Der kleine Grenzverkehr - gross für Reparaturen
Immer mehr Schweizer lassen ihren Wagen in deutschen Garagen warten und reparieren. Das spart viel Geld. Zudem leisten die Deutschen tadellose Arbeit.
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K-Tipp 12/2005
15.06.2005
Pirmin Schilliger - redaktion@ktipp.ch
Ein Viertel der Kunden des deutschen Autohauses Henn in Weil am Rhein stammt aus der Schweiz. Was sie zur Mazda-Vertretung lockt, sind die günstigen Preise. «Wir sind je nach Auftrag um 20 bis 30 Prozent günstiger als Schweizer Garagen», sagt Geschäftsleiterin Friedhilde Henn.
In ihrem Betrieb kostet die Arbeitsstunde umgerechnet rund 75 Franken. Ersatzteile sind in Deutschland 15 bis 25 Prozent günstiger. Hinzu kommt, dass Schweizer Kunden die montierten Ersatzteile nicht v...
Ein Viertel der Kunden des deutschen Autohauses Henn in Weil am Rhein stammt aus der Schweiz. Was sie zur Mazda-Vertretung lockt, sind die günstigen Preise. «Wir sind je nach Auftrag um 20 bis 30 Prozent günstiger als Schweizer Garagen», sagt Geschäftsleiterin Friedhilde Henn.
In ihrem Betrieb kostet die Arbeitsstunde umgerechnet rund 75 Franken. Ersatzteile sind in Deutschland 15 bis 25 Prozent günstiger. Hinzu kommt, dass Schweizer Kunden die montierten Ersatzteile nicht verzollen müssen. Und die deutsche Mehrwertsteuer von 16 Prozent wird Schweizer Kunden erlassen.
Hingegen wird ab einer Reparatur von 300 Franken die Schweizer Mehrwertsteuer von 7,6 Prozent fällig. Das heisst: Eine Rechnung ab 300 Franken müssen Autobesitzer dem Schweizer Zoll vorlegen. «Faktisch kümmern sich aber viele nicht um diese Vorschrift», sagt Daniel Wagner von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV). Die Autofahrer gingen davon aus, dass die Zöllner eine Wagenreparatur weder entdecken noch beweisen könnten.
«Ein Drittel Kunden aus der Schweiz»
Der «Reparatur-Tourismus» - oft verbunden mit einem Einkaufsbummel - blüht entlang der Grenze von Lörrach bis Konstanz. Auf der Suche nach einer geeigneten Garage werden Schweizer im Internet schnell fündig - etwa bei Google mit der Eingabe «Autohaus» und dem gewünschten Grenzort. So landet man zum Beispiel beim Autohaus Zimmermann im deutschen Rheinfelden. «Ein Drittel unserer Kunden ist aus der Schweiz. Sie kommen nicht nur aus dem grenznahen Raum, sondern aus Bern, Zürich, ja sogar aus dem Tessin», erklärt Geschäftsleiter Marcel Zimmermann. Vor allem bei grösseren Reparaturen oder bei einer Getriebeüberholung lohne sich die Fahrt nach Deutschland. Eine Zylinderkopfdichtung zu ersetzen kostet bei Mercedes-Vertreter Zimmermann rund 930 Franken. In der Schweiz wäre für die gleiche Reparatur das Doppelte zu bezahlen.
Dabei ist die Garage für deutsche Verhältnisse teuer. Die Arbeitsstunde wird mit 120 Franken berechnet. Das ist aber immer noch deutlich unter dem Schweizer Ansatz. Dieser liegt laut TCS im Durchschnitt bei 150 Franken. Angesichts dieser Unterschiede erstaunt es wenig, dass Schweizer Kunden dem Garagisten quasi die Türen einrennen. Und zwar aufgrund reiner Mund-zu-Mund-Propaganda. «Würden wir die Schweiz aktiv bewerben, könnten wir die Zahl unserer 22 Mitarbeiter wohl sofort verdoppeln», schätzt Chef Zimmermann.
Fahrt nach Österreich lohnt sich kaum
Für TCS-Berater Beat Wyrsch gibt es - und dabei stützt er auf Kundenaussagen ab - ausser dem Preis einen weiteren Grund für die Fahrt über die Grenze. «Die Mechaniker dort leisten tadelloses Handwerk, handeln aber bei Mängeln in der Regel kulanter als ihre Schweizer Kollegen.»
Die Kundenzufriedenheit war letztes Jahr auch Thema einer Umfrage des Marktforschungsinstituts IHA-GFK in Hergiswil NW: 7 Prozent beurteilten die Arbeit ihrer Schweizer Garage als mangelhaft.
Auch im österreichischen Vorarlberg gibt es Garagen, die auf Kunden aus der Schweiz zählen. Allerdings ist der Preisvorteil vergleichsweise gering. Beim Autohaus Koch in Feldkirch, einer VW- und Audi-Vertretung, kostet die Arbeitsstunde im Schnitt 90 Franken. Hinzu kommt die österreichische Mehrwertsteuer von 20 Prozent. Sie wird aber bei der Ausreise nur aufs Material, nicht auf die Dienstleistungen erlassen. Das führt dazu, dass das Preisniveau der österreichischen Garagen bloss rund 10 Prozent unter dem der Schweiz liegt.
Per Auto ins Ausland: Nicht ohne Grün und Blau
Um bei einem Unfall oder einer Panne im Ausland richtig reagieren zu können, sollten Autofahrer einige Tipps beachten.
- Nehmen Sie Ihre Grüne Karte mit (Bestätigung der Haftpflichtversicherung). Die Karte ist zwar nur für Fahrten in Ländern ausserhalb der EU obligatorisch. Sie ist aber überall nützlich, weil sie alle Angaben enthält, die bei einem Unfall nötig sind.
- Nie ohne blaues Europäisches Unfallprotokoll fahren (gratis bei Versicherungen).
- Für Inhaber eines Schutzbriefs: die Notrufnummer des Automobilclubs (ACS, TCS, VCS) mitnehmen.
- Pannendreieck, Leuchtweste, Erste-Hilfe-Set usw.: Eine solche Ausrüstung ist in vielen Ländern Pflicht.
Unter www.tourismustcs.ch finden sich alle aktuellen Bestimmungen für weltweit über 200 Länder.