Damit das eigene Handy anstatt die Kasse klingelt
Rund 20 Millionen Franken erbeuten die Klingeltonverkäufer jährlich von Jugendlichen in der Schweiz. Dabei kann man die Töne einfach und gratis selber machen.
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K-Tipp 9/2005
04.05.2005
Kurt Haupt - redaktion@ktipp.ch
Wer sich in der Beiz oder im Tram nervt, weil Handys kükenhaft dudeln oder neuerdings sogar melodisch rülpsen und furzen, ist akustisches Opfer eines Megageschäfts. Die Marktführerin Jamba, die unvorsichtigen Jugendlichen oft gleich ein teures Klingelton-Abo unterjubelt, kassiert jedes Jahr weltweit geschätzte 500 Millionen Franken für die Dudelei. Allein die Schweizer Jugend gibt je nach Experte zwischen 12 und 25 Millionen Franken für die H...
Kurt Haupt - redaktion@ktipp.ch
Wer sich in der Beiz oder im Tram nervt, weil Handys kükenhaft dudeln oder neuerdings sogar melodisch rülpsen und furzen, ist akustisches Opfer eines Megageschäfts. Die Marktführerin Jamba, die unvorsichtigen Jugendlichen oft gleich ein teures Klingelton-Abo unterjubelt, kassiert jedes Jahr weltweit geschätzte 500 Millionen Franken für die Dudelei. Allein die Schweizer Jugend gibt je nach Experte zwischen 12 und 25 Millionen Franken für die Handy-Akustik aus. Die zürcherische Infowing macht einen Jahresumsatz von 2,5 Millionen mit Klingeltönen und verkauft täglich über 7000 Stück.
Dabei gilt: Je teurer die Handys, desto teurer die Klingeltöne. Je nach Preisklasse unterstützen die Telefone einstimmige, mehrstimmige (polyphone) oder «echte» Klingeltöne (Realtones) in CD-Qualität. Vor allem Letztere werden zu unsinnigen Preisen verkauft: Während ein kompletter MP3-Song im Internetmusikladen rund Fr. 1.50 kostet, bezahlen die Jugendlichen für wenige Sekunden Handyton bis zu 4 Franken. Die Klingeltöne werden via SMS bestellt und die Kosten bei den meisten Anbietern sofort der Handyrechnung belastet.
Selbsthilfe gegen die Abzockerei
Für das Installieren auf dem Handy via GPRS sind dann nochmals 1 bis 2 Franken Transferkosten fällig. Oft schlägt die Installation sogar fehl, weil der Klingelton nicht zum Handy passt: Die Anbieter kassieren dann, ohne etwas geliefert zu haben. Als einer der wenigen Anbieter verrechnet Infowing die Klingeltöne erst, wenn sie erfolgreich auf das Handy transferiert wurden.
Gegen solche Abzockerei hilft nur Selbsthilfe. Praktisch gratis und auch individueller lassen sich die Klingeltöne in CD-Qualität selber herstellen. Dazu benötigt man lediglich einen PC, eine Musik-CD oder MP3-Datei sowie ein Windows-Programm, welche die Musik in das passende Format für das Handy umwandeln. Je nach Hersteller erwarten die Telefone die Musik im Format MP3, WAV, AMR oder SMAF. Ringtone-Programme gibt es bereits ab rund 30 Franken. Die Software kann beliebig viele Handys mit Klingeltönen bespielen, lässt sich also von mehreren Handybesitzern parallel nutzen.
Damit die Klingeltöne auf dem Handy landen, muss eine Verbindung zwischen PC und Telefon hergestellt werden. Während früher Handys mit teuren Spezialkabeln verbunden werden mussten, unterstützen moderne Telefone eine drahtlose Verbindung via Infrarot oder Bluetooth-Funk. Notebooks sind meist bereits mit der nötigen Infrarot-Schnittstelle oder mit Bluetooth ausgerüstet. Herkömmliche PCs lassen sich für rund 50 Franken mit Bluetooth aufrüsten. Dazu wird ein kleiner Sender in der Grösse eines Plastikfeuerzeuges an die USB-Schnittstelle des PCs angestöpselt. Für knapp 50 Franken gibt es die «Bluetooth Data Suite» von Mobile Action, die mit allen gängigen Bluetooth-Handys funktioniert. Neben dem USB-Sender enthält das Paket auch die Windows-Software «Handset Manager» mit fertigen polyphonen Klingeltönen und Handy-Logos. Realtones lassen sich ebenfalls einfach transferieren.
«Vodafone live!» blockiert eigene Töne
Übrigens: Wer bei Swisscom ein neues Handy mit «Vodafone live!» kauft, kann keine selbst gemachten Klingeltöne verwenden. Klingeltöne müssen also teuer gekauft werden, beispielsweise über «Vodafone live!». Besitzer von Vodafone-Handys der Marke Sony Ericsson können die Sperre mit einem entsprechenden Programm allerdings umgehen.
Das Programm für Klingeltonmacher
Das Programm «Magix Ringtone Maker» erzeugt Klingeltöne für fast alle Handys, die echte Musik als Klingeltöne abspielen können. Die Musik kann dabei direkt von einer Audio-CD stammen oder eine vorhandene Musikkonserve im MP3-Format sein. Mit einem Vierkanal-Mischpult und Soundeffekten lassen sich die Töne individuell mischen und gestalten. Da der Klingeltonmacher über eine integrierte Aufnahmefunktion verfügt, kann er jeden beliebigen Ton, der auf dem PC abgespielt wird, in einen Klingelton verwandeln. Findige Kids spielen sich so die Klingeltonmuster auf der Jamba-Webseite ab und verwandeln sie flugs in einen eigenen Gratisklingelton.
Ein Verzeichnis unterstützter Telefone und eine kostenlose Demo-Version finden sich unter http://site. magix.net/index.php?236.