Die Firma Sichersatt AG aus Wald ZH preist im Internet spezielle Notvorratspakete an. Das Unternehmen gibt sich überzeugt, «dass es zu Versorgungsengpässen kommen wird», und appelliert «an die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen, sich für mindestens 30 Tage abzusichern».
Für diese Absicherung sollen die Kunden tief in die Tasche greifen: Das «Familien-Angebot» für einen Monat und vier Personen kostet 990 Franken. Das Jahrespaket für eine Person schlägt mit 2900 Franken zu Buche. Die Pakete enthalten Vollmilchpulver, grüne Linsen, rote Bohnen, Kichererbsen, Risottoreis, Feinkristallzucker, Kartoffelstock, Dinkelflocken, Makkaroni und Weizenmehl.
15 Liter Trinkwasser kosten 78 Franken
Sichersatt verkauft Weizenmehl auch in Dosen à 1 Kilo. Sechs Stück davon kosten 75 Franken. Zum Vergleich: Im Detailhandel gibt es die gleiche Menge Mehl in Papiersäcken ab rund 6 Franken.
Auch die Firma Notvorrat24 GmbH aus Zofingen AG mischt im Geschäft mit Notvorräten mit. 15 Liter Trinkwasser kosten dort stolze 78 Franken. Zum Vergleich: 15 Liter Mineralwasser ohne Kohlensäure gibt es im Laden ab rund Fr. 3.60.
Die beiden Unternehmen begründen gegenüber dem K-Tipp ihre hohen Preise mit der «aufwendigen und kostspieligen Verarbeitung». «Die Dosen werden bei uns abgefüllt, vakuumiert und unter Schutzatmosphäre mit Stickstoff begast», schreibt Reto Schätti, Geschäftsführer von Sichersatt.
Claudia Scalise von Notvorrat24 sagt, ihr Trinkwasser habe eine widerstandsfähige Verpackung: «Unser Test ergab, dass man mit einem Auto darüberfahren kann, ohne dass die Packung aufplatzt.»
Vorrat für rund eine Woche genügt
Das Geld für diesen überteuerten Notvorrat kann man sich sparen. Die Bundesverwaltung empfiehlt in ihrem Merkblatt «Kluger Rat – Notvorrat»: «Der Haushaltsvorrat setzt sich sinnvollerweise aus lagerfähigen Lebensmitteln zusammen, die Sie im täglichen Leben konsumieren und so regelmässig umsetzen.» Es gehe nicht darum, einen Notvorrat zu besorgen und diesen dann zu vergessen, sondern eine Reserve an täglich benötigten Nahrungsmitteln anzulegen.
Die Autoren des Merkblatts gehen davon aus, dass ein Versorgungsunterbruch – etwa wegen eines Hochwassers oder einer Lawine – heute nicht Monate, sondern allenfalls ein paar Tage dauern könnte. Sie empfehlen deshalb, einen Haushaltsvorrat für rund eine Woche anzulegen.
Nicht direkt um den Verkauf von Notvorräten geht es übrigens auf der Website Notvorrat.ch: Die Betreiber verbreiten dort Unterlagen der Kirche der Mormonen.