«Das ist eine Sauerei»
Im Laden wird Frischfisch fast immer zu warm gelagert - das ergab eine K-Tipp-Stichprobe. Etwas besser ist die Situation bei Fleisch und Milchprodukten.
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K-Tipp 16/2005
05.10.2005
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Auf dem Weg vom Netz in die Pfanne verträgt frischer Fisch nur Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt. Deshalb ist in der Lebensmittelverordnung für den Verkauf von Frischfisch eine Maximaltemperatur von 2 Grad festgelegt. Doch die wird in den meisten Läden nicht eingehalten, wie eine K-Tipp- Stichprobe in Basel, Bern und Zürich zeigt.
Berücksichtigt wurden abgepackte frische Fischfilets, wie man sie in den Selbstbedienungsvitrinen der Grossverteiler findet. Um die Tem...
Auf dem Weg vom Netz in die Pfanne verträgt frischer Fisch nur Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt. Deshalb ist in der Lebensmittelverordnung für den Verkauf von Frischfisch eine Maximaltemperatur von 2 Grad festgelegt. Doch die wird in den meisten Läden nicht eingehalten, wie eine K-Tipp- Stichprobe in Basel, Bern und Zürich zeigt.
Berücksichtigt wurden abgepackte frische Fischfilets, wie man sie in den Selbstbedienungsvitrinen der Grossverteiler findet. Um die Temperatur zu messen, wurden Packungen und Fisch mit einem Präzisionsthermometer im Kühlregal angestochen.
Die Resultate sind alles andere als appetitlich: In 11 von 13 Geschäften wurde der Maximalwert überschritten, und das zum Teil deutlich. Je 7,6 Grad hat der K-Tipp beim Fisch in Coop-Filialen in Basel und Bern gemessen. «Das ist eine Sauerei», sagt Hans-Rudolf Hunziker, Präsident des Verbands der Schweizer Kantonschemiker. Ob diese Fische noch geniessbar gewesen seien, hänge davon ab, wie lange sie solch hohen Temperaturen ausgesetzt waren.
Für die Lebensmittelinspektoren sind die zu hohen Temperaturen in den Kühlvitrinen ein Dauerthema. «Das ist Sisyphusarbeit», konstatiert Hunziker.
Das Hauptproblem für die Konsumenten: Die Temperatur, die man auch als Kunde häufig ablesen kann, hat wenig mit der effektiven Temperatur der Ware zu tun. Denn die Kälte verteilt sich in der Kühlvitrine sehr unterschiedlich. Liegen mehrere Packungen mit isolierender Styroporverpackung aufeinander, weist die oberste Packung eine höhere Temperatur auf als die anderen.
«Mit Fisch hatte ich noch nie Probleme»
Coop und Migros versichern, gerade in letzter Zeit Schritte unternommen zu haben, um die Infrastruktur zu verbessern und das Personal besser zu schulen. Bisher mit mässigem Erfolg, wenn man die Resultate der K-Tipp-Stichprobe betrachtet.
Eher nonchalant war die Reaktion in der Basler Coop-Filiale an der Mülhauserstrasse, wo der K-Tipp mit 7,6 Grad den höchsten Wert gemessen hatte. «Mit dem Fisch hatte ich noch nie Probleme», meint der zuständige Metzger lapidar.
Parallel zum Fisch hat der K-Tipp auch die Temperaturen von abgepacktem Fleisch und Milchprodukten gemessen. Dort liegen die maximal erlaubten Verkaufstemperaturen bei 5 respektive 6 Grad. Die Resultate waren nicht ganz so gravierend wie beim Fisch: Von insgesamt 19 Proben lagen beim Fleisch «nur» 7 über dem Maximalwert. Ebenso viele Beanstandungen gab es bei den Milchprodukten.
Paradoxerweise waren in einzelnen Filialen Milch und Joghurt besser gekühlt als Fleisch und Fisch. Dabei sind die Auswirkungen zu hoher Temperaturen bei Milchprodukten weniger gravierend als bei Fleisch und Fisch.
Die höchsten Fleischtemperaturen wurden in Zürich bei Pick Pay und in Basel bei Coop gemessen - notabene in der gleichen Filiale, die auch die höchste Fischtemperatur zu verantworten hatte.
Nur 2 von 13 Fischen waren genug gekühlt
Fisch wurde gemäss K-Tipp-Stichprobe in folgenden Geschäften zu warm gelagert:
Basel: Coop Mülhauserstrasse 7,6°, Spalenmarkt 5,0°; Migros Burgfelderplatz 4,3°, Gundelitor 3,4°; Manor Rebgasse 6,5°.
Bern: Coop City Marktgasse 7,6°, Freudenberg 4,6°; Migros Thunstrasse 6,3°, Marktgasse 4,1°.
Zürich: Coop Bahnhof Stadelhofen 3,5°; Migros Stadelhofen 5,3°.
In Ordnung: Coop Bahnhofbrücke; Migros Höschgasse (beide Zürich).
Zu warm gelagertes Fleisch:
Basel: Coop Mülhauserstrasse 6,9°, Spalenmarkt 6,0°; Manor Rebgasse 6,0°.
Bern: Migros Thunstrasse 6,4°, Marktgasse 6,2°.
Zürich: Denner Apollostr. 6,1°; Pick Pay Kreuzstr. 8,1°.
In Ordnung: Denner Burgfelderplatz; Pick Pay Claraplatz; Migros Burgfelderplatz, Gundelitor (Basel). Coop City Marktgasse, Freudenberg; Denner Brunnmattstr.; Pick Pay Marktgasse (Bern). Coop Bahnhofbrücke, Stadelhofen; Migros: Höschgasse, Stadelhofen (Zürich).