Putzschwamm oder Bürstchen – was ist hygienischer? Der K-Tipp liess in einer Stichprobe je 20 gebrauchte Abwaschbürsten und Schwämme aus Haushalten in einem Labor untersuchen. Es ermittelte die jeweilige Anzahl Bakterien auf den Küchenutensilien. Weiter analysierte das Labor die Zahl der Darmbakterien auf den Bürsten und Schwämmen, unter anderem die der Kolibakterien. Diese können Erbrechen und Durchfall auslösen.
Keime verteilen sich in der ganzen Küche
Die wichtigsten Resultate: Die meisten Schwämme und Spülbürsten waren sehr verschmutzt – die Bürsten allerdings weniger stark als die Schwämme. Im Detail:
- Auf 14 von 20 Schwämmen fanden die Experten mehr als 300 Millionen Bakterien pro Gramm Schwammmaterial. Nur 8 von 20 Bürsten kamen auf so viele Keime.
Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen (D), ordnet diese Zahlen ein: «300 Millionen Keime sind viel. Diese Schwämme und Bürsten waren zu lange im Gebrauch.» Mit einem verkeimten Spülgerät verteile man die Keime überall in der Küche und erhöhe so die Gefahr, auch gefährliche Bakterien zu verbreiten.
- Ein einziger Schwamm wies unter 1 Million Keime pro Gramm auf. Bei den Bürsten waren es immerhin fünf.
- Die Experten fanden in zwei Schwämmen und auf einer Bürste Kolibakterien. 14 von 20 Schwämmen waren mit weiteren Darmbakterien besiedelt, bei den Bürsten waren es 13 von 20. Insgesamt zählte das Labor auf den Bürsten weniger Darmbakterien als auf den Schwämmen.
Markus Egert überraschen die Resultate nicht: «Schwämme sind ein optimaler Lebensraum für Keime.» Denn feuchte Schwämme trocknen langsamer als Bürsten, die mehr Platz zwischen den Borsten haben.
Dazu kommt: Schwämme haben mehr Fläche als Bürsten. Speisereste bleiben in ihnen eher hängen als an den Borsten der Bürsten. Die Essensreste dienen Bakterien als leicht verdauliche Nahrung.
Egert zieht den Schluss: «Gebrauchte Schwämme sind meist Keimschleudern. Sie gehören nicht in die Küche.» Denn Schwämme können über längere Zeit Krankheitserreger enthalten. Diese stellen ein Risiko für Ältere, Kranke und Immunschwache dar. Auch Abwaschtücher gehören für Markus Egert nicht in die Küche. Sie sind ähnlich unhygienisch wie Schwämme.
Zwei Studien aus Norwegen und Portugal aus den Jahren 2020 und 2022 sehen ebenfalls die Bürsten im Vorteil. Die Tests zeigten zudem, dass potenziell krank machende Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter in den rasch trocknenden Bürsten schneller absterben als in den Schwämmen.
Silberbeschichtung: Kein Wundermittel gegen Keime
- Will man in der Küche nicht auf einen Schwamm verzichten, sollte man ihn nach dem Gebrauch gut auswringen und alle ein bis zwei Wochen ersetzen.
- Gebrauchte Abwaschhilfen kann man im Geschirrspüler waschen. Allerdings sind Schwämme auch danach noch stärker verkeimt als Bürsten. Eine Alternative ist das Waschen in der Waschmaschine – bei 60 Grad und mit Vollwaschpulver. Dies und die mechanische Reibung beseitigen vergleichsweise viele Keime.
- Hersteller verkaufen Schwämme mit einer angeblich antibakteriell wirkenden Silberbeschichtung. Gemäss einer im Mai erschienenen Studie norwegischer und portugiesischer Forscher ist die Keimbelastung dieser Schwämme in der Praxis allerdings nach vier Wochen genauso hoch wie die bei normalen Schwämmen. Der deutsche Hygieniker Markus Egert erklärt dies damit, dass sich die Keime in den Schwämmen in dicke Schleimschichten hüllen. Folge: Die Silberbeschichtung wirkt bei ihnen nicht – und die Bakterien gedeihen ungehemmt.