Ronald Schudel (Name geändert) aus Aarau arbeitet in der Marktforschung. Deshalb machte der K-Tipp-Leser kürzlich bei einer telefonischen Meinungsumfrage eines «unabhängigen Instituts in Bern» mit. «Denn ich weiss, wie wertvoll die Teilnahme sein kann», sagt er.
Doch als die Fragen immer persönlicher wurden und er auch nach seinen Versicherungen gefragt wurde, wurde er misstrauisch. Als er auch noch seinen Namen hätte angeben sollen und die Zeit, zu der er am besten erreichbar sei, war für ihn klar: «Da ist etwas faul.»
Ein paar Tage später erhielt er wieder einen Anruf. Diesmal von der Finanzberatungsfirma Pegasos mit Sitz im zürcherischen Geroldswil. Der Berater bedankte sich dafür, dass Ronald Schudel an der Umfrage teilgenommen hatte. «Er wusste auch, wo ich versichert bin», erzählt der K-Tipp-Leser. «Er nutzte also das Wissen aus der Umfrage.»
Roland Schudel ist kein Einzelfall. Die Internetforen sind voll von ähnlichen Berichten: «Zuerst eine telefonische Meinungsforschung, und einige Tage später habe ich plötzlich ein Beratungsgespräch gewonnen.» – «Habe einen Anruf von einer Pegasos-Mitarbeiterin erhalten – sie wollte auf meine Angaben aus der Marktforschungsumfrage eingehen.» – «Habe bei der Meinungsforschung einen falschen Namen angegeben. Hatte seither drei Anrufe. Da sie meinen falschen Namen nennen, erkenne ich sie sofort.»
Hängt man auf, steht bald einer vor der Tür
Die Mitarbeiter von Pegasos wollen vor allem eines: Versicherungen verkaufen. Sie behaupten, die Angerufenen könnten «jährlich 1000 Franken sparen», «die Finanzen optimieren» oder ein «geniales Konzept» kennenlernen. Wer die Anrufer abwimmelt, riskiert, dass sie kurz darauf an der Haustür klingeln.
Pegasos schreibt dem K-Tipp: «Wir erheben keine Daten über Meinungsumfragen oder Marktforschung.» Pegasos habe die Kontaktdaten potenzieller Kunden von spezialisierten Firmen. Diese veranstalten im Internet Wettbewerbe oder schalten Vergleichsrechner auf. Ob die Adressvermittler mit «Umfragen» arbeiten – diese Frage beantwortete Pegasos nicht.
Die Firmen, die auf der Pegasos-Website als «unsere Partner» aufgeführt werden, sind erstaunt. Die Versicherung CSS bestreitet eine Zusammenarbeit: «Wir werden die nötigen Schritte in die Wege leiten, damit dies richtiggestellt wird.»
Die Bâloise verspricht, «den Fall» zu prüfen. Eine solche Vorgehensweise unterstütze man nicht. Auch die Mobiliar und die Swiss Life wollen den Hinweisen nachgehen. Die Allianz sagt über Pegasos: «Deren Geschäftspraktiken sind nicht mit unseren Grundprinzipien und Werten vereinbar. Aufgrund der letzten Erkenntnisse» beende die Allianz «die Zusammenarbeit».
Die Logos der Partnerfirmen sind inzwischen von der Pegasos-Website verschwunden.