Vinho Verde bedeutet grüner Wein. Das bezieht sich nicht auf die Farbe. Gemeint ist damit, dass es sich bei Vinho Verde um junge Weine handelt. Das regenreiche Anbaugebiet erstreckt sich im Nordwesten Portugals vom Fluss Douro bis zum rund 130 Kilometer weit entfernten Fluss Minho. Die Produzenten können weissen Vinho Verde aus verschiedenen Traubensorten keltern: vor allem Alvarinho, Avesso, Loureiro, Azal Branco und Trajadura. Erlaubt sind Mischungen, aber auch Weine aus einer einzigen Traube.
Fachhandel-Weine stechen nicht heraus
Die fünfköpfige K-Tipp-Fachjury degustierte zehn vortemperierte Vinho Verde. Die Flaschen kosteten zwischen Fr. 4.79 und Fr. 16.50. Erstmals waren nebst den Weinen der Grossverteiler auch drei Flaschen aus dem Fachhandel im Vergleich vertreten – im aktuellen Fall von Delinat, Landolt Weine und Martel.
Die Vinho Verde aus dem Fachhandel stachen geschmacklich nicht positiv heraus. Die zwei Weine von Delinat und Landolt Weine erzielten wie die meisten anderen Produkte nur das Gesamturteil «genügend». Preislich gehörten die Weine aus den Spezialitätenläden mit 14 bis fast 17 Franken aber zu den teuersten Weinen. Viele Vinho Verde der Grossverteiler kosten deutlich weniger.
Nur den «Muros Antigos» von Mövenpick bewertete die Jury knapp mit «gut». Dieser Vinho Verde war nicht nur fehlerfrei, sondern auch geschmacklich vielfältiger als die restlichen Flaschen. Der «Muros» roch und schmeckte angenehm nach Blüten, Cassis und Grapefruit.
Deutliche Fehler zeigten der «Solar de Serrade» von Coop und der «Covela» des Fachhändlers Martel. Sie schmeckten muffig und nach feuchtem Keller. In beiden Fällen zeigten sich die festgestellten Mängel jeweils in zwei geöffneten Flaschen.
Coop und Martel zeigen sich überrascht über die Ergebnisse. Martel schreibt, man habe intern zwei Flaschen nachdegustiert und komme zu einem anderen Resultat. Der Wein sei «aromatisch pur und klar».
Fazit: Die meisten der degustierten Vinho Verde sind bestenfalls durchschnittlich. Sie erinnerten die Jury an gespritzten Weisswein: fehlerfrei, einfach und spritzig zwar – aber auch austauschbar und ohne Charakter.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine wie immer blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten:
- Hans Georg Babits, Weinakademiker, Académie du vin
- Ursula Geiger, Önologin, Redaktorin «Vinum»
- Andreas Keller, Inh. Presse- und Eventagentur für Wein
- Andrin Willi, Chefredaktor «Marmite»
- Eva Zwahlen, Weinjournalistin