Das Lob der ewigen Nörgler und Kritiker
Inhalt
K-Tipp 1/2005
12.01.2005
Ueli Schmezer, Stellvertretender Redaktionsleiter
Wir vom Kassensturz sind die ewigen Kritiker, die ewigen Nörgler. Wenn sich alle Welt über die Treueprämien der Grossverteiler freut, fragen wir, wo Konsumenten reingelegt werden. Statt uns einfach mal still zu freuen. Ist doch so.
Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, wenigstens zum Jahresbeginn etwas Versöhnliches zu schreiben: Wir finden auch vieles gut. Wenn wir kritisieren, loben wir gleichzeitig immer auch - nämlich all jene, auf welche die Kritik nicht zutrifft. Auch wenn...
Wir vom Kassensturz sind die ewigen Kritiker, die ewigen Nörgler. Wenn sich alle Welt über die Treueprämien der Grossverteiler freut, fragen wir, wo Konsumenten reingelegt werden. Statt uns einfach mal still zu freuen. Ist doch so.
Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, wenigstens zum Jahresbeginn etwas Versöhnliches zu schreiben: Wir finden auch vieles gut. Wenn wir kritisieren, loben wir gleichzeitig immer auch - nämlich all jene, auf welche die Kritik nicht zutrifft. Auch wenn wir es nicht aussprechen.
Bemerkenswert finde ich zum Beispiel den Zahnarzt meiner Kinder, der mich über die Festtage gerettet hat. Es begann damit, dass der Zahn empfindlich auf Kälte reagierte. Schnell wurden daraus unerträgliche Schmerzen, die bald den Kopf in Beschlag nahmen und sämtliche Schmerzmittel alt aussehen liessen. Am Samstag hielt ich es nicht mehr aus. Ich rief Zahnarzt D. an. Und der kam in die Praxis. Am Samstag! Und verpasste mir im Alleingang eine Wurzelbehandlung.
Weniger erfreulich war die Vorgeschichte: Anruf zum diensthabenden Notfallzahnarzt. «Wir haben viel zu tun. Sie können frühestens heute abend vorbeikommen.» Ich antworte: «Vielleicht bin ich bis dahin an den Schmerzen gestorben.»
Die Praxisassistentin: «Daran stirbt man nicht. Kühlen Sie den Zahn.» Ich: «Dann tut er noch mehr weh.» Und so weiter. Sie leicht hässig.
Zum Schluss: «Bringen Sie Bargeld mit.» Wie bitte? Will ich ein Autoersatzteil oder was?
Ist es möglich, dass in der ganzen Stadt am 1. Januar nur gerade ein einziger, völlig überlasteter Zahnarzt aufzutreiben ist? Könnte es sein, dass sich manche Zahnärzte davor drücken, einen Notfalldienst zu übernehmen?
Wie gesagt: Wer lobt, kritisiert, und wer kritisiert, lobt. Deshalb werden wir auch im Jahr 2005 kritisieren und nörgeln.