüros ohne zusätzliche Gebühren
saldo wollte wissen, wie viele Reisebüros angesichts solcher im Preis inbegriffener Provisionen vom Kunden nicht noch zusätzlich Geld verlangen. Die Stichprobe umfasste 50 Anbieter. Angefragt wurde die Buchung einer Pauschalreise oder einer Kreuzfahrt.
Das Ergebnis: Nur 4 Reisebüros verzichteten auf Gebühren. 8 weitere verlangten für die Buchung zwischen 20 und 40 Franken. 20 Reisebüros berechneten eine Pauschalgebühr von 50 Franken. Der Rest wollte 60 Franken oder mehr. 3 Reisebüros reagierten ungehalten auf die Anfrage und verweigerten die Auskunft.
Für Flugtickets oder aufwendige Reisearrangements verlangen alle eine Gebühr. Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reisebüroverbandes, begründet die zusätzlichen Gebühren damit, dass man Zusatzleistungen wie die Absicherung der Kundengelder finanzieren müsse.
Doch dieses Argument sticht nicht. Die Kundengeldabsicherung wäre gar nicht nötig, wenn die Reisebüros auf Vorauszahlung verzichten würden. Die Reisebranche ist eine der wenigen, die vom Kunden Vorauszahlung verlangen. Laut Verband muss nun der Kunde eine Gebühr dafür bezahlen, damit er sein bereits bezahltes Geld wieder zurückerhält, falls das Reisebüro Konkurs macht.
«Wir wollen die Kunden nicht noch mit Gebühren bestrafen»
Immerhin: Einige Reisebüros sehen das anders. Bei Rico Reisen in Thun BE zum Beispiel müssen Kunden keine zusätzlichen Gebühren zahlen, wenn die Kommission für eine Pauschalreise oder Kreuzfahrt mindestens 10 Prozent beträgt.
«Der Buchungs- und Beratungsaufwand ist relativ gering. Wir wollen den Kunden, der uns diesen Verdienst ermöglicht, nicht bestrafen», sagt Inhaber Beat Rickli. Auch Hintermann Reisen in Beinwil AG, Handeys in Baden AG und Leo Gmünder in Appenzell verlangen für Pauschalreisen und Kreuzfahrten keine Gebühren.
FWO Reisen in Winterthur verlangt höchstens 20 Franken. Bei Marioni Reisen in Basel gibts keine generellen Gebühren. «Es kommt auf den Aufwand an», sagt Claudia Marioni. Für Auskünfte zahle niemand. Alle diese Reisebüros verfügen über eine Kundengeldabsicherung.
Bei Hotelplan und Kuoni zahlt man schon für eine Offerte
Grosse Reiseveranstalter verlangen teilweise bereits für blosse Auskünfte eine Gebühr. Wer in einer Hotelplan- oder Kuoni-Filiale eine ausgedruckte Offerte verlangt, aber nicht bucht, zahlt vor Ort 60 beziehungsweise 50 Franken.
Gemäss Hotelplan-Sprecherin Prisca Huguenin entfällt die Beratungsgebühr, wenn der Kunde bucht. Nur: In diesem Fall muss er trotzdem 60 Franken zahlen – die Gebühr heisst aber dann «Auftragspauschale», bei Kuoni «Service-Pauschale». Ausnahmen gibt es laut Kuoni-Sprecher Peter Brun nur für Stammkunden oder bei teuren Reisen. Tui verlangt für Offerten nichts. Bucht der Kunde eine Reise, sind ebenfalls 60 Franken fällig.
In Deutschland verlangen Reisebüros für Pauschalreisen oder Kreuzfahrten keine Gebühren. Ein Entgelt ist lediglich bei Nur-Flug-Buchungen oder aufwendigen Beratungen fällig. In Lörrach, Rheinfelden und Weil am Rhein gibt es zum Beispiel die Seilnacht-Reisebüros – über eine Schweizer Telefonnummer zum Ortstarif zu erreichen. Die Reisefabrik Konstanz ist ab der Grenze in einigen wenigen Minuten erreichbar.
Tipps: So vermeiden Sie zusätzliche Gebühren
- Berücksichtigen Sie für Pauschalreisen unabhängige Reisebüros, die für Buchungen keine zusätzlichen Gebühren verlangen. Bei diesen können Sie die Reisen von Hotelplan, Kuoni und Co. ebenfalls buchen.
- Stellt ein Reisebüro in Ihrem Auftrag eine A-la-carte-Reise zusammen, gilt laut Gesetz: Sie müssen das Reisebüro für Aufwand und Spesen entschädigen, haben aber Anspruch auf die Provision der Anbieter. Per Vertrag kann man dies ändern: Schlagen Sie deshalb dem Reisebüro allenfalls vor, dass Beratung und Buchung für Sie kostenlos erfolgen und Sie dafür auf die Rückgabe der Kommissionen verzichten. Viele Reisebüros lassen dann die Gebühren ganz fallen.