Die Frage höre ich immer wieder. Kommunikationsfachleute stellen sie ebenso wie Zuschauerinnen und Zuschauer. Vielleicht auch Sie: «Wissen Ihre Studiogäste im Voraus, welche Fragen Sie Ihnen stellen werden?»

Weshalb stellt jemand diese Frage? Weil dieser Jemand annimmt, dass die Kassensturzgäste nicht wissen, worum es im Interview geht? Und wir es ihnen nicht sagen? Doch warum sollten wir es ihnen nicht sagen?

Beim Kassensturz läuft es so: Im Verlauf der Recherche für eine Kassensturz-Geschichte nimmt die Autorin bzw. der Autor des Beitrags Kontakt auf mit der - sagen wir - kritisierten Firma. Um Fakten abzuchecken, Zahlen zu verifizieren, Preise bestätigen zu lassen und anderes mehr. Das bedeutet: Von diesem Zeitpunkt an weiss die Firma, womit sich der Kassensturzjournalist herumschlägt und inwiefern sie betroffen ist. Kommt hinzu, dass Kritisierten in aller Regel bewusst ist, weshalb sie kritisierbar sind.

Doch damit nicht genug: Bevor der Vertreter dieser Firma das Studio betritt, erhält er von mir direkt detaillierte Angaben zum Inhalt des Beitrags, der dem Gespräch vorangeht: Was wird gezeigt? Welche Dokumente erscheinen? Wer sagt was? Mit anderen Worten: Der Studiogast kennt vielleicht nicht die ausformulierten Fragen, aber er weiss haargenau, was auf ihn zukommt.

Der Kassensturz spielt mit offenen Karten. Es gibt bei uns keine Überraschungen, keine Tricks und keine Spielchen. Und das ist richtig so: Damit sich die Zuschauerinnen und Zuschauer eine Meinung bilden können, muss der Kritisierte in der Lage sein, zu den wichtigsten Punkten Stellung zu nehmen. Und das kann er nur, wenn er im Voraus weiss, welche Punkte dies sind.

Womit auch gesagt ist, dass es keinen Grund gibt, als Verantwortlicher einer Firma, eines Verbandes oder einer Behörde die Einladung zum Kassensturz-Interview abzulehnen.