Hallo. Hier spricht John Doe. Interessiert an Daten? Ich teile gerne.» Mit diesem E-Mail beginnt die Geschichte der «Panama Papers». Adressaten der E-Mail sind die Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier von der «Süddeutschen Zeitung».
Erst kommen nur ein paar wenige Dokumente. Am Schluss sind es über acht Millionen E-Mails, Excel-Tabellen, PDF- und Word-Dateien. Die Unterlagen stammen aus der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca mit Hauptsitz in Panama. Die Quelle bleibt anonym. «John Doe» ist eine Tarnidentität.
Vom Putin-Freund bis zu den Fifa-Funktionären
Mossack Fonseca hat weltweit Filialen, unter anderem in Genf und Zürich. Haupttätigkeit ist der Verkauf von Briefkastenfirmen. Solche Firmen sind nicht illegal. Aber sie dienen oft dazu, Vermögen vor Steuerbehörden zu verstecken oder die Herkunft von Geldern aus dubiosen Quellen zu verschleiern.
Obermayer und Obermaier beginnen die Daten zu durchforsten. Sie stossen auf nicht geheure Aktiendeals und Darlehen. Mal geht es um 8 Millionen Dollar, mal um 200 Millionen Dollar. Beteiligt an den Transaktionen ist unter anderem ein Sergei Roldugin. Woher hat der russische Cellist das viele Geld? Mögliche Antwort: Roldugin ist der Taufpate der ältesten Tochter von Wladimir Putin. Mehr Namen tauchen auf: Funktionäre des Weltfussballverbandes Fifa, inklusive Gianni Infantino, Staatschefs, der Schwager von Chinas Präsident Xi Jinping. Verwickelt sind auch UBS und Credit Suisse.
Im Verlauf der Recherchen weihen Obermayer und Obermaier Journalisten aus über 80 Ländern ein. Die Recherchen laufen weiter. Den isländischen Premierminister haben sie das Amt gekostet. Er besass eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln.
«Niemand, der irgendwo geheime Geschäfte tätigt und dabei digitale Spuren hinterlässt, ist heutzutage noch sicher. Egal, was er tut, und egal wo.» Das ist das positive Fazit. Doch die Autoren haben auch Zweifel. Wenn Regierungen und Staatengemeinschaften wie EU und Uno nicht gegen Steueroasen vorgehen, ändert sich nichts.
Bastian Obermayer, Frederick Obermaier, «Panama Papers», Kiepenheuer & Witsch, 350 Seiten, ca. Fr. 23.–