Der K-Tipp schickte eine Leseprobe eines Liebesromans an mehrere Zuschussverlage. Die eher dümmliche Handlung: Eine junge Frau betreibt einen Reiterhof und muss sich dabei nicht nur mit schwierigen Kunden und einem charmanten Pferdepfleger herumschlagen, sondern muss auch mit Pferdedieben fertigwerden und ihre Mutter aus den Fängen von Entführern befreien.
Die Reaktionen der Verlage auf die wenig berauschende Buchidee waren überwältigend:
- «Es wäre uns eine Ehre, Ihr Buch herausbringen zu dürfen», schrieb ein Verlag, der sich «Schweizer Literaturgesellschaft» nennt. «Wir sorgen dafür, dass man sich an Sie als Schriftstellerin auch in vielen Jahrzehnten noch erinnern wird.»
- Der Novum-Verlag wiederum fand den ersten Eindruck «sehr vielversprechend».
- Der Spiegelberg-Verlag wollte wissen, ob dieses «interessante Buch» einen autobiografischen Hintergrund habe.
- Der Paramon-Verlag behauptete, von 400 Manuskripten pro Monat suche er «die Perlen» heraus – nur Manuskripte, denen er Marktchancen einräume. Die Buchidee des K-Tipp gehört offenbar dazu. Denn der Verlag schickte sofort einen Vertrag – ohne das ganze Manuskript jemals gesehen zu haben.
Bis zu 24 000 Franken Zuschuss verlangt
Doch der Traum vom eigenen Buch hat seinen Preis: Die fünf Verlage verlangten für die Publikation zwischen 5280 und 24 000 Franken.
Der Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz warnt: «Wir raten von Zuschussverlagen ab, weil sie viel Geld verlangen und Leistungen versprechen, die sie oft nicht alle erbringen», sagt Geschäftsführerin Nicole Pfister Fetz.
So versprachen einige Verlage dem K-Tipp, das Werk an Buchmessen zu präsentieren, es dem Buchhandel anzukündigen und Pressemitteilungen an Radio-, Fernseh- und Presse-Redaktionen zu schicken sowie Kontakt zu Talkshow-Redaktionen aufzunehmen.
Das versprochene Marketing für ein Buch bringt nichts, denn die Buchläden haben mit Zuschussverlagen nichts am Hut: Die grössten Buchhandelsketten Orell Füssli Thalia und Lüthy Balmer Stocker sagen, dass sie in der Regel keine Bücher von Zuschussverlagen verkaufen. Diese Bücher seien oft sprachlich und inhaltlich nicht bearbeitet und unprofessionell beurteilt worden, heisst es etwa bei Orell Füssli Thalia. Und die grossen Medien besprechen kaum Bücher von Zuschussverlagen. Es fehle das Publikumsinteresse, sagt zum Beispiel Andrea Wenger vom Schweizer Radio und Fernsehen.
Problematische Verträge
Weitere Fallstricke lauern in den Verträgen. Beim Paramon-Verlag und im Vertrag der «Schweizer Literaturgesellschaft» steht: «Auflage unbegrenzt, Kosten trägt der Verlag.» Was schön tönt, heisst im Klartext: Der Verlag verpflichtet sich nicht zum Druck einer bestimmten Anzahl Bücher. Der Autor zahlt und weiss nicht mal, was er dafür bekommt. Bei einigen Verlagen ist der Autor erst ab einer gewissen Auflage am Verkaufserlös beteiligt.
Die Verlage sehen das anders. Sie sagen, sie würden eine gute Dienstleistung bieten. Es wäre für die Autoren teurer, Lektorat, Layout, Druck, Vertrieb und Werbung einzeln einzukaufen.
Print on Demand: Günstige Alternative
Doch für die Herausgabe eines Buches braucht man keinen Verlag. Günstiger als eine Zahlung an einen Zuschussverlag ist es, sich eine Druckerei zu suchen und das Buch dann selber zu vertreiben.
Relativ einfach ist auch das Publizieren über einen Print-on-Demand- Dienst: Dabei wird zunächst eine kleine Auflage gedruckt. Später wird ein Buch jeweils nur auf Bestellung gedruckt. So entfallen unnötige Lagerkosten, und man bleibt nicht auf überzähligen Exemplaren sitzen.
Diesen Weg wählte Karin Tanner aus Regensberg ZH: Sie publizierte ihren psychologischen Ratgeber «Alles im Griff» beim Print-on-Demand-Verlag Swiboo. Sie konnte alles selber bestimmen – vom Cover über den Verkaufspreis bis zum Titel. Der Nachteil: Sie zahlte alles aus ihrer eigenen Tasche. Für den Druck zahlte Tanner 20 Franken pro Buch. Sie verkauft es dann für Fr. 24.90 direkt über www. swiboo.ch.
Noch günstiger ist das Publizieren eines E-Books: Wenn der Autor alles selber macht, ist das fast gratis. Bei Amazon erhält ein Autor 35 bis 70 Prozent vom Nettopreis eines jeden verkauften Buches.
Vor der Unterschrift beraten lassen
Hier einige TIpps für einen literarischen Erfolg:
- Machen Sie an Schreibwettbewerben mit.
- Bewerben Sie sich um ein Schreibstipendium.
- Versuchen Sie, kleinere Texte in literarischen Zeitschriften zu platzieren.
- Lassen Sie sich vom Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz beraten, bevor Sie einen Buchvertrag unterschreiben.
- Versuchen Sie es bei kleinen, aber seriösen Verlagen.
- Wählen Sie Alternativen wie E-Books, Eigenverlag oder Print on Demand, wenn Sie sich an ein kleines Publikum richten.
Stellungnahme der Europäische Verlagsgesellschaften GmbH
Die Bücher der "Schweizer Literaturgesellschaft" und des "Paramon-Verlags" werden auch über Buchhandelsketten, namentlich Orell Füssli Thalia und Lüthy Balmer Stocker verkauft.
Die Autoren der genannten Imprints werden immer wieder auch von großen Medien besprochen. Insbesondere der in Ihrem Artikel zitierte Sender SRF hat auf Bücher der genannten Imprints hingewiesen.
Die genannten Verlage verpflichten sich im Vertrag, immer genügend Exemplare zur Auslieferung bereitstellen zu müssen. Die Autoren der genannten Imprints können den Verträgen insbesondere dadurch entnehmen, welche Leistungen ihnen seitens des Verlages zugesagt werden.
Rodja Smolny für Europäische Verlagsgesellschaften GmbH