Zum zweiten Mal hat Pro Velo Schweiz – der nationale Dachverband der Velofahrenden – eine breite Umfrage zur Velozufriedenheit durchgeführt. Von November bis Februar wurden 9845 Personen zu sechs Bereichen befragt, die für Velofahrer relevant sind:
- Sicherheit: Sind die Radwege hindernisfrei? Ist die Sicherheit auf Hauptstrassen und Kreuzungen gewährleistet?
- Komfort: Sind die Ampeln auf Velos abgestimmt? Kann man problemlos an Baustellen vorbeifahren?
- Wegnetz: Erreicht man Ziele zügig und direkt?
- Abstellanlagen: Wo parkiert man beim Bahnhof und beim Einkaufen?
- Verkehrsklima: Nehmen andere Verkehrsteilnehmer genug Rücksicht auf Velofahrer?
- Stellenwert: Fühlen sich Velofahrer von den Behörden ernst genommen?
Dem K-Tipp liegen die detaillierten Ergebnisse der Umfrage vor: 16 Städte haben sich aus Sicht der Velofahrer gegenüber 2006 mehr oder weniger verbessert – einzig Genf konnte sich nicht steigern (Noten siehe Tabelle im pdf-Artikel oben links). Am meisten zugelegt haben Chur, Bern und Olten (jeweils +0,5). Bei den Grossstädten überholt Lausanne (3,4) Zürich (3,2) und Genf (3,3). Neu werden 8 von 19 Städten als «genügend» beurteilt – vor vier Jahren waren es erst 2 von 20 gewesen (4 Städte wurden 2010 nicht mehr berücksichtigt).
Dadurch steigt der Schnitt zwar von 3,4 auf 3,7 – ist aber immer noch ungenügend. «Das Engagement der Städte zahlt sich zwar aus, es besteht aber nach wie vor grosser Handlungsbedarf», sagt Anita Wenger, Projektleiterin bei Pro Velo Schweiz.
Die «velofreundlichste Schweizer Stadt» gemäss Umfrage ist neu Burgdorf im Berner Mittelland. Es erhält die Note 4,4 und tauscht damit den Platz mit Winterthur (Note 4,3), das diesmal den zweiten Rang erreicht. Den dritten Platz teilen sich Zug und Chur mit Note 4,1.
Der Burgdorfer Sieg ist kein Zufall
Burgdorf überzeugt vor allem in den Bereichen Sicherheit (4,5), Wegnetz (4,7), Verkehrsklima (4,5) und Stellenwert (4,5). Kein Zufall, führte die Gemeinde doch zwischen 1996 und 2006 unter dem Titel «Fussgänger- und Velomodellstadt» 22 Projekte zur Förderung des Fuss- und Veloverkehrs durch. «Zum Beispiel wurden eine Begegnungszone sowie ein bewachtes Veloparking beim Bahnhof und ein Hauslieferdienst per Elektrovelo realisiert», sagt Wenger.
Die schlechteste Note (3,1) erhält Freiburg. Den zweitletzten Platz teilen sich Zürich und Neuenburg (jeweils 3,2). Beim Verlierer werden insbesondere Sicherheit (2,9), Komfort (2,8), Abstellanlagen (2,9) und Stellenwert (2,8) bemängelt. «In Freiburg fehlt die Veloinfrastruktur weitgehend. Zum Beispiel gibt es zu wenig Radwege, oder sie enden dort, wo die Strassen eng werden», sagt Wenger. Die Umfrage soll in vier Jahren wiederholt werden.