Mit einer SIM-Karte des deutschen Mobilfunkanbieters Blau.de können Schweizer beim Telefonieren mit ihrem Handy im Ausland massiv Geld sparen (K-Tipp 5/15 und 7/15). Das Problem: Diese SIM-Karte, mit der man in fast allen EU-Ländern weniger zahlt, kann man nur in Deutschland kaufen. Denn Blau.de verlangt von Kunden zwingend eine deutsche Postadresse – nur dann kann man mit der Karte telefonieren.
Für Schweizer, die nicht nahe der Grenze wohnen oder für Einkäufe nicht Verwandte oder Bekannte in Deutschland einschalten können, gibt es eine andere Lösung: Sogenannte Weiterleitungsdienste dienen dabei als Postfach in Deutschland. Sie leiten eingehende Briefe und Pakete an eine beliebige Schweizer Adresse weiter.
Beispiel: Ein Schweizer Kunde kauft im Internetshop Quelle.de den «Dachstein Freizeitschuh» für umgerechnet rund 118 Franken. Der gleiche Schuh ist bei Quelle.ch 42 Franken teurer. Bei der Bestellung auf Quelle.de gibt der Schweizer Käufer eine Postfachadresse in Deutschland an. Die Schuhe werden an diese Adresse geschickt. Dort nimmt sie der Weiterleitungsdienst in Empfang, verzollt sie und schickt sie an die Schweizer Adresse des Käufers.
Doch wie gut funktioniert die Weiterleitung, und wie teuer sind die Postfächer? Der K-Tipp hat die Preise von sechs grossen Weiterleitungsfirmen verglichen: Europaketshop.ch, Grenzpaket.ch, Liefertraum.ch, Meineinkauf.ch, Paketdiscount.ch und Worldpaketshop.ch.
Resultat: Für Sendungen mit geringem Warenwert, wie den Brief mit der SIM-Karte von Blau.de, ist der Weiterleitungsdienst Meineinkauf.ch am günstigsten. Dieses Unternehmen verlangt pro Sendung pauschal Fr. 14.90. Darin eingeschlossen sind Annahme, Verzollung, Mehrwertsteuer und Versand.
So funktionierts: Nachdem man sich auf der Website Meineinkauf.ch registriert hat, kann man deren Firmenadresse für die eigenen Einkäufe benutzen. Gleichzeitig erhält man auch ein E-Mail-Postfach. Beides ist gratis. Diese Adressen gibt man dann bei allen Einkäufen in deutschen Internetläden an.
So erhält Meineinkauf.ch per E-Mail eine Kopie aller Bestellungen und kann sie nach Eingang dem jeweiligen Kunden zuordnen und weiterleiten. In der K-Tipp-Stichprobe dauerte die Weiterleitung der Ware vom deutschen Postfach in die Schweiz rund drei Tage.
Die deutsche Mehrwertsteuer kann man bei Meineinkauf.ch nicht zurückfordern. Für Sendungen mit höherem Warenwert sind deshalb die Dienste Grenzpaket.ch und Liefertraum.ch am günstigsten. Der Grund: Im Gegensatz zu Meineinkauf.ch rechnen diese zwei Firmen nicht pauschal, sondern detailliert ab. So kann man mit dem entsprechenden Formular die deutsche Mehrwertsteuer zurückfordern. Sie beträgt immerhin 19 Prozent.
Der Nachteil bei den Diensten Grenzpaket.ch und Liefertraum.ch: Sie verlangen fürs Weiterleiten der Sendung eine Grundgebühr von 35 Franken, dazu kommen mindestens 7 Franken fürs Porto bei der Schweizer Post. Das heisst: Grenzpaket.ch und Liefertraum.ch lohnen sich ab einer Einkaufssumme von etwa 250 Franken.
Bei grossen und sperrigen Produkten sind die Preisunterschiede zwischen Schweizer und deutschen Shops besonders gross. So kostet das Sofa «DS-450» von De Sede in der Schweiz bis zu 9300 Franken, in Deutschland jedoch nur 6900 Franken (K-Tipp 20/14). Die genannten Spezialfirmen leiten auch solche Produkte weiter.
Übrigens: Wer in der Nähe der deutschen Grenze wohnt, kann sich die hohen Gebühren für die Weiterleitung sparen und die Sendungen ans Postfach gleich selber abholen. Ausnahme: Bei Meineinkauf.ch ist dies nicht möglich.