Damit aus der Hochpreisinsel Schweiz Tiefpreis-Festland wird
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K-Tipp 18/2004
03.11.2004
Ueli Schmezer, Stellvertretender Redaktionsleiter
Beim Aufsatz in der Schule hiess der Auftrag jeweils: Schildere ein schönes Ferienerlebnis. Genau das habe ich im Sinn.
Wir haben unsere Ferien in Süddeutschland verbracht. Eine erholsame Woche zwischen mittelalterlichen Städtchen und grosszügiger Natur. Wir haben viele schöne Dinge gesehen. Am meisten beeindruckt aber hat mich Folgendes:
Damit aus der Hochpreisinsel Schweiz Tiefpreis-Festland wird
Eines Morgens betrat ich einen Laden im Dorf, um...
Beim Aufsatz in der Schule hiess der Auftrag jeweils: Schildere ein schönes Ferienerlebnis. Genau das habe ich im Sinn.
Wir haben unsere Ferien in Süddeutschland verbracht. Eine erholsame Woche zwischen mittelalterlichen Städtchen und grosszügiger Natur. Wir haben viele schöne Dinge gesehen. Am meisten beeindruckt aber hat mich Folgendes:
Damit aus der Hochpreisinsel Schweiz Tiefpreis-Festland wird
Eines Morgens betrat ich einen Laden im Dorf, um ein paar alltägliche Sachen zu kaufen. Da fielen mir fast die Augen aus dem Kopf - ob der tiefen Preise: 250 Gramm Butter für umgerechnet Fr. 1.30, ein Früchtejoghurt für 37 Rappen, 500 Gramm Spaghetti für 50 Rappen, 500 Gramm gemahlener Kaffee für Fr. 3.50, eine Tube Zahnpasta für 90 Rappen.
Bisher hatte es mich kaum interessiert, wenn Freunde von ihrem Wocheneinkauf ennet der Grenze berichtet hatten. Doch nun hatte ich den Kassenzettel in der Hand - und noch viel mehr Geld im Portemonnaie als nach einem entsprechenden Einkauf in der Schweiz. Mit dem Geld, von dem wir unsere Familie in Deutschland eine ganze Woche lang ernährten, können wir uns in der Schweiz gerade mal zwei Kilo gutes Fleisch kaufen.
Ich weiss, was jetzt geschehen wird: Man wird mich als Nestbeschmutzer beschimpfen und ich werde zwei Wochen lang Briefe von erbosten Schweizern beantworten müssen.
Seis drum. Tatsache ist: Schweizer bezahlen massiv zu viel - und nur ein Teil der Differenz zum Ausland ist sachlich gerechtfertigt. Ein grosser Teil kommt daher, dass Anbieter schlicht abkassieren wollen bei den kaufkräftigen Schweizern, dass in der Schweiz oft die Margen höher und die Gesetze konsumentenfeindlich sind. Was wir hier mehr bezahlen, hat wenig mit besserer Qualität und höheren Löhnen zu tun.
Vielleicht gehe auch ich wieder einmal in Deutschland einkaufen. Ohne schlechtes Gewissen. Denn nur so wird aus der Hochpreisinsel Tiefpreis-Festland.