Der Trick mit dem Serviervorschlag
Viele Lebensmittelhersteller lassen auf den Verpackungen ihrer Fantasie freien Lauf. Damit sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten, drucken sie «Serviervorschlag» drauf. Die Vorschläge sind meist absurd.
Inhalt
K-Tipp 10/2013
22.05.2013
Marco Diener
Pommes Chips und dazu eine ungeschälte Kartoffel? Das schlägt uns die Migros vor. Zusätzlich eine Sonnenblume? Das sollen wir auftischen, wenn es nach Lidl geht. Oder eine zerbröselte Tafel Schoggi ins Schoko-Mües- li? Diese Idee hat Aldi.
Immer häufiger drucken Lebensmittelhersteller den Hinweis «Serviervorschlag» auf ihre Packungen. Doch die Serviervorschläge sind ganz offensichtlich nicht ernst gemeint. Es geht vielme...
Pommes Chips und dazu eine ungeschälte Kartoffel? Das schlägt uns die Migros vor. Zusätzlich eine Sonnenblume? Das sollen wir auftischen, wenn es nach Lidl geht. Oder eine zerbröselte Tafel Schoggi ins Schoko-Mües- li? Diese Idee hat Aldi.
Immer häufiger drucken Lebensmittelhersteller den Hinweis «Serviervorschlag» auf ihre Packungen. Doch die Serviervorschläge sind ganz offensichtlich nicht ernst gemeint. Es geht vielmehr darum, nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Denn dort steht: «Für Lebensmittel verwendete Abbildungen müssen den Tatsachen entsprechen bzw. dürfen nicht zur Täuschung über Natur, Herkunft, Produktionsart, Zusammensetzung, Inhalt und Haltbarkeit der betreffenden Lebensmittel Anlass geben.»
Sinnvoll: Teigwaren mit Sauce abbilden
Wenn also ein Hersteller auf seine Teigwarenpackung ein Bild mit Teigwaren und Tomatensauce aufdruckt, dann ist der Zusatz «Serviervorschlag» sinnvoll. In der Packung hats ja schliesslich keine Sauce. Und man könnte statt einer Tomaten- durchaus eine Fleischsauce servieren.
Doch inzwischen schreiben manche Hersteller auf jede Packung, die ein Bild zeigt, das nicht dem Inhalt entspricht, «Serviervorschlag».
Sinnlos: Suppe mit rohen Pilzen abbilden
Besonders krass ist das bei den Produkten der Migros-Eigenmarken. Zum Beispiel bei der Bon-Chef- Steinpilzcremesuppe: Abgebildet sind rohe Steinpilze. Soll man sie in die Suppe streuen, weils in einem Teller Suppe nicht einmal 1 Gramm getrocknete Pilze hat? Der K-Tipp hätte das gerne von der Migros erfahren. Deshalb stellte er Fragen zu weiteren kritisierten Serviervorschlägen (siehe Bilder rechts).
Die Migros antwortete, der Hinweis werde nur aufgedruckt, «wenn auf der Verpackung das Lebensmittel zusammen mit anderen Erzeugnissen abgebildet ist, die als Beilage serviert werden können». Oder wenn Zutaten abgebildet seien, die so im Produkt nicht enthalten seien – etwa Zimtrinde im Müesli. Aber warum nennt die Migros das «Serviervorschlag»? «Damit wird auf einen bestimmten Geschmack hingewiesen», schreibt sie. «Jeder Konsument weiss, dass er Zimtrinde so nicht essen kann.» Aber der Hinweis «Serviervorschlag» sei in diesem Fall «tatsächlich unnötig».
Coop, Denner, Spar sind zurückhaltender
Im Gegensatz zur Migros verwenden Coop, Denner und Spar den Begriff «Serviervorschlag» mit Bedacht. Trotzdem ist die Migros mit ihren absurden Serviervorschlägen nicht allein: Aldi und Lidl machen auch mit, Beispiele siehe unten. Beide gingen nicht wirklich auf die Fragen des K-Tipp ein. Aldi schreibt: «Mit den Abbildungen möchten wir die Kunden über die Geschmacksrichtungen und mögliche Zubereitungsarten informieren.» Und Lidl: «Der Serviervorschlag dient dem Schutz des Konsumenten vor einer allfälligen Täuschung.»
Vermutlich dient der Zusatz eher dem Schutz der Hersteller. Denn sie gaukeln auf ihren Verpackungen einerseits ein Stück Natur vor, relativieren das andererseits mit dem Aufdruck «Serviervorschlag», um nicht gegen das Gesetz zu verstossen.
Ob ein Gesetzesverstoss vorliegt – das hätte der K-Tipp gerne vom zuständigen Bundesamt für Gesundheit erfahren. Doch dieses verweist an die Kan- tonschemiker. Der Haken: Diese nennen grundsätzlich weder Produzenten- noch Verkäufernamen.