Jeder kennt die Situation: Man vergleicht im Internet die Preise einer Jacke. Dazwischen schaut man auf Facebook Fotos des Göttibubs an. Plötzlich erscheint auf Facebook Werbung für Jacken von Jack Wolfskin. Oder: Man sucht per Google nach einem Kühlschrank. Stunden später wird auf Blick.ch und anderen Websites Werbung für Kühlschränke angezeigt.
Der Grund: Beim Surfen im Internet hinterlässt man eine Datenspur. Wer beim Surfen ausserdem bei Portalen wie Google, Facebook und Co. eingeloggt ist, liefert diesen Firmen das komplette Surfverhalten.
Die entsprechenden Daten verkaufen die Internetunternehmen dann an Werbeagenturen weiter. Diese zahlen viel Geld für Kundendaten – denn so können sie ihre Werbung möglichst gezielt an den Mann beziehungsweise die Frau bringen.
Google: Programm zeigt «Datenfiche»
Das kostenlose Windows-Programm Cloud Explorer von Elcomsoft (www.elcomsoft.de/ecx.html) zeigt, welche Informationen Google sammelt. Nach dem Eintippen der Google-Anmeldedaten holt das Programm die persönliche «Datenfiche» bei Google ab. Diese kann Zehntausende von Einträgen enthalten und viele Jahre zurückreichen.
Ein Klick auf «History» zeigt im Cloud Explorer drei Lupensymbole. Die erste Lupe listet sämtliche bisherigen Suchanfragen auf. Die mittlere Lupe fördert die Suchanfragen via Spracheingabe zutage. Die dritte Lupe offenbart, nach welchen Videos man bei Youtube gesucht hat. Hinter dem fünften Symbol erfährt man auch, welche Videos man angeschaut hat.
Wer im Hauptmenü auf «Locations» klickt, sieht, an welchen Orten er von Google registriert wurde. Mit «Show Track» entsteht sogar ein Bewegungspfad auf einer Landkarte. Google weiss also auch noch Jahre später, wann man wo war und wohin man wollte.
Cloud Explorer liefert Infos noch in Dutzenden von weiteren Kategorien: zum Beispiel, wann man mit welchem Handy zuletzt im Internet war, welche privaten Fotos in der Cloud lagern und wie Adressbuch und Kalender aussehen.
Einige Informationen lassen sich auch direkt bei Google einsehen – via https://myaccount.google.com/privacy?hl=de. Dort kann man Einstellungen vornehmen, um die Datensammlerei von Google einzuschränken.
Genaue Anleitungen dazu sind im Saldo-Ratgeber «So schützen Sie Ihre Privatsphäre» zu finden. Nur: Ob Google wirklich Einblick in sämtliche persönlichen Daten gibt, lässt sich nicht nachprüfen.
Facebook: Daten schwierig einzusehen
Auch die Plattform Facebook ist ein fleissiger Datensammler. Hier ist es aber schwer, die persönlichen Daten einzusehen. Die Internetseite http://europe-v-facebook.org/EN/Data_Pool/data_pool.html zeigt auf, was Facebook alles weiss. Einen Teil seiner persönlichen Daten erhält man über die Website https://www.facebook.com/help/330229433729799.
Ausführliche Infos zur Datensammlerei von Facebook finden sich in einem Internetratgeber unter www.klicksafe.de/themen/rechtsfragen-im-netz/irights/datenschutz-auf-facebook-wem-gehoeren-meine-daten/.
Drittfirmen erhalten Zugang zu Daten
Facebook sammelt von seinen Benutzern auch viele Bewegungsdaten. Der Konzern weiss beispielsweise, wer sich wann in welchem Geschäft befindet. Diese Funktion bietet Facebook jedenfalls den Ladeninhabern für Werbung an. Dies wird ersichtlich auf www.facebook.com/business/news/drive-and-measure-store-visits-and-sales.
Die Datensammlerei ist auch deshalb bedenklich, weil immer mehr Firmen die Informationen verknüpfen. Das Programm Mypermissions – Privacy Cleaner von Mypermissions.com zeigt, welche Websites mit dem persönlichen Facebook-, Google- oder Twitterkonto verknüpft sind.
Solche Verknüpfungen können dazu führen, dass Drittfirmen vollständig auf das persönliche Adressbuch zugreifen können. Will man bei Google Dritten den Zugang zu seinen Daten verwehren, kann man dies unter https://myaccount.google.com/security#connectedapps tun.
Im Internetbrowser Firefox visualisiert das Plugin Lightbeam (https://addons.mozilla.org/en-US/firefox/addon/lightbeam) das Netzwerk der Datensammler. Noch während man surft, protokolliert der Helfer, welche Datenspuren man im Internet hinterlässt.
Beispiel: Beim Besuch von Blick.ch werden Daten mit 22 Internetunternehmen ausgetauscht, so zum Beispiel mit Google, Youtube, Facebook, Twitter und Deindeal. Surft man anschliessend auf die Website von Bernerzeitung.ch, zeigt Lightbeam, dass die Internetplattformen beider Zeitungen Daten an Google und Facebook liefern.
Surfen im Internet: So beseitigen Sie Ihre Datenspur
1. Loggen Sie sich bei Plattformen wie Facebook, Google oder Twitter immer aus, wenn Sie die Dienste nicht mehr brauchen.
2. Leeren Sie nach jedem Surfen den sogenannten Browser-Cache und -Verlauf:
Diesen finden Sie beim Browser Firefox unter «Chronik» } «Neuste Chronik löschen». Dann beim oberen Auswahlmenu «Alles» auswählen und unten bei allen Kästchen einen Haken setzen.
Beim Internet Explorer aufs Zahnrad am rechten oberen Bildschirmrand klicken } «Sicherheit» } «Browserverlauf löschen …». Dann das erste und das siebte Häkchen entfernen – alle anderen anhaken.
Beim Browser Safari klickt man auf «Verlauf» } «Verlauf löschen». Ausserdem auf «Einstellungen» } «Datenschutz» } «Alle Websitedaten entfernen» klicken.
3. Spezielle kostenlose Schutzprogramme wie Privacy Badger (www.eff.org/de/node/73969) oder Noscript (www.noscript.net) blockieren die bekannten Datensammler zusätzlich. Nachteil: Gewisse Websites funktionieren unter Umständen nicht mehr wie gewohnt. Zudem sind die Programme meist auf Englisch.