Bücher für 65 000 Franken aufgeschwatzt

Die Verlagsservice Süd AG drehte einem Kunden drei horrend teure Bücher und eine kleine Statue an auf Raten. Dank dem K-Tipp hat er das Geld zurückerhalten.<br />

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K-Tipp 19/2010

15.11.2010

Letzte Aktualisierung:
16.11.2010

Beatrice Walder K-Tipp

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Der Kurierfahrer Silvio Iten (Name geändert) aus Oberglatt ZH steht dazu: «Ich kann einfach nicht Nein sagen.» Deshalb empfing er im März 2007 nach telefonischer Anmeldung einen Vertreter der Verlagsservice Süd AG mit Sitz in Zug.

Dieser überredete ihn, einen Nachdruck der Immendorf-Bibel für 14 665 Franken zu kaufen. Weil Iten nicht so viel Geld hatte, vereinbarten sie 69 Monatsraten zu einem Gesamtpreis von 16 559 Franken.

Den Vertretern vom Verlagsservice kaufte Silvio Iten im September 2008 und Dezember 2009 zudem zwei weitere teure Bücher ab: zuerst das Book of Lindisfarne für 25 572 Franken zahlbar in 73 Raten, dann das Bedford-Stundenbuch für 22 457 Franken ebenfalls zahlbar in 73 Raten.

Iten: «Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt und liess mich vom Argument überzeugen, die Bücher seien eine gute Wertanlage.»

Kreditfähigkeit wurde nicht geprüft

Bis Ende Oktober 2010 hat Silvio Iten 14 600 Franken abgestottert. Mittlerweile bereut er die teuren Anschaffungen, denn er verdient monatlich nur rund 4000 Franken. Inzwischen lebt er von seiner Frau getrennt und kann die Raten nicht mehr zahlen.

Und das muss er auch nicht. Denn der Verlag hat gegen das Konsumkreditgesetz verstossen. Laut diesem hätten die Vertreter vor Abschluss der Verträge überprüfen müssen, ob sich Iten die Bücher überhaupt leisten kann.

Eine solche sogenannte Kreditfähigkeitsprüfung hatten sie jedoch nie gemacht (siehe unten). Folge: Iten kann die Bücher zurückgeben und die bereits gezahlten Raten zurückverlangen.

Die Verlagsservice Süd AG lenkte auf Nachfrage des K-Tipp ein und überwies Iten 14 600 Franken. Auf eine Stellungnahme verzichtete sie jedoch.

Das müssen Sie wissen

Bezahlt man in Raten mehr als bei Barzahlung, kommt das Konsumkreditgesetz zum Tragen.
Grundsätzlich gilt:
Der Verkäufer muss belegen, dass er vor Abschluss des Vertrages die Kreditfähigkeit des Kunden überprüft hat. Jemand gilt als kreditfähig, wenn er die gesamte Summe innert 36 Monaten bezahlen könnte, ohne dabei sein betreibungsrechtliches Existenzminimum anzugreifen.
Der Verkäufer muss bei Ratenzahlung zudem gewisse Formvorschriften einhalten. Im schriftlichen Vertrag müssen der Barzahlungspreis, der tatsächlich zu bezahlende Preis sowie der effektive Jahreszins stehen. Zudem ist auf das siebentägige Widerrufsrecht hinzuweisen. Ansonsten ist der Vertrag ungültig.

Ausnahmen:

Es geht um weniger als 500 oder um mehr als 80 000 Franken.
Der Kaufpreis ist innert höchstens drei Monaten oder in nicht mehr als vier Raten innert höchstens zwölf Monaten zu zahlen.

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