Rund die Hälfte aller Velos in der Schweiz sind Mountainbikes. Erstmals kamen die geländegängigen Modelle vor fast 30 Jahren in den Verkauf. Seither haben sich die Bikes technisch stark verändert. Die Radgrösse allerdings blieb stets gleich – nämlich 26 Zoll. Vorteil: die Velos sind wendig, leicht und ermöglichen auch auf schwierigem Terrain eine gute Beschleunigung.
Mittlerweile sind auch Bikes mit 29-Zoll-Rädern im Handel. Die Idee dahinter: Dank dem 6,3 Zentimetern grösseren Raddurchmesser rollt man leichter über Hindernisse und ist so sicherer unterwegs als mit Bikes mit kleineren Rädern. Ein Vorteil auch für Hobbyfahrer, wie Praxistests zeigten.
Für die kommende Saison gibts nun schon wieder eine neue Radgrösse – 27,5 Zoll. Das Zwischenmass soll laut Werbeaussagen der Velohersteller die Vorteile der kleineren und der grösseren Räder vereinen.
Produzenten wie Giant und Scott verkünden, das klassische 26-Zoll-Radmass sei tot. Und sie würden künftig auch keine neuen Velos mit dieser Radgrösse mehr entwickeln.
Sind Räder dieser neuen Grösse wirklich von Vorteil? Fakt ist: Der Unterschied zwischen zwischen 26 und 27,5 Zoll ist für Normalbiker kaum spürbar. Aus diesen Gründen verzichtet mit Specialized denn auch einer der grössten Bike-Hersteller auf Räder der neuen Zwischengrösse. Der gleichen Meinung ist Oliver Römer, Leiter des deutschen Tourenvelo-Spezialisten «Tout terrain»: «Ich denke nicht, dass jemand bei einem Blindtest den Unterschied merken würde.»
Der Verdacht liegt nahe, dass die Hersteller mit der neuen Radgrösse einzig ihre Verkäufe ankurbeln wollen – nach dem Motto: Was mit 29 Zoll geklappt hat, funktioniert sicher ein zweites Mal. Das bestätigt auch Römer: Die 27,5-Zoll-Grösse sei im Augenblick ein Trend, mit dem die Industrie den Absatz steigern wolle. Bereits vor 20 Jahren habe es die 27,5-Zoll-Räder einmal gegeben. Sie seien aber schnell wieder vom Markt verschwunden.
Einige Hersteller wollen mit der neuen Rädergrösse auch höhere Preise durchsetzen. So verlangt Trek für sein aktuelles Modell «Remedy 8» mit 27,5-Zoll-Rädern 3699 Franken. Das sind 300 Franken mehr als für das letztjährige Modell mit klassischer Radgrösse.
Dasselbe versucht Hersteller Stevens: Das letztjährige Frauenmodell «Fluent Lady ES» kostete 3399 Franken, das Nachfolgemodell «Riva ES» 3599 Franken.
Jetzt ist Schnäppchen-Zeit
Bei den Velohändlern stehen jetzt die 2014er-Modelle in den Schaufenstern. Doch die meisten haben auch noch Modelle der letzten Saison auf Lager. Diese sind in der Regel deutlich günstiger. Der Unterschied in der Ausstattung ist für den Durchschnittsvelofahrer kaum erkennbar. Zwei Beispiele:
- Das Elektrovelo Flyer X-Serie 29’’ kostet als Vorjahresmodell beim Zweiradshop Hintermann in Bubikon ZH 4690 Franken. Das gleiche Flyer-Modell mit Jahrgang 2014 ist zum Beispiel bei Kocher Bike in Bern 900 Franken teurer.
- Bei Bikeonlineshop.ch kostet das Vorjahresmodell des Mountainbikes Wheeler Falcon 32 3300 Franken. Das aktuelle Modell kostet zum Beispiel im Bikestore in Zürich 4400 Franken. Dieses heisst zwar neu Falcon Trail 32, ist aber punkto Gewicht und Ausstattung praktisch identisch.
Tipp: Wer ein Vorjahresmodell kaufen will, muss in den Läden explizit danach fragen. Bei den meisten Händlern sind sie nämlich nicht ausgestellt, sondern stehen im Lager.