Das Geschäft mit dem Mitleid

Promobil kauft ein Auto für 30’000 Franken und verleiht es kostenlos. An den Werbeflächen auf dem Auto verdient die Firma aber 70’000 Franken. Ein toller Profit auf Kosten der Sponsoren.

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K-Tipp 12/2009

15.06.2009

Letzte Aktualisierung:
16.06.2009

Ernst Meierhofer

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Für die Stiftung Pegasus in Aarau ist es eine gute Sache. Sie erhält einen achtplätzigen Kleinbus gratis zur Verfügung und muss nur Steuern, Versicherungen, Unterhalt und Reparaturen zahlen. Pegasus ist eine soziale Institution mit 100 geschützten Arbeitsplätzen für psychisch behinderte Menschen. Im Gegenzug ist der weisse Tourneo Connect der Marke Ford mit Werbeklebern vollgepflastert. Und dafür haben die Gewerbler aus der Region viel Geld gezahlt. Der K-Tipp schätzt, dass so insgesamt 70'000 Franken zusammengekommen sind.

Gelandet ist das Geld bei der Firma Promobil in Wallisellen ZH. Ihre Verkäufer haben Unternehmen in der Region besucht und ihnen die Verträge aufgeschwatzt. Promobil-Chef Beat Jäger sagt, die Einnahmen von 70’000 Franken seien «nicht schlecht geschätzt». Gekostet hat ihn das Auto aber nur 30’000 Franken. Dazu kamen rund 5000 Franken für das Produzieren und Anbringen der Werbekleber.

Macht Jäger ein Super-Geschäft mit dem Mitleid? Er selber sagt, seine Marge sei vergleichbar mit den Renditen beim Autoverkauf. Und er habe ja noch weitere Kosten. Insgesamt müsse er bei einem Auto dieser Preisklasse auf einen Werbeumsatz von 60'000 Franken kommen, um die Kosten zu decken. Da bleibt aber immer noch ein schöner Reingewinn.

Weniger zufrieden sind allerdings die 17 Firmen und Gewerbler, die je zwischen 3000 und 5000 Franken für die Platzierung der Werbekleber auf dem Auto ausgegeben haben. Der K-Tipp hat mit allen gesprochen – ausser mit der Generalagentur Aarau der Basler Versicherung, die das Gespräch verweigerte.

Promobil-Chef schon mehrmals kritisiert

Der Tenor der Sponsoren: Sie haben gerne gezahlt, weil sie damit eine soziale Institution unterstützen. Die Werbewirkung hingegen betrachten sie als gering bis nichtexistent. Ab und zu ist auch zu hören, die Verkäufer hätten ihnen Zusagen und Versprechen gemacht, die dann nicht eingehalten wurden. Viele Sponsoren betonen, dass sie so etwas nicht mehr machen würden.

Peinlich wurde es, als alle, die für eine Werbefläche bezahlt hatten, zur feierlichen Übergabe des Autos an die Stiftung Pegasus geladen waren: Das Auto war noch nicht fertig und deshalb nicht vor Ort. K-Tipp und «Kassensturz» haben schon mehrfach über die Werbeaktivitäten von Beat Jäger berichtet. Er betreibt das gleiche
Geschäftsmodell auch mit den Firmen PMS Öffentlichkeitswerbung sowie Fortuna Sportwerbung. Meist standen aggressive Verkaufsmethoden seiner Vermittler in der Kritik.

Jäger ist auch regelmässiger Gast vor Gericht. Denn es gibt immer wieder Gewerbetreibende, die zwar einen Werbevertrag für ein gesponsertes «Sozialmobil» unterschreiben, dann aber aus den unterschiedlichsten Gründen sofort kündigen. Von ihnen verlangt Jäger dann oft die ganze Vertragssumme als Schadenersatz. So war es auch bei einer Firma in Oftringen AG. Deren Geschäftsführer unterschrieb ebenfalls einen Vertrag für das Sozialmobil der Stiftung Pegasus. Weil aber bei der Abwicklung nicht alles rund lief, kündigte er, noch bevor der Werbekleber für seine Firma produziert war. Selbst der Promobil-Verkäufer entschuldigte sich bei ihm für «Missverständnisse».

Trotzdem verlangte Jäger vom Geschäftsführer Fr. 5692.05. Vor dem Friedensrichter kam es zu keiner Einigung. Erst vor dem ordentlichen Richter krebste Jäger zurück und gab sich mit 2540 Franken zufrieden. Achtung: Wenn Gewerbetreibende einen Vertrag unterschreiben und dann sofort kündigen, haben sie kein siebentägiges Rücktrittsrecht wie gewöhnliche Konsumenten.

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