Zürich Hauptbahnhof, auf dem unterirdisch gelegenen Gleis 44: Schummriges Licht und kaum Leute auf dem Perron. Wer hier einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, braucht zum Überleben Glück. Auf dem Perron gibt es keinen Hinweis auf einen Defibrillator. Auch entlang der Ladenpassage nicht. Ein Rundumblick, dann ein Blick an die Decke: Dort ist der Weg mit dem bekannten «i»-Zeichen zur SBB-Information zu sehen. Im Eiltempo geht es in die angegebene Richtung.
Kurz darauf steht man ratlos vor einer Infotafel – der Standort des gesuchten Geräts ist nirgends markiert. Auch die Nachfrage in den umliegenden Läden hilft nicht weiter: Niemand weiss, wo ein lebensrettender Apparat zu finden sein könnte.
Besser ist die Situation beim Treffpunkt in der Bahnhofshalle. Dort ist ein SOS-Schild sichtbar. Dieses führt zur Bahnhofshilfe. Dort sagt eine Mitarbeiterin, einen Defibrillator gebe es hier nicht, dafür ganz in der Nähe, im Sanitätszimmer. Wo ist am Bahnhof ein Gerät zu finden? Ihre Antwort: «Ich weiss es nicht.» Kein Wunder: Es gibt im Hauptbahnhof Zürich keine öffentlich zugänglichen Defibrillatoren. Dabei können sie Leben retten.
An andern Standorten ist es teilweise nicht besser:
- Bahnhofstrasse Zürich: Hier ist nur wenige Meter von der Kreuzung Bahnhofstrasse/Sihlstrasse eine Apotheke auszumachen. Die Mitarbeiterin muss zuerst nachfragen, ob der Laden ein eigenes AED-Gerät hat. Antwort: nein. Sie empfiehlt die Bahnhofsapotheke – die allerdings 400 Meter weit entfernt liegt.
Auch in der zweiten Apotheke in der Nähe der Kreuzung weiss man nicht, wo der nächste Defibrillator zu finden ist. Kaum zu glauben – denn an der Bahnhofstrasse gibt es laut der Standortliste der Zürcher Gesellschaft für Kardiologie zwölf Geräte.
- Letzipark in Zürich: In diesem Einkaufszentrum ist die Situation vorbildlich: In der mittleren Etage führen Schilder an der Decke zum Gerät im Treppenhaus vis-à-vis von McDonald’s. Je ein weiteres Gerät gibt es bei den Kundendiensten von Coop und Manor.
- Bahnhof Bern: Auf der Passerelle Länggasse–Universität sucht man vergeblich nach einem Hinweis. Auch die Kioskfrau ist überfragt, gleich wie die Mitarbeitenden in den Läden rund um den Treffpunkt. Kein Zufall, denn am Hauptbahnhof Bern gibt es wie in Zürich kein öffentlich zugängliches Gerät.
- Westside in Bern: In diesem grossen Shoppingcenter hat es zwar sechs Defibrillatoren, sie sind aber nicht öffentlich zugänglich. Die Ladenmitarbeiter sind überfragt und verweisen an die Sicherheitszentrale.
- Bahnhof Basel: Entlang der Ladenpassage ist ein Gerät beim Gleis 11, ein weiteres neben dem Laden von Dosenbach stationiert. Die Läden können über den nächsten Standort Auskunft geben. In der Bahnhofshalle gibt es je ein Gerät vor dem Eingang zur Migros und zum Gesundheitszentrum. Es fehlen aber Schilder, die zu den Apparaten führen.
- Einkaufszentrum St. Jakob in Basel: Die Sun-Store-Apotheke beim Eingang verfügt über ein eigenes Gerät. Auf den Infotafeln steht, dass es weitere Apparate im zweiten Untergeschoss gibt. Wo sie sich genau befinden, ist jedoch nicht ersichtlich. Immerhin können die befragten Angestellten weiterhelfen: Ein Defibrillator ist vis-à-vis des Esprit-Geschäfts stationiert, ein anderer zwischen Chicoree und Zebra. Aufgrund von Mieterwechseln sei der Lageplan in Überarbeitung. Nachher würden die Geräte auf dem Plan gekennzeichnet, schreibt Leiter Daniel Zimmermann.
Die Beispiele zeigen: Auf der Suche nach einem lebensrettenden Gerät geht viel Zeit verloren. Dabei sind nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand die ersten Minuten entscheidend. In der Schweiz erleiden laut Zahlen der Zürcher Gesellschaft für Kardiologie jährlich rund 8000 Personen einen Herz-Kreislauf-Stillstand – weniger als fünf Prozent überleben.
Ausführliche Informationen rund ums Thema Herz gibt es unter www.swissheart.ch oder unter www.zgk.ch.
So gehen Sie in einem Notfall vor
Einen Herzstillstand erkennen
Anzeichen für einen Herzstillstand sind:
- Die betroffene Person bricht zusammen.
- Sie reagiert weder auf lautes Ansprechen noch auf Schütteln.
- Sie atmet nicht oder schnappt nur nach Luft.
Die Atmung kontrollieren
- Bei normaler Atmung: Bringen Sie die Person in die Seitenlage.
- Ist die Atmung nicht normal: Sofort Hilfe rufen.
Hilfe rufen
- Den Notruf (Telefon 144) alarmieren.
- Am Telefon sofort sagen, dass es sich um einen Herznotfall handelt, damit umgehend der Rettungsdienst aufgeboten wird.
- Das Telefon nicht voreilig auflegen, die Notrufzentrale hat vielleicht noch Rückfragen.
- Bitten Sie eine andere Person, einen Defibrillator zu holen.
Herz-Lungen-Wiederbelebung
Unverzüglich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen:
- Entweder: 100 Brustkorb-Kompressionen pro Minute ohne Beatmung.
- Oder: 30 kräftige Brustkorb-Kompressionen in derselben Kadenz, gefolgt von zwei Beatmungsstössen in die Nase des Patienten. Mit diesem Zyklus (30 Kompressionen, 2 Beatmungsstösse) weiterfahren, bis professionelle Hilfe kommt oder man einen Defibrillator zur Hand hat.
- Druckpunkt für die Herz-Lungen-Wiederbelebung: Brustkorbmitte, untere Brustbeinhälfte, Kompression mindestens fünf Zentimeter tief. Nach jeder Kompression vollständig entlasten.
Anwendung des Defibrillators
- Den Anweisungen auf dem Gerät folgen. Bei Defibrillatoren für Laien wird man häufig auch durch eine künstliche Stimme angeleitet.
- Bei fehlendem Erfolg die Anwendung mehrmals wiederholen. Dann mit Herz-Lungen-Wiederbelebung fortfahren.
Quelle: Zürcher Gesellschaft für Kardiologie www.zgk.ch