Coop senkt Preise für krummes Gemüse
«Dreibeinige Karotten, übergrosse Zucchetti, fleckige Aprikosen» – so kündigte Coop die Ünique-Produkte an. Die Produkte sind tatsächlich weniger schön, aber teilweise auch weniger frisch – und vor allem teuer.
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K-Tipp 14/2013
04.09.2013
Letzte Aktualisierung:
17.02.2016
Marco Diener
Tageszeitungen, Radio und Fernsehen übertrafen sich in den letzten Wochen mit ihren Schlagzeilen – und waren des Lobes voll für das neue Coop Gemüse: «Dick und krumm, aber gut!» «Eine Chance für krumme Gurken.» Und auch preislich sei das neue Angebot attraktiv, wurde vermeldet: «Krüppel-Rüebli bis 35 Prozent günstiger.»
Günstiger? Der K-Tipp schaute beim neuen Coop-Angebot namens Ü...
Tageszeitungen, Radio und Fernsehen übertrafen sich in den letzten Wochen mit ihren Schlagzeilen – und waren des Lobes voll für das neue Coop Gemüse: «Dick und krumm, aber gut!» «Eine Chance für krumme Gurken.» Und auch preislich sei das neue Angebot attraktiv, wurde vermeldet: «Krüppel-Rüebli bis 35 Prozent günstiger.»
Günstiger? Der K-Tipp schaute beim neuen Coop-Angebot namens Ünique genauer hin und stiess auf Erstaunliches:
- Rüebli: Mit Fr. 1.80 pro Kilo waren die Ünique-Rüebli am 19. August zwar fast 35 Prozent günstiger als normale Rüebli. Die Rüebli aus der Billiglinie Prix Garantie waren aber nochmals 20 Prozent günstiger. Und erst noch weniger unförmig.
- Zucchetti: Die Riesen-Zucchetti unter dem Ünique-Label waren mit Fr. 2.90 sogar teurer als die normalen Zucchetti (Fr. 2.80) – und damit auch über 60 Prozent teurer als die Prix-Garantie-Zucchetti.
- Blumenkohl: Das Sparpotenzial beträgt gerade mal 5 Rappen pro Kilo.
Der K-Tipp wollte von Coop wissen, warum das Ünique-Gemüse so teuer ist. Noch bevor die Antwort eintraf, senkte der Detailhändler die Preise aller Ünique-Gemüse. Unverändert blieb nur der Rüebli-Preis.
Nachdem der Preis gesenkt war, teilte Coop dem K-Tipp mit: «Ünique-Gemüse ist erst seit vier Tagen im Verkauf. Die Preise müssen sich hier also erst noch einpendeln.»
Coop führt allerlei Argumente für die hohen Ünique-Preise an: «Auch hier fallen bei der Ernte, bei der Aussortierung, bei der Logistik und beim Verkäufer im Laden Kosten an.» Zudem hätten die Bauern bisher «keine Abnehmer für diese Art Gemüse gefunden». Was das alles mit den hohen Preisen zu tun hat, bleibt schleierhaft. Coop hält auch noch fest, dass für Prix-Garantie-Gemüse strengere Normen gälten als für Ünique-Produkte. Umso unverständlicher, dass sie trotzdem teurer sind.
Angefault und vertrocknet
Coop hatte die Einführung des Ünique-Gemüses schon drei Wochen im Voraus angekündigt. Das Medienecho war gewaltig. In Zeitungs- und Radioumfragen erklärten Konsumenten fast ausnahmslos, dass sie ohne Weiteres krumme Rüebli kaufen würden: «Ich glaube, dass das ein Renner wird.»
Nun, ein Renner ist das Gemüse nicht geworden. Es liegt wie Blei in den Regalen, wie eine K-Tipp-Stichprobe zeigt. In kleinen Filialen ist es kaum zu finden. In grösseren Filialen gehen die Kunden achtlos an den Kisten vorbei.
Denn das Gemüse ist nicht nur etwas krumm oder besonders gross geraten. Der K-Tipp stellte bei einem Augenschein in mehreren Filialen fest, dass der Blumenkohl angefault war und die kleinen Lauch-Abschnitte vertrocknet waren. Das wäre ja alles nicht so schlimm – wenn das Gemüse wenigstens günstiger wäre.