«Das Internet vergisst fast nichts»
Wer im Internet surft, wird von Google auf Schritt und Tritt überwacht. Ein Experte gibt Tipps, wie Nutzer ihre Privatsphäre im Internet schützen können.
Inhalt
K-Tipp 20/2008
24.11.2008
Letzte Aktualisierung:
26.11.2008
Ruf
Millionen von Menschen benützen die Internetsuchmachine Google. Mittlerweile bietet die Firma rund 70 oft personalisierte Dienste wie Mail, Kalender und Speicherplatz an.
Was viele nicht wissen: Google ist der eifrigste Datensammler der Welt. Die Firma speichert nebst den Suchanfragen auch die IP-Adressen – und erstellt damit persönliche Profile. So ist Google in der Lage, auf der Ergebnisseite zum Nutzer passende Werbung zu schalten. Damit macht die Suchmaschine e...
Millionen von Menschen benützen die Internetsuchmachine Google. Mittlerweile bietet die Firma rund 70 oft personalisierte Dienste wie Mail, Kalender und Speicherplatz an.
Was viele nicht wissen: Google ist der eifrigste Datensammler der Welt. Die Firma speichert nebst den Suchanfragen auch die IP-Adressen – und erstellt damit persönliche Profile. So ist Google in der Lage, auf der Ergebnisseite zum Nutzer passende Werbung zu schalten. Damit macht die Suchmaschine ein Vermögen.
«Kassensturz»-Recherchen zeigen: Auch Surfer, die auf die Dienste von Google scheinbar verzichten, werden vom Internetriesen ausspioniert. Der Grund: Viele Websitebetreiber benutzen das Gratisprogramm Google Analytics. Damit erfahren die Firmen, wie ihre Seite genutzt wird. Das Problematische an der Sache: Die Daten werden auch an Google weitergeleitet – ohne dass sich die Benutzer dessen bewusst sind. Laut Gesetz müssten die Website-Betreiber über die Weitergabe der Daten an Google informieren. Ansonsten verletzen sie das Datenschutzgesetz.
Das Thema löste bei den «Kassensturz»-Zuschauern viele Reaktionen aus. Im Internet-Chat beantwortete der Experte Urs Gasser die wichtigsten Fragen zum Thema «Privatsphäre im Internet». Gasser ist Professor für Informationsrecht an der Uni St. Gallen.
Sammelt Google auch Daten über meine Geldgeschäfte, die ich online erledige?
Nein, das ist ausgeschlossen. Daten von Online-Banking-Systemen werden verschlüsselt übermittelt.
Gibt es Suchmaschinen, die Sie aus Sicht des Datenschutzes empfehlen können?
Versuchen Sie es mal mit www.cuil.com. Diese Suchmaschine ist aus der Sicht des Datenschutzes sehr gut.
Wie sieht es punkto Datenschutz bei www.facebook.com aus?
Auch hier gibt es erhebliche, wenn auch anders gelagerte Datenschutzprobleme. Immerhin hat es der Nutzer von Facebook mehrheitlich selber in der Hand, welche Informationen zugänglich sein sollen. Ausserdem gibt es hier relativ fein einstellbare «Privacy settings». Der Nutzer kann wählen, wem er welche Daten, zum Beispiel Fotos oder Statusmeldungen, zur Verfügung stellen will.
Kann man Daten aus dem Internet entfernen lassen?
Das Internet vergisst fast nichts. Es gibt mittlerweile zwar spezialisierte Dienste, aber die Erfolgsaussichten beim Datenlöschen sind nach wie vor beschränkt.
Ist es möglich, durch Google eigene Benutzerdaten löschen zu lassen?
Grundsätzlich schon. In den Datenschutzbestimmungen von Google finden Sie unter anderem die Adresse sowie Links für jene Fälle, in denen Sie die Daten selber löschen können.
Es heisst, man soll regelmässig die Cookies – das digitale Protokoll der Webaktivitäten – löschen. Wie geht das?
Beim Firefox-Browser funktioniert das in der Cookie-Verwaltung. Rufen Sie das Menü «Einstellungen» auf und wählen Sie dann den Reiter «Datenschutz» an. Beim Internet Explorer löschen Sie Cookies, indem Sie Extras/Internetoptionen/Datenschutz aufrufen – und dann die Cookies löschen. Ausserdem lassen sich die Browser auch so einstellen, dass gar keine Cookies zugelassen werden. Weniger radikal ist die Einstellung, bei der man jedes Mal gefragt wird, ob man Cookies akzeptieren will.
Der Browser von Apple hat eine Funktion «Privates Surfen». Schützt mich diese Funktion vor der Datensammlung?
Es beseitigt das Problem zwar nicht vollständig, vermindert es aber zumindest bedeutend.
Unter welchen Bedingungen darf ein Internetprovider Daten über den Nutzer einer IP-Adresse weitergeben? Nur bei strafrechtlich relevanten Fällen, oder reicht bereits ein Verdacht?
Es gibt zivilrechtliche Fälle, in denen die IP-Adresse verlangt werden kann, etwa im Bereich von Urheberrechtsverletzungen. Bei strafrechtlichen Fällen ist hingegen der Straftatbestand entscheidend. Oft wollen die Strafverfolgungsbehörden gerade durch Daten herausfinden, ob ein Delikt vorliegt.
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