Die Braunbären sind in ganz Europa streng geschützt – auch in Rumänien. Doch mit Geld können sich reiche Ausländer trotzdem eine Abschussbewilligung erkaufen. So zum Beispiel Prinz Emanuel von und zu Liechtenstein. Er ging laut rumänischen Behörden am 12. März in den Karpaten auf Bärenjagd. Einen Tag später schoss er gemäss der rumänischen Umweltorganisation Agent Green den «grössten Bären Europas» ab – Braunbär «Arthur».
«Gleich verwerflich wie Elfenbeinhandel»
Wie es zu dieser Abschussbewilligung kam und wie viel er dafür bezahlen musste, will Prinz Emanuel dem K-Tipp nicht sagen. Auch die rumänischen Behörden verraten nichts. Der Verdacht: Der in Österreich lebende Liechtensteiner Prinz, von Beruf Arzt, schoss den Braunbären als Trophäe zum Vergnügen ab. «Ich persönlich möchte mich in keiner Weise in die Diskussion einbringen», teilt der Prinz mit. Schriftliche Fragen zum Abschuss lässt er unbeantwortet.
Gabi Paun, Biologe und Geschäftsführer der rumänischen Umweltorganisation Agent Green, verurteilt die Trophäenjagd: «Das ist gleich verwerflich wie der Elfenbeinhandel.» Denn Abschüsse grosser männlicher Tiere schwächen die Bärenpopulation. Das sei wissenschaftlich bewiesen. Der Umweltschützer fordert deshalb ein totales Verbot der Trophäenjagd für Ausländer.
Erstaunlich: Bis ins Jahr 2020 konnten reiche Ausländer auch in der Schweiz für viel Geld Jagd auf Trophäen machen – und zwar im Wallis. Je nach Hornlänge des Steinbocks zahlten die Jagd-Touristen bis zu 20 000 Franken für eine Trophäe. Pro Saison kamen so mehrere Hunderttausend Franken zusammen. Erst als die Bevölkerung breit und heftig opponierte, untersagte das Wallis als letzter Kanton die Trophäenjagd.
Schweizer im Ausland auf Trophäenjagd
1500 bis 2000 Schweizer Jäger reisen jedes Jahr auf Trophäenjagd ins Ausland. Das schätzt der Schweizer Tierschutz. Speziell beliebt sind afrikanische Länder wie Tansania, Namibia und Südafrika. Für einen Elefanten und einen Löwen zusammen muss ein Jäger schnell einmal 100 000 Franken hinblättern, verrät der Schweizer Safari-Unternehmer Stephan Stamm dem K-Tipp.
Die Trophäen geschützter Tiere dürfen in die Schweiz geführt werden, wenn eine Bewilligung durch den Bund vorliegt. Das Bundesamt für Veterinärwesen rechtfertigt diese Einfuhrbewilligungen. Sie seien unter «strikten, nachhaltigen Auflagen» oft besser als ein absolutes Handelsverbot.
Schweizer Jäger schaffen jedes Jahr rund 50 Trophäen bedrohter Tierarten in die Schweiz, darunter Teile von Elefanten, Löwen und sogar Krokodile (siehe Kasten). Katharina Büttiker von Animal Trust findet diese Trophäenjagd geschmacklos: «Das ist nur Töten um des Tötens willen.»
Übrigens: Wer lebende Braunbären beobachten möchte, muss nicht unbedingt nach Rumänien reisen. Das geht schon für wenige Franken oder gar gratis im Bärenland Arosa GR, im Bärenpark Bern, im Natur- und Tierpark Goldau SZ, im Wildnispark Zürich und im Juraparc in Vallorbe VD.
Von Elefanten über Löwen bis zu Krokodilen
Vom Bund bewilligte Einfuhren von Trophäen bedrohter Tierarten in die Schweiz von 2010 bis 2020 (Auswahl):
- Braunbären 40
- Eisbären 1
- Elefanten 46
- Flusspferde 26
- Geparde 7
- Leoparden 24
- Löwen 24
- Nilkrokodile 22
- Paviane 55
- Weissnashörner 2
- Wölfe 31
- Insgesamt 507
Quelle: Bundesamt für Veterinärwesen