Eigentlich ist es so: Fernbuslinien, die über die Landesgrenze fahren, dürfen innerhalb der Schweiz keine Passagiere von einem Ort zum andern transportieren. Dieses Verbot bewahrt die Bahn im Inlandverkehr vor Konkurrenz.
Nur: Die Wirkung ist beschränkt. In der Schweiz zusteigende Reisende würden zwar durch Aushänge und Durchsagen in den Bussen darauf hingewiesen, dass sie vor der Grenze nicht aussteigen dürfen, sagt Marie Gloystein, Sprecherin des deutschen Fernbusunternehmens Flixbus. Gleichzeitig macht sie klar: «Unsere Fahrer können jedoch Fahrgäste nicht daran hindern, den Bus früher zu verlassen, als auf dem Ticket vermerkt ist. Das wäre eine strafbare Nötigung.» Das Gepäck wird laut Gloystein ausgehändigt.
Ob andere Fernbusbetreiber das ebenso handhaben, ist offen: Die Flixbus-Konkurrenten Eurolines, Alsa und Expressbus beantworteten die Fragen des K-Tipp nicht.
Passagiere riskieren keine Geldstrafe
Passagiere, die einen Fernbus «zu früh» verlassen, dürfen nicht gebüsst werden. Eine Busse riskiert höchstens die Busgesellschaft. Laut dem Bundesrat führen kantonale Polizeibehörden an den Fernbus-Haltestellen regelmässig Kontrollen durch. Flixbus nimmts gelassen: Wie andere Verkehrsmittel würden natürlich auch Fernbusse überprüft, sagt Gloystein.
Inzwischen verkehren Fernbusse auf über 60 Strecken in der Schweiz. Diese lassen sich wegen des Inland-Transportverbots allerdings nicht eins zu eins reservieren.
Wer sich zum Beispiel für eine Reise mit Flixbus auf einer der drei Strecken St. Gallen–Bern, St. Gallen–Lausanne oder St. Gallen–Genf interessiert, muss eine Fahrt von St. Gallen nach Annecy in Frankreich buchen – eine Stadt rund 40 Kilometer südlich von Genf. Das Ticket gibts ab Fr. 19.50. Es ist damit massiv billiger als ein SBB-Normalbillett und noch immer um einiges günstiger als ein SBB-Sparbillett mit Zugsbindung (2. Klasse) von St. Gallen nach Bern, Lausanne oder Genf (siehe Tabelle im PDF).
Bahn ist zwar teurer, aber oft schneller
Der K-Tipp hat die Bus- und Bahnpreise auf 62 Strecken verglichen. Nimmt man den SBB-Normaltarif als Vergleichsbasis, waren Fernbusse auf 53 dieser Verbindungen günstiger. Selbst wenn man auf die Sparbillette der SBB abstützt, hatten die Busbetreiber noch auf 32 Strecken die Nase vorn. Dies, obwohl man die Busfahrt stets bis zum ersten Halteort nach der Grenze statt nur bis zum eigentlichen Reiseziel in der Schweiz buchen muss.
Gewiss hat der Zug gegenüber dem Fernbus unbestreitbare Vorteile: Er bedient viele Strecken deutlich häufiger. Er ist oft schneller: Von St. Gallen nach Genf zum Beispiel dauert es auf der Schiene knapp vier, im Bus selbst ohne Stau gut fünf Stunden. Zudem haben Bahnreisende mit einem gewöhnlichen Billett die freie Zugswahl, können also innerhalb der Gültigkeitsdauer frei zwischen allen angebotenen Kursen entscheiden.
Doch für all das zahlen sie hohe Preise. Diese geraten spätestens dann unter Druck, wenn die Fernbusbetreiber Personen auch innerhalb der Schweiz legal befördern dürfen.
Der Bund signalisierte, entsprechende Anträge entgegenzunehmen. Flixbus ist laut Sprecherin Marie Gloystein denn auch bereits daran, «die Einrichtung innerschweizerischer Verbindungen zu prüfen». Und Domo Reisen aus Glattbrugg ZH hat für die drei Strecken St. Gallen–Genf, Basel–Brig VS und Basel–Chiasso TI (via Zürich und Luzern) gar schon Konzessionsgesuche eingereicht.