Das Personal ist in Ordnung, aber die Chefs...
«Wie beurteilen Sie die Post?», fragte der K-Tipp. Über 3300 Leserinnen und Leser antworteten. Die Hauptkritik gilt den Preiserhöhungen und dem schlechten Service.
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K-Tipp 5/2004
10.03.2004
Marco Diener - mdiener@ktipp.ch
Um 25 bis 83 Prozent sind A- und B-Post in den letzten zehn Jahren teurer geworden, wie der K-Tipp Ende Januar aufgedeckt hat. Das Ergebnis einer K-Tipp-Umfrage macht jetzt deutlich: Die ständigen Aufschläge ärgern die Leser und die Leserinnen massiv. 57 Prozent finden die A-Post zu teuer, sogar 65 Prozent die B-Post. Und bei der Letzteren sind 41 Prozent mit dem Tempo unzufrieden (siehe Grafiken).
In Begleitbriefen schreiben zudem viele Leser, dass sie die Aufteilung in A- und...
Um 25 bis 83 Prozent sind A- und B-Post in den letzten zehn Jahren teurer geworden, wie der K-Tipp Ende Januar aufgedeckt hat. Das Ergebnis einer K-Tipp-Umfrage macht jetzt deutlich: Die ständigen Aufschläge ärgern die Leser und die Leserinnen massiv. 57 Prozent finden die A-Post zu teuer, sogar 65 Prozent die B-Post. Und bei der Letzteren sind 41 Prozent mit dem Tempo unzufrieden (siehe Grafiken).
In Begleitbriefen schreiben zudem viele Leser, dass sie die Aufteilung in A- und B-Post nicht verstehen. «Ich frage mich, ob das Sortieren nach A- und B-Post nicht aufwändiger ist, als wenn die Post alles rasch und gleichzeitig spedieren würde», schreibt ein Leser. Und ein anderer fragt: «Was gewinnt die Post, wenn sie B-Post-Briefe ein paar Tage lagert?»
Das Personal kommt in der K-Tipp-Umfrage mehrheitlich gut weg. 61 Prozent halten das Schalterpersonal für freundlich und 48 Prozent für kompetent. Noch besser schneiden Briefträger und Postautochauffeure ab.
Schlechte Noten gibts hingegen für die Post-Chefs. Sie, die ständig Preise erhöhen, Poststellen schliessen und Briefkästen abschrauben lassen, werden heftig kritisiert. «Die Manager vermitteln dem Kunden immer mehr das Gefühl, er sei im Grunde genommen nur ein Störfaktor», heisst es in einem weiteren Begleitbrief eines Lesers.
Mit der Distanz bis zur nächsten Poststelle sind trotz der bereits erfolgten Schliessungen noch immer 52 Prozent zufrieden. Doch die Wartezeiten am Schalter sind für 43 Prozent der Umfrage-Teilnehmer eindeutig zu lang. Zudem äussern sich 80 Prozent verärgert über Kiosk- und Papeterieartikel, die überall im Weg stünden. Post-Sprecher Richard Pfister sagt zu diesem Kritikpunkt, dass die Kundschaft Süssigkeiten, Bücher und Plüschtiere «rege kauft».
81 Prozent sagen: Pakete sind zu teuer
«Unser nächster Briefkasten wird werktags bereits um 9 Uhr geleert. Wenn ich tagsüber einen A-Post-Brief abschicken will, muss ich auf die Post», empört sich ein weiterer Leser. Und ist damit nicht allein: Nur 24 Prozent finden die Leerungszeiten an Werktagen gut, sogar nur 14 Prozent diejenigen an Sonntagen.
Zu teuer sind für eine grosse Mehrheit die Preise für Pakete (81 Prozent) und Expresssendungen (83 Prozent). Zudem verstehen die meisten nicht, was bei den Expresssendungen die drei Kategorien Blitz, Sonne und Mond bedeuten. Zu dieser umstrittenen Einteilung bezieht die Post keine Stellung. Sie betont nur, dass «die Paketpreise im europäischen Vergleich nach wie vor tief» und «die Expresspreise marktüblich» seien.
Mit dem Bereich Postfinance ist die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer auch nicht zufrieden: Zu hohe Gebühren und zu niedrige Zinsen, klagen die Leser. Und 81 Prozent verstehen nicht, warum die Post ausgerechnet mit der UBS zusammenarbeitet, welche Kleinkunden ja nicht besonders pfleglich behandle.
Punkten kann die Post hingegen im Bereich Postauto: Fahrplan, Komfort, Pünktlichkeit - in all diesen Punkten stellen die Befragten der Post ein gutes Zeugnis aus. Einzige Kritik: der Zuschlag auf touristischen Strecken. Post-Sprecher Richard Pfister erklärt, dass dieser Zuschlag nötig sei, weil die Post auf rund 25 touristischen Strecken keine Abgeltungen von der öffentlichen Hand erhalte.
Der K-Tipp stellte der Post weitere detaillierte Fragen zu Missständen, welche die Leser heftig angeprangert hatten. Doch die Post zog es vor, diese heiklen Fragen nicht zu beantworten.
Etliche Begleitbriefe, die der K-Tipp erhalten hat, stammen übrigens von Postangestellten. Auffallend dabei: Auch sie äussern sich vorwiegend negativ über ihr Unternehmen. Sie schreiben, der ständige Dienstleistungsabbau sei auch für sie demotivierend, und sie beklagen «die laufende Demontage der Post».
Die langen Wartezeiten waren auch an der Basler Fasnacht ein Thema:
«I ha für d Feerie welle d Boscht um-adressiere.
Do kasch diräggt grad vor em Schalter kämpiere.
Äntlig draa, sag ych zum Fröllain: Löön Sy s syy, s het sich erleediget:
D Feerie sinn verbyy.»
Singvogel