Ein Blick in die Kühlregale von Migros und Coop Anfang Februar zeigt: Die frischen Kräuter haben einen weiten Weg hinter sich. Die Migros verkauft etwa Koriander, Schnittlauch und Minze aus Marokko. Gemäss Importeur kommen die Kräuter auf dem Landweg in die Schweiz. Basilikum, Dill und Salbei fliegt der Grossverteiler aus Israel ein, Basilikum auch aus Kenia.
Das gleiche Bild bei Coop: Koriander und Schnittlauch kommen per Schiff und Lastwagen aus Marokko, Dill und Basilikum fliegt Coop aus Kenia oder Südafrika ein. Sogar Rosmarin, ein Kraut, das milde Schweizer Winter problemlos draussen übersteht, lässt der Grossverteiler per Flugzeug über Tausende von Kilometern aus Südafrika und Kenia importieren.
Dabei wissen die Grossverteiler: Laut eigenen Ökobilanz-Berechnungen stossen Flugtransporte im Vergleich zum Land- und Seeweg ein Vielfaches an klimaschädigenden Treibhausgasen aus.
Kräuter aus Schweizer Produktion sucht man bei den Grossverteilern über die Wintermonate meist vergebens. Wenige ausgewählte Coop-Filialen bieten seit einem Jahr Basilikum, Dill und Koriander aus einem Gewächshaus der Firma Yasai in Niederhasli ZH an. Die Mengen sind aber im Vergeich zum Bedarf klein.
Die Migros Ostschweiz und Spar führten vergangenen Winter Basilikum, Pfefferminze und Salbei des Schweizer Produzenten «Lokal365» im Sortiment. Doch das Unternehmen hat, obwohl es weiterproduziert, die Zusammenarbeit mit den Supermärkten eingestellt.
Gemäss Aussagen von Inhaber Christian Gerig waren die Bestell- und Lieferzeiten zu kurz, die Schwankungen der Bestellmengen zu gross, die Marge zu knapp: Für eine 20-Gramm-Portion frischen Basilikum, abgepackt und ausgeliefert, erhielt das Unternehmen im Durchschnitt Fr. 1.20. Im Laden verkaufen die Grossverteiler die Kräuter für deutlich mehr.
Lidl und Aldi zeigen: Es geht auch anders
Während Coop und Migros einige Kräutersorten per Flugzeug weither holen, importiert Lidl Koriander aus Marokko, Minze, Peterli und Schnittlauch aus Italien und Spanien. Lidl verspricht seit Markteintritt in der Schweiz 2009, bei Obst, Gemüse und Kräutern auf Flugtransporte zu verzichten. Das gilt neu auch für Aldi. Ein Ladenrundgang zeigt: Basilikum kommt mit Schiffen und Lastwagen aus Marokko, Peterli und Pfefferminze kommen aus Frankreich.
Coop teilt dem K-Tipp mit: «Küchenkräuter werden nur aus dem Ausland beschafft, wenn sie in der Schweiz nicht in ausreichender Quantität und Qualität verfügbar sind.» Bei der Migros heisst es, die Herkunft jedes einzelnen Produktes sei auf dem Produkt oder am Regal aufgeführt. Flugware werde mit «by air» ausgezeichnet. Beide Grossverteiler versprechen ausserdem, dass sie Flüge durch Klimaschutzprojekte CO2-kompensieren würden.
Heimische Kräuter im Topf als Alternative
Eine sinnvolle Alternative zu den schnell verderblichen geschnittenen Kräutern aus Afrika sind Schweizer Kräuter im Topf. Sie bleiben über Wochen frisch, während geschnittene Ware im Kühlschrank nur ein bis zwei Tage hält.
Erhältlich sind sie in Gartencentern. Das von Meier in Dürnten ZH etwa bietet Peterli, Schnittlauch, Salbei, Pfefferminze, Rosmarin und Basilikum im Topf aus eigenem Anbau an. Preis pro Stück: 6 bis 7 Franken.
Tipp: Kräuter lassen sich gut haltbar machen. Man kann sie trocknen, hacken und einfrieren oder in Öl einlegen und für Marinaden und Salatsaucen verwenden.