Hühner legen Eier, Hähne nicht. Ausserdem setzen die männlichen Küken vergleichsweise wenig Fleisch an. Es lohnt sich deshalb für die Züchter nicht, sie zu mästen. Für die Brutbetriebe sind sie ein unerwünschtes Nebenprodukt. Deshalb werden sie gleich nach dem Schlüpfen mit Gas getötet.
In der Schweiz sollen laut der Tierschutzorganisation «Vier Pfoten» jährlich rund 2,5 Millionen Tiere durch Gas verenden: «Verantwortlich für die Praxis dieser massenhaften Tötung ist die Industrie mit ihrer Spezialisierung auf Hochleistungslegehennen.»
Österreich zeigt, dass es auch anders geht: Dort dürfen die männlichen Küken von Bio-Legehennen ab kommendem Dezember nach dem Schlüpfen nicht mehr getötet werden. Darauf haben sich die zwei grossen österreichischen Brutbetriebe geeinigt: der Bio-Dachverband und der Lebensmitteleinzelhandel.
Praxisänderung dank neuer Züchtung
Die Entscheidung möglich gemacht hat eine spezielle Hühnerzüchtung: die sogenannten Zweinutzungshühner. Diese hat «Vier Pfoten» zusammen mit der österreichischen Bio-Organisa-tion «Ja! Natürlich» entwickelt. Der Vorteil: «Dabei legen die Hennen weniger und kleinere Eier. Und beide Geschlechter setzen Fleisch an.» Das heisst: Mit der neuen Züchtung lohnt sich auch die Mast der Gockel. Eine Tötung unmittelbar nach dem Schlüpfen wird so vermieden. «Wir fordern die Bio-Eier-Produzenten in der Schweiz auf, dem österreichischen Beispiel zu folgen», sagt Julie Stillhart von «Vier Pfoten».
Doch in der Schweiz geht das systematische Küken-Töten praktisch uneingeschränkt weiter. Bisher gibt es nämlich nur vereinzelte Projekte mit Zweinutzungshühnern – zum Beispiel von KAG Freiland und Coop. Auf Anfrage verweist Bio Suisse, die grösste Bio-Organisation der Schweiz, unter anderem auf einen Bio-Betrieb in Trubschachen BE. Dieser macht bei einem Versuch von Coop mit der neuen Hühnerzüchtung mit.
Allerdings: Auf eine flächendeckende Lösung wie bei den Bio-Eiern in Österreich müssen die Schweizer Konsumenten weiterhin warten.