Das Dessert der Dänen
Gastro-Kritik von Andrin C. Willi
Inhalt
saldo 11/2006
07.06.2006
Wer über den alten Postplatz von Andermatt schlendert und in die Speisekarten der Restaurants Postillion, City, Spycher und Sternen blickt, stellt rasch fest: Der Coupe Danmark lebt! Alle haben ihn im Angebot. Er ist und bleibt der Star unter den Desserts. Die Gourmets mögen meckern, wie sie wollen, am Renommee dieses Coupes gibts nichts zu rütteln - höchstens an der Qualität der Grundprodukte.
Die heisskalte Do-it-yourself-Kreation fasziniert Jung und Alt. Wer liebt es nicht...
Wer über den alten Postplatz von Andermatt schlendert und in die Speisekarten der Restaurants Postillion, City, Spycher und Sternen blickt, stellt rasch fest: Der Coupe Danmark lebt! Alle haben ihn im Angebot. Er ist und bleibt der Star unter den Desserts. Die Gourmets mögen meckern, wie sie wollen, am Renommee dieses Coupes gibts nichts zu rütteln - höchstens an der Qualität der Grundprodukte.
Die heisskalte Do-it-yourself-Kreation fasziniert Jung und Alt. Wer liebt es nicht, die zähflüssige Schokolade aus dem Edelstahlschälchen in kleinen Dosen über das Vanilleeis zu träufeln?
Dieses Vergnügen ist so herrlich, dass wir grosszügig über die meist kümmerliche Industrie-Schokoladesauce oder die durchschnittliche Glacequalität hinwegsehen, die wir da serviert bekommen. Auch die trockene Waffel, die es dazu gibt, oder der Dosenschlagrahm können unser Vergnügen nicht trüben. Jeder, der einen Coupe Danmark bestellt, weiss also, was er aufgetischt bekommt. Doch keiner weiss, wie die Kreation entstand und zu ihrem Namen kam. Nicht einmal im Kochlexikon Larousse ist das erwähnt. Und selbst Carlos Egli, Co-Autor der Kochbuchfibel «Pauli» und Ex-Team-Captain der Schweizer Kochnationalmannschaft weiss nur: «Ein Klassiker ist er nicht.»
Erst Kochlegende Otto Ledermann kann das Geheimnis lüften: «Der Coupe entstand vor rund 80 Jahren in Kopenhagen im altehrwürdigen Tivoli-Vergnügungspark, als Konzertgäste nach einer späten Vorstellung einen Coupe bestellen wollten», erzählt das wandelnde Lexikon der Gastronomie. Doch so spät abends lagerten nur noch Vanilleeis und etwas Schokolade im Frigo des Lokals. Der Dessertkoch musste improvisieren und machte aus zwei eins - schon war ein neuer Coupe geboren. Seine Nouveauté fand reissenden Absatz. Logisch, musste ein Rufname für das Kind her. Der Name der Stadt war vergriffen, denn Kopenhagener hiess und heisst das berühmte Plundergebäck. Also gab der Erfinder dem Coupe einfach den Namen seines Ursprungslandes. Dänemark, das Schlaraffenland der geschichteten Cremetorten, der Kringel, der Plätzchen und der Schäumchen hatte nun auch seinen eigenen Coupe.
Im kleinen Königreich sagt man: «Die Dänen leben, um zu essen, die Norweger essen, um zu leben, die Schweden essen, um zu trinken.» Item: Ob in Kopenhagen oder Andermatt - der Coupe Danmark erfreut sich überall grosser Beliebtheit. Schön, dass er so lange durchgehalten hat und auch heute nicht mehr und nicht weniger ist als das, was er seit seiner Geburt war: ein Dessert für vergnügungsliebende Menschen.