Mitte Februar vermeldete Coop-Chef Joos Sutter im «Blick» vollmundig: «Coop hat 1000 Produkte günstiger gemacht.» Und vor rund drei Wochen verkündete die Migros, sie habe 700 Produkte «dauerhaft günstiger gemacht».
Coop: 20 von 250 Artikeln wieder teurer
Der K-Tipp wollte wissen, wie genau es die beiden Grossverteiler mit ihren gross angekündigten Preisreduktionen nehmen. Er sah deshalb zahlreiche Ausgaben der «Coopzeitung» aus den letzten zwei Jahren durch: Dort wurden regelmässig Preisabschläge vermeldet, die angeblich «dauerhaft» seien. Der K-Tipp verglich die versprochenen Reduktionen mit den Preisen von heute. Ergebnis: Einige Ankündigungen von Coop erwiesen sich als leere Versprechen. 20 von rund 250 Artikeln sind heute teurer. Beispiele:
Tam Tam: Mit dem Signet «20 % günstiger» kündigte Coop vor rund einem halben Jahr eine Preisreduktion beim Pudding Tam Tam Le Flan à la Vanille nappé Caramel an. Der Preis für vier Becher à 100 Gramm sank von Fr. 2.45 auf Fr. 1.95. Das war jedoch nicht von Dauer: Coop erhöhte den Preis inzwischen wieder – um 40 Rappen auf Fr. 2.35.
Zimtstangen: Das Produkt der Eigenmarke Qualité & Prix werde dauerhaft auf Fr. 1.30 gesenkt, kündigte Coop an. Von dieser Reduktion um 23 Prozent ist nichts mehr übrig: Die Zimtstangen kosten heute gleich viel wie vor der Preissenkung, nämlich Fr. 1.70.
Bratensauce: Coop versprach, den Preis für das Knorr-Produkt mit 230 Gramm Inhalt von Fr. 6.80 auf Fr. 6.45 zu senken. Aktuell kostet das Produkt jedoch Fr. 6.90 – also mehr als vor der Preisreduktion.
Pfeffer: Eine ähnliche Preisentwicklung nahm der Coop-Pfeffer (schwarz, 35 Gramm): Er kostete zunächst statt Fr. 1.– noch Fr. –.95. Inzwischen sind es Fr. 1.20.
Migros: Preise bei 4 von 15 Artikeln erhöht
Die Migros startete ihre Preissenkungs-Kampagne im vergangenen September. Die entsprechenden Inserate liefen im «Migros-Magazin» unter dem Slogan «Juhuuu, Preissturz!». In den darauffolgenden Wochen verfolgte der K-Tipp die Preise von 15 Frischprodukten. Ergebnis: Schon nach drei Wochen schlugen einige Früchte- und Gemüsesorten wieder auf. Anfang Februar hat der K-Tipp die Preise ein weiteres Mal erhoben: Die Migros hatte den Preis bei 4 von 15 Produkten wieder erhöht. Beispiele:
Ingwer: Die Migros reduzierte den Preis von Ingwer zunächst von Fr. 4.40 auf Fr. 3.80 pro Kilo. Inzwischen zahlen Kunden Fr. 5.50 pro Kilo.
Salat: Im Herbst sank der Preis für roten Eichblattsalat von Fr. 1.80 auf Fr. 1.55 – aktuell kostet er in der Migros Fr. 1.65.
Granatäpfel: Der Migros-Preis reduzierte sich zunächst von Fr. 1.30 auf Fr. 1.10 pro Stück. Zurzeit kostet ein Granatapfel aber Fr. 1.35.
Hamburger-Sauce: Bereits vor einem Jahr kündigte die Migros an, die Hamburger-Sauce M-Classic (250 ml) koste künftig noch Fr. 2.– statt Fr. 2.45. Doch Anfang Februar zahlten Kunden für die Sauce wieder Fr. 2.45 – wie vor der Preisreduktion.
«Unvermeidbare Preiserhöhungen»
Was sagen die beiden Grossverteiler zum Vorwurf, sie würden ihre Preisversprechen nicht einhalten? Coop spricht von «veränderten Beschaffungskosten oder Änderungen bei den Rohstoffpreisen». Es würden «nur unvermeidbare Preiserhöhungen» an die Konsumenten weitergegeben. Die Migros erklärt, sie habe nur wenige Preise von Früchten und Gemüse erhöht.
Übrigens: Den Preis der Hamburger-Sauce M-Classic hat die Migros inzwischen wieder auf 2 Franken gesenkt – allerdings erst nach der Anfrage des K-Tipp.