Cablecom ist der neue Primus
Auch bei Festnetztarifen lohnt sich ein Preisvergleich: Die Unterschiede bei den verschiedenen Firmen, aber auch bei den verschiedenen Abos sind gross.
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K-Tipp 14/2006
06.09.2006
Stephan Dietrich - redaktion@ktipp.ch
Die gute Nachricht vorab: Telefonieren im Festnetz ist günstiger als auch schon. Das hat der Vergleich mit den Preisen von 2002 (K-Tipp 12/ 02) ergeben (fünf Benutzerpro?le, siehe Tabelle).
Das «Paar mit spanischen Verwandten» zum Beispiel bezahlte vor vier Jahren beim günstigsten Anbieter, Red Telefon, Fr. 40.35, heute kosten neun Stunden bei 10881.ch Fr. 17.90, also weniger als die Hälfte.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten sind teils viel gr...
Die gute Nachricht vorab: Telefonieren im Festnetz ist günstiger als auch schon. Das hat der Vergleich mit den Preisen von 2002 (K-Tipp 12/ 02) ergeben (fünf Benutzerpro?le, siehe Tabelle).
Das «Paar mit spanischen Verwandten» zum Beispiel bezahlte vor vier Jahren beim günstigsten Anbieter, Red Telefon, Fr. 40.35, heute kosten neun Stunden bei 10881.ch Fr. 17.90, also weniger als die Hälfte.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten sind teils viel grösser als noch vier Jahren. Mit dem Standardangebot von Swisscom zahlt das Ehepaar für die gleichen Gespräche Fr. 78.70, also viermal so viel wie bei 10881.ch. Selbst die günstigste Swisscom-Option, das Halbpreis Abo-Kombi (Abokosten Fr. 17.80 pro Monat), ist mit Fr. 51.85 fast dreimal so teuer wie 10881.ch.
Auch bei den anderen Pro?len, die Ralf Beyeler, Telecomspezialist des Internet-Vergleichsdienstes Comparis, für den K-Tipp berechnet hat, ist der Ex-Monopolist Swisscom deutlich teurer als die Konkurrenz. Vor allem für Haushalte mit hohen Telefonkosten sind die Differenzen beachtlich.
Das richtige Angebot zu ?nden, wird selbst für Spezialisten immer schwieriger, denn im Festnetz herrscht ein regelrechter Tarif-Wirrwarr. Es treten laufend neue Anbieter auf, und die bestehenden Telecom?rmen lancieren ständig neue Rabatte und Tarifmodelle. «Die meisten Kunden telefonieren mit dem Standard-Angebot und zahlen so viel zu viel», hält Beyeler fest.
Die meisten zahlen immer viel zu viel
Allein die Swisscom offeriert neben dem Standard-Angebot ein Plauder-Abo, Halbpreisvarianten National, International, Kombi normal und mini. Wie viele Kunden genau mit diesen günstigeren Abos telefonieren, gibt die Swisscom nicht bekannt. Es seien «mehrere Hunderttausend», sagt Sprecher Christian Neuhaus. Bei über drei Millionen Abonnenten telefoniert also eine Mehrheit der Haushalte mit der teuren Standardvariante.
Doch selbst die günstigste Swisscom-Variante rangiert beim K-Tipp-Preisvergleich jeweils lediglich im Mittelfeld.
Der Preis allein sei nicht entscheidend, sagt Neuhaus und verweist auf die guten Serviceleistungen der Swisscom. «Bei entsprechender Marktentwicklung senken wir natürlich auch die Basispreise», verspricht er.
Klarer Vergleichssieger ist der Kabelnetzbetreiber Cablecom. Er belegt bei drei von fünf Pro?len den Spitzenplatz. Berücksichtigt man die tieferen Anschlussgebühren, sieht die Bilanz noch besser aus.
Tele2 und Sunrise nur im Mittelfeld
Vor allem Haushalte, die häu?g ins Ausland telefonieren, fahren mit kleinen Anbietern wie 10881.ch und 10787.ch am besten. Sie gehören zur gleichen Firmengruppe (Solaris) und haben im Vergleich von Auslandsgesprächen (K-Tipp 12/06) sehr gut abgeschnitten.
Nur mässig sind die Resultate der grossen Swisscom-Konkurrenten Tele2 und Sunrise: Sie schafften es meist nur ins Mittelfeld.
Vollständig aus dem Ranking verschwunden ist Primus, der Testsieger von 2002. Auf ihrer Homepage macht die international tätige Firma nach wie vor Werbung mit dem vier Jahre alten K-Tipp-Vergleich. Doch auf Anfragen per Telefon und E-Mail erhielt der K-Tipp keine Antwort.
Günstige Tarife
«Telefonieren Sie 1 ganzes Jahr gratis ins Schweizer Festnetz!» Mit diesem Slogan versucht Cablecom Festnetzkunden zu ködern. Mit Erfolg: Seit dem Start vor zwei Jahren hat der Kabelnetzbetreiber laut eigenen Angaben bereits über 220 000 Abonnenten gewonnen und ist heute die Nummer 4 auf dem Schweizer Festnetztelefon-Markt.
Auch ohne befristete Aktionen sind die Konditionen von Cablecom attraktiv. Der Normaltarif für Anrufe ins Schweizer Festnetz beträgt 3 Rappen pro Minute, bei der Swisscom sind es 8. Abends und am Wochenende telefoniert man mit Cablecom gratis.
Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Sunrise und Tele2 verfügt Cablecom über ein eigenes Netz. Die Anschlussgebühren betragen bei Cablecom 20 Franken pro Monat. Bei den andern Gesellschaften zahlt man Fr. 25.25. Dieser Unterschied wurde beim Tarifvergleich nicht berücksichtigt und wäre zusätzlich positiv für Cablecom.
Für eine zweite Rufnummer zahlt man bei Cablecom 10 Franken. Das Swisscom-ISDN-Angebot mit drei Rufnummern kostet 43 Franken.
Wer zu Cablecom wechselt, kann die bisherige Telefonnummer behalten. Ein Wermutstropfen aber bleibt: Von den tiefen Tarifen profitieren kann nur, wer über einen Cablecom-Anschluss verfügt. Immerhin sind das über 1,5 Millionen Haushalte. Alle anderen müssen sich aus den sonstigen Angeboten das günstigste suchen.