«Der Smuv hat mich verschaukelt»
Der Smuv hat viele seiner «Schäfchen» für teures Geld bei der Helsana versichert - obwohl es eine günstige Alternative im eigenen Haus gegeben hätte.
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K-Tipp 17/2004
20.10.2004
Der Versicherungsausweis von Marcel Walser aus St. Gallen stammt von der Krankenkasse 57; sie gehört der Gewerkschaft Smuv. Seine Prämienrechnungen kamen vom gleichen Absender in Bern. War Walser beim Arzt, erhielt er die entsprechenden Abrechnungen ebenfalls von der Smuv-Kasse.
Die obligatorische Grundversicherung der Krankenkasse 57 ist vergleichsweise günstig. Doch davon hat Walser in Tat und Wahrheit nie profitiert - denn er war gar nicht bei der Berner Kasse versichert. Er...
Der Versicherungsausweis von Marcel Walser aus St. Gallen stammt von der Krankenkasse 57; sie gehört der Gewerkschaft Smuv. Seine Prämienrechnungen kamen vom gleichen Absender in Bern. War Walser beim Arzt, erhielt er die entsprechenden Abrechnungen ebenfalls von der Smuv-Kasse.
Die obligatorische Grundversicherung der Krankenkasse 57 ist vergleichsweise günstig. Doch davon hat Walser in Tat und Wahrheit nie profitiert - denn er war gar nicht bei der Berner Kasse versichert. Er zahlte jahrelang die markant höheren Prämien der Helsana, denn er war - ohne es zu merken - hier versichert.
In den Jahren 2002 und 2003 kostete Walser die Grundversicherung deshalb rund 1000 Franken mehr, als er bei der Krankenkasse 57 hätte zahlen müssen. In den Jahren zuvor hätte er ebenfalls viel Geld gespart, wenn ihn seine Smuv-Betreuer aufgefordert hätten, in die (günstigere) Grundversicherung der eigenen Krankenkasse zu wechseln. Doch das taten sie nie.
Nur wer den Versicherungsausweis von Walser genau studiert, entdeckt den kleinen Hinweis «Sondereinheit Helsana». Auf Prämienrechnungen und Leistungsabrechnungen fehlt er.
«Sondereinheit Helsana» bedeutet: Die Smuv-Krankenkasse hatte in den 70er-Jahren finanzielle Probleme und wurde 1981 mitsamt Kunden von der damaligen Helvetia übernommen.
Anschliessend durfte der Smuv «seine» Krankenkassenversicherten weiterhin administrativ betreuen; dafür erhielt er Geld von der Helvetia (heute Helsana). Übernommene Versicherte zahlen bis heute die Helsana-Prämien - wo sie auch effektiv versichert sind.
1996 trat das Krankenversicherungsgesetz (KVG) in Kraft. Damals musste der Smuv eine bisher geschlossene Kollektivversicherung für alle Interessierten öffnen - und fortan führte die Gewerkschaft nicht nur die «Sondereinheit Helsana» mit den höheren Prämien, sondern daneben auch die eigene günstigere Krankenkasse 57 (mit heute 26 000 Versicherten).
Kein Interesse an älteren Genossen
«Der Smuv hat mich verschaukelt», bilanziert Walser heute. Er hat die leidige Sache erst bemerkt, als die Helsana den Management-Vertrag mit dem Smuv auf Befehl der Aufsichtsbehörde per Ende 2003 kündigte. Seither sind er und rund 5200 weitere Betroffene in der Deutschschweiz auch offiziell Helsana-Versicherte. Für rund 6500 welsche Smuv-Kollegen wird der Schritt auf Anfang 2005 vollzogen.
Warum hat der Smuv seine Mitglieder nie aufgefordert, aus der «Sondereinheit Helsana» in die eigene günstige Krankenkasse 57 überzutreten? Kassenleiter Peter Marti betont, diese Smuv-Mitglieder seien in 28 Regionen sehr persönlich betreut worden - und diesen Servicestandard könne die eigene Krankenkasse 57 nicht bieten. Im Übrigen sei der Umstand «in allen Reglementen» erwähnt.
Einen anderen Grund verschweigt Marti: Smuv-Genossen sind mehrheitlich älter und verursachen hohe Gesundheitskosten. Doch an solch teuren Versicherten hatte die eigene Krankenkasse 57 schlicht kein Interesse.
Der Tipp ist klar: Wer für seine Krankenasse nicht zu viel zahlen will, muss das Heft selber in die Hand nehmen - und die Kasse wechseln. Bei der Grundversicherung ist das überhaupt kein Problem.
(em)